Neuer Chefarzt am Rochus-Hospital Castrop Christoph Hemcke freut sich über KI und den BVB

Christoph Hemcke: So tickt der neue Chefarzt am Rochus-Hospital
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Diesmal schließt noch Dr. Michael Glaßmeyer die Tür auf, hinter der es zu den Kreißsälen geht. Mit ihm unterwegs ist Dr. Christoph Hemcke. Für den einen gibt es noch die eine oder andere Abschiedsumarmung, für den anderen freundliche Begrüßungsworte. Ab 1. Juni ist Hemcke Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am St.-Rochus-Hospital Castrop-Rauxel.

Der Job ist nicht neu für den 53-Jährigen. Christoph Hemcke ist seit 2010 in gleicher Position am St.-Josefs-Hospital in Dortmund-Hörde tätig. Und das wird er auch bleiben. Die Katholische St. Paulus Gesellschaft will durch eine zwei Standorte übergreifende Leitung erweiterte Kompetenzen gewinnen.

In beiden Kliniken wurde das Personal aufgestockt. Christoph Hemcke will 50 Prozent seiner Zeit in Castrop-Rauxel, 50 Prozent in Hörde verbringen. Und jederzeit erreichbar sein.

Alles, was Patientinnen an der Castrop-Rauxeler Klinik schätzen, werden sie weiterhin in Anspruch nehmen können. Also auch die onkologische Ambulanz. Michael Glaßmeyer betont das besonders: Einige Patientinnen hätten schon nachgefragt.

Da-Vinci-Roboter für Operationen

Christoph Hemcke kann in Hörde zum Beispiel auf einen Da-Vinci-Roboter für Operationen zurückgreifen. „Ein verlängerter Arm des Operateurs“, so beschreibt er das Gerät. Übergreifende OP-Planung nennt er als weiteres Beispiel, das Spektrum der angebotenen Untersuchungen und Therapien könne breiter aufgestellt werden: „Das ist für die Patientinnen eine gute Sache.“

Dr. Christoph Hemcke vor einer Wand mit vielen Babyfotos.
Dr. Christoph Hemcke vor einer Wand mit vielen Babyfotos. Zwischen 800 und 900 Babys kommen im Jahr im Rochus zur Welt. © Ronny von Wangenheim

Gemeinsam mit Michael Glaßmeyer steht er jetzt in einem der Kreißsäle: Dieser ist dem Element Feuer zugeordnet, wie man an den Bildern an den Wänden erkennt. Hinter den Türen mit dem Wasser- und Erd-Symbol bereiten sich Paare gerade auf die Geburt vor. „Er übernimmt den schönsten Kreißsaal im Ruhrgebiet“, sagt Glaßmeyer und lacht. „Ich habe jetzt die zwei schönsten Kreißsäle im Ruhrgebiet“, sagt Hemcke.

Der alte und der neue Chefarzt: Dr. Michel Glaßmeyer (l.) und Dr. Christoph Hemcke.
Der alte und der neue Chefarzt: Dr. Michel Glaßmeyer (l.) und Dr. Christoph Hemcke. © Ronny von Wangenheim

Zwischen 800 und 900 Kindern kommen im Jahr im Rochus zur Welt. Längst nicht alle sind aus Castrop-Rauxel. Aus dem Dortmunder Westen, den Randgebieten von Bochum, Herne, Recklinghausen – auch von hier kommen werdende Eltern. In Hörde sind es aktuell zwischen 1000 und 1100 Babys im Jahr.

Geburtshilfe ist der eine Teil der Arbeit an der Klinik. Frauenheilkunde der zweite. Knapp 3000 Fälle wurden im Jahr 2021 abgerechnet, informiert Glasmeyer. Patientinnen, die ein Kind bekommen haben, Patientinnen, die behandelt oder auch operiert wurden. Vereinzelt auch Patienten: Ein Prozent aller Brustkrebsfälle sind männlich. Dazu kamen rund 6700 ambulante Patienten-Kontakte. Neun Ärztestellen gibt es.

Entscheidung in Sambia

Zurück zu dem neuen Chefarzt: Wie kam Christoph Hemcke zur Gynäkologie? Arzt werden wollte er schon früh, so erzählt er, aber lange sah er sich als Chirurg. Die Wende kam bei einem halbjährigen Aufenthalt in Sambia im mittleren Süden Afrikas. „Da habe ich nur noch Geburtshilfe gemacht“, erzählt er. Und zu Hause in Deutschland ist er dabei geblieben.

„Es ist ein sehr abwechslungsreiches Fach“, sagt Hemcke. Geburtshilfe und Chirurgie – beides gehört dazu. Als seine Schwerpunkte nennt er Laparoskopie (Bauchspiegelung), Urogynäkologie und plastische Beckenbodenrekonstruktion. Die kann notwendig werden, wenn Frauen unter Harninkontinenz leiden. „Das wird zunehmen“, sagt der Gynäkologe – eine Folge des demografischen Wandels.

Künstliche Intelligenz in der Medizin

Was denkt der Arzt über KI in der Medizin? Die sei längst angekommen. Röntgenbilder können durch KI ausgewertet werden, Kinder im Mutterleib können so per Ultraschall vollautomatisch vermessen werden.

Wie in Hörde mit dem Da-Vinci-Roboter können Operationen unterstützt werden. „Da sind wir gut aufgestellt“, sagt er. Aber: „Der Roboter spart kein Personal ein. Er macht eine Operation sicherer und schmerzärmer. Bis ein Roboter Menschen ersetzt, wird es noch Jahrzehnte dauern.“

Michael Glaßmeyer (l.) und Christoph Hemcke in dem Raum, der früher zur Kapelle des Krankenhauses gehörte. Heute gehen hier die Türen zu den Kreißsälen ab.
Michael Glaßmeyer (l.) und Christoph Hemcke in dem Raum, der früher zur Kapelle des Krankenhauses gehörte. Heute gehen hier die Türen zu den Kreißsälen ab. © Ronny von Wangenheim

Und wie ist Christoph Hemcke privat? Der Dortmunder sieht sich als Kind des Ruhrgebiets. Deshalb kam er nach dem Studium unter anderem in Mainz für die Fachausbildung wieder zurück ins Ruhrgebiet. Geboren wurde er 1969 in der Klinik in Hörde, in der heute Chefarzt ist. Von klein auf ist er Fan des BVB und steht bei Spielen regelmäßig auf der Südtribüne. Seine vier Kinder sind „alle vernünftig erzogen“, sprich ebenfalls schwarz-gelbe Fans, sagt Christoph Hemcke.

Die Geburt der Kinder habe er nicht als Arzt, sondern als Vater begleitet, erzählt er weiter. Beim vierten Kind, einer Tochter, fand diese sogar zu Hause statt. Die Kinder sind teilweise noch schulpflichtig, auch ein junger Schäferhund zählt zur Familie, die in Kirchhörde wohnt. „Ich bin jede Menge unterwegs für meine Familie, da trifft man mich in ganz Dortmund an“, sagt er.

Castrop-Rauxel kennt er noch nicht so gut. Im verwinkelten Krankenhaus lerne er sich gerade noch zurechtzufinden. „Ich verlaufe mich noch manchmal.“ Mit den Kindern war er früher mal im Schiffshebewerk Henrichenburg. „Die Stadt muss ich noch kennenlernen“, sagt Christoph Hemcke. Am Mittwoch (24.5.) geht es in die Stadtmitte. In St. Lambertus findet ein Gottesdienst mit anschließender Verabschiedung von Dr. Michael Glaßmeyer statt. Da ist „der Neue“ natürlich auch dabei.

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