Verliert Castrop-Rauxel seine einzige Geburtsstation? Das sagen Rochus-Hospital und der Ex-Chefarzt

Gerüchte um Kreißsaal-Schließung am Rochus: Eine schwere Geburt
Lesezeit

Rund 600 Geburten wird es im Jahr 2024 im St. Rochus Hospital in Castrop-Rauxel gegeben haben. Doch von der Katholischen St. Paulus Gesellschaft, die auch in Dortmund zwei Krankenhäuser betreibt, ein Bekenntnis zur Zukunft der Klinik für Frauenheilkunde, die neben dem Kreißsaal die Gynäkologie einschließt, zu bekommen, ist eine schwere Geburt. Steht dessen Zukunft auf dem Spiel?

In Castrop-Rauxel kursieren gerade unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gerüchte um eine mögliche Schließung des Bereichs, der als ein Aushängeschild des über 150 Jahre alten Krankenhauses gilt. Und das, obwohl es bei den Leistungszuweisungen durch das NRW-Krankenhausgesetz eigentlich eine Zusage gab, Frauenheilkunde und Entbindung weiter zu betreiben.

Hintergrund ist eine Tendenz, dass Krankenhaus-Verbünde mehr und mehr Dienstleistungen bündeln. Das ist auch einer der zentralen Punkte in der Krankenhausreform von Bundes-Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Tenor: An den Standorten, wo etwas mit besonderer Expertise gemacht wird, soll gebündelt werden. Dafür sollen defizitäre Bereiche anderswo geschlossen werden. Der Trend geht weg vom klassischen Alleskönner-Krankenhaus in jeder Stadt.

Anfang September sprach Geschäftsführer Clemens Galuschka von der Trägergesellschaft des Rochus gut 20 Minuten vor der Castrop-Rauxeler Politik im Betriebsausschuss 2. Er soll dort gesagt haben, dass das Rochus eine Gynäkologie und Entbindungsstation weiterhin betreiben dürfe. Die Betonung lag auf dürfe. Mehr soll er dazu nicht ausgeführt haben. Die Frage, ob man sie auch weiterführen will, blieb offen. „Es gab keine konkreten Aussagen“, sagt die Ausschussvorsitzende Katrin Lasser-Moryson. „Auch auf Nachfrage nicht.“

Keine Schließung zum Jahresende

Bei der zweiten Sitzung, die ganz bewusst in den Räumen des Rochus abgehalten wurde, hieß es vor wenigen Wochen vom Standortleiter Axel Westermann, es gebe keinen neuen Sachstand. Eine Schließung zum Jahresende habe er allerdings dementiert, so Lasser-Moryson.

Auf Nachfrage dieser Redaktion schrieb Krankenhaus-Sprecher Holger Böhm vor einigen Tagen das: „Seitens der Leistungszuweisungen durch das NRW Krankenhausgesetz ist die Geburtshilfe in Castrop-Rauxel gesetzt und der weitere Betrieb nicht infrage gestellt.“ Das klingt schon positiver, aber auch ein wenig nach einem überspezifischen Demento.

Der alte und der neue Chefarzt: Dr. Michel Glaßmeyer (l.) und Dr. Christoph Hemcke.
Der alte und der neue Chefarzt: Dr. Michel Glaßmeyer (l.) und Dr. Christoph Hemcke. © Ronny von Wangenheim

Außerdem gibt es im Klinikwesen wie in der Wirtschaft generell durchaus Fälle, wo bis kurz vor der Schließung einer Station nichts gesagt wird und dann von jetzt auf gleich die Schließung umgesetzt wird. Auch die Intensivstation am Rochus-Hospital soll im Jahr 2024 zumindest phasenweise geschlossen worden sein, wird gemunkelt.

„Geburtshilfe voll besetzt“

Was gegen die Abteilung Frauenheilkunde sprechen könnte: Sie ist defizitär. Bisher leistete man sie sich auch aus Gründen der Außendarstellung. „Es ist politisch gewünscht, dass es in Castrop-Rauxel eine Entbindungsstation gibt“, sagt der ehemalige Chefarzt Dr. Michael Glaßmeyer, seit jeher ein interner Lobbyist. Vielleicht hat sich intern die Sachlage geändert, seit er nicht mehr da ist. Ein Mann, dessen Wort im Rochus Gewicht hatte.

Im anderen Krankenhaus der Europastadt, dem EvK, gibt es zwar eine Gynäkologie, aber schon lange keine Entbindungsstation mehr. Bei einem Ende im Rochus würden also bis auf die wenigen Hausgeburten keine Kinder mehr in Castrop-Rauxel auf die Welt kommen.

Glaßmeyer, den wir zu diesen Gerüchten kontaktierten, glaubt nach eigener Aussage nicht an ein Ende der Entbindungsstation: „Fakt ist: Es gibt keine Entscheidung und keine Bestrebung in diese Richtung.“

Glaßmeyers Nachfolger heißt Dr. Christoph Hemcke, ist aber anders als sein Vorgänger nicht nur im Rochus tätig, sondern auch Chefarzt in gleicher Position in Dortmund-Hörde. Der Klinikverbund ist inzwischen deutlich (zusammen-)gewachsen. „Personell ist die Geburtshilfe voll besetzt, das gilt sowohl für die Hebammen als auch für Ärzteschaft und Pflegepersonal“, erklärt Krankenhaus-Sprecher Holger Böhm.

Aus Mitarbeiterkreisen ist zu hören, dass es bis zumindest in den Februar hinein Dienstpläne gibt.

Die Entbindungsstation der Klinik für Frauenheilkunde im Rochus-Hospital: Drei Kreißsäle und eine Neugeborenenstation gehören dazu.
Die Entbindungsstation der Klinik für Frauenheilkunde im Rochus-Hospital: Drei Kreißsäle und eine Neugeborenenstation gehören dazu. © Tobias Weckenbrock (A)