Neue Direktorin am Amtsgericht Castrop-Rauxel „Ich kann immer das machen, was ich für richtig halte“

Von Jona Pasquale
Yvonne Schmuck-Schmiedel ist neue Direktorin am Amtsgericht
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Ursprünglich wollte Yvonne Schmuck-Schmiedel gar nicht Juristin werden. Stattdessen fing sie nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester an. Nun aber ist die 43-Jährige seit dem 20. Oktober die neue Direktorin des Amtsgerichts in Castrop-Rauxel. Wie kam es denn dazu?

Die Juristin muss lachen, als sie hierzu befragt wird. Dann erzählt sie, dass sie die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester nur begonnen habe, weil sie nicht so recht wusste, wie es nach der Schule weitergehen soll. Doch schon nach wenigen Monaten habe sie abgebrochen. Weil sie damals festgestellt habe: „Im Krankenhaus krieg’ ich einen Koller.“ Natürlich musste dann eine Alternative her. Yvonne Schmuck-Schmiedel entschied sich, Jura zu studieren, tat das erst in Bonn und später dann in Köln.

Weg schien fast unerreichbar

Während des Studiums schien der Weg auf die Richterbank für die mittlerweile zweifache Mutter jedoch fast unerreichbar. „Ich habe während des Studiums nie daran gedacht Richterin zu werden. Ehrlich gesagt bin ich mit dem Gedanken groß geworden, Richter werden nur Kinder von Richtern.“

Schmuck-Schmiedel war die Erste in ihrer Familie, die studierte. Und während ihres Referendariats erkannte sie, dass der Beruf der Richterin ihr deutlich näher liegt, als sie es ursprünglich gedacht hatte. Die 43-Jährige wurde – nach einem kurzen Abstecher in der Wirtschaft – also Richterin am Amtsgericht in Recklinghausen, wechselte später ans Landgericht Bochum und arbeitete im Justizministerium. Bis sie sich schließlich, mit Erfolg, auf die da noch freie Chefinnen-Stelle am Amtsgericht Castrop-Rauxel bewarb.

Der Haupteingang des Amtsgericht Castrop-Rauxel.
Der Haupteingang des Amtsgerichts Castrop-Rauxel. © Robert Wojtasik

Viel Zeit hatte die Juristin, die am Niederrhein lebt, bislang noch nicht, um die Europastadt kennenzulernen. Schließlich seien gerade die ersten Wochen in ihrem neuen Job vollgepackt mit Arbeit gewesen. „Ich versuche nun aber, eine Beziehung zur Stadt zu entwickeln – gerade durch die Mitarbeiter vor Ort“, sagt sie.

Großes Gerechtigkeitsempfinden

Heutzutage kämpft die Richterschaft händeringend um Nachwuchs, da immer weniger Juristen Richter werden möchten. Auf die Frage, warum Schmuck-Schmiedel sich für diesen Beruf begeistern kann und konnte, überlegt die Direktorin des Amtsgerichts kurz und antwortet dann: „Weil ich immer das machen kann, was ich für richtig halte.“

Sie erzählt, dass ihr bereits in der Schule ein großes Gerechtigkeitsempfinden attestiert wurde. „Immer wenn ich fand, dass etwas in der Schule total ungerecht oder schiefläuft, war ich diejenige, die interveniert hat.“ Einer ihrer Lehrer schlug ihr einen Beruf im Rechtswesen vor. Und dieser Vorschlag blieb im Hinterkopf.

„Ich finde nicht immer die Wahrheit“

Der Richterberuf stellt Schmuck-Schmiedel aber auch immer wieder vor ein Problem. „Denn das heißt nicht, dass ich immer die Wahrheit finde oder dass ich immer Gerechtigkeit schaffen kann“, erklärt sie. „Aber ich habe die Möglichkeit, den Beteiligten auf Augenhöhe zu begegnen und mir anzuschauen, was denn dahinter steckt und zumindest den zugrundeliegenden Streit zu schlichten.“

Einen besonderen Anreiz in der richterlichen Arbeit sieht die 43-Jährige daher in dem Aufklären von unklaren Auseinandersetzungen. Denn genau diese Fälle sind diejenigen, die besonders gründlich zu bearbeiten sind. Für Schmuck-Schmiedel gilt daher: „Hinter dem, was ich am Ende aufs Papier bringe, stehe ich auch.“

Neben dieser Aufgabe erfüllt sie vor allem der Umgang mit den Menschen innerhalb und außerhalb der Gerichtsmauern.

Das Amtsgericht Castrop-Rauxel.
Der neue Arbeitsplatz von Yvonne Schmuck-Schmiedel: Das Amtsgericht Castrop-Rauxel. © Tobias Weckenbrock

Die Direktorin nimmt neben Aufgaben der Rechtsprechung auch verwaltungsrechtliche Aufgaben wahr – etwa die Dienstaufsicht über die Beschäftigten des Amtsgerichts. Yvonne Schmuck-Schmiedel erklärt, dass ungefähr 60 Prozent ihrer Arbeit in der klassischen Rechtsprechung lägen und sie die restliche Zeit mit reinen Verwaltungsaufgaben beschäftigt sei. Diese berufliche Abwechslung schätze sie sehr.

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