
© Tobias Weckenbrock
Riesiges Feedback: Meine Kirche ist nicht tot, aber sie muss sich ändern
Unter uns
Es dauerte nur ein paar Stunden, schon hatte ich zwei Dutzend Rückmeldungen. Tenor: Danke für diesen mutigen Kommentar. „Ich gebe den Dank zurück, an alle, die mit mir kämpfen“, schreibt unser Autor.
Ist diese Glaubensgemeinschaft zu retten? Die katholische Kirche erschüttert unter jedem neuen Gutachten, unter jedem neuen Skandal in ihren Grundfesten. Mitglieder wollen austreten, wie eine Recherche beim Amtsgericht ergab: Wochenlang gibt es keinen freien Termin, um sein Austrittsersuchen dort in die Tat umzusetzen.
Vor dem Hintergrund ist es ermutigend, dieses Feedback, das bis gestern nicht abbrach: Es gibt, das steht unter dem Strich, (noch) sehr viele Menschen, die eine andere als diese Skandal-Kirche im Alltag erlebt haben und bis heute erleben. Für sie wie für mich ist Kirche ein Hort, eine Heimat, Lebenshilfe und Ruhepol in einer rasenden Gesellschaft.
Dass dieses Bild parallel zu all dem medienwirksamen Unheil von Kindesmissbrauch und Vertuschung läuft, das weiß ich heute, nach dem ungewöhnlich großen Echo, noch mehr als vorher. Seit 25 Jahren schreibe ich journalistische Texte, aber so viel Zustimmung wurde noch keinem zuvor jemals zuteil.
Wir aber, die wir uns angesprochen und abgeholt fühlten, dürfen uns darauf nicht ausruhen. Wir tragen nicht die Schuld am Schlamassel, aber sollten uns trauen, uns zu „outen“. Wir dürfen das Böse nicht verschweigen, müssen Transparenz, Sühne und Bestrafung fordern. Und wir müssen den Kern dessen, was wir erleben, in den Vordergrund stellen. Sonst wird die Gemeinschaft so klein, dass sie kein Erlebnis mehr ist. Erst recht nicht für unsere Kinder und deren Kinder.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
