
Kommentator Alexander Spieß vor der Tierklinik AniCura. © Jörg Gutzeit
Ärztemangel in der Tierklinik: Der Beruf des Veterinärs muss attraktiver werden
Meinung
Der Tierklinik AniCura gehen die Ärzte aus. Das ist nicht nur ein reines Nachwuchsproblem. Es gibt weitere Gründe.
Wer schon mal mit seinem Kater oder seinem Hund in der Tierklinik AniCura war, kennt das: Auf dem Parkplatz und im Wartezimmer an der Straße Am Stadion in Recklinghausen herrscht ein chronischer Belagerungszustand. Man könnte meinen, die Klinik ist die einzige ihrer Art weit und breit. Und genau das ist sie ja auch.
Besonders schlimm ist es an den Wochenenden. Und trotzdem wirkt das Personal stets freundlich und voll konzentriert auf das eigene kleine Drama mit dem lieben Haustier. So weit zumindest meine persönliche Erfahrung.
Das ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hoch anzurechnen. Doch der permanente Ausnahmezustand fordert seinen Tribut. In der heutigen Zeit sind weniger Menschen bereit, sich für ihren Beruf aufzuopfern. Die Prioritäten haben sich verschoben. Galt es früher als Ausweis einer funktionierenden Karriere, die eigenen Kinder nur am Wochenende zu Gesicht zu bekommen, so ist das heute anders. Zum Glück. Viele Menschen möchten sich in ihrem Leben selbst verwirklichen, auch jenseits des Arbeitsplatzes. Ein attraktiver Job muss heute mehr bieten als endlose Nachtschichten.
Zusätzlich zur permanent hohen Belastung der Tierärzte kommt ein vergleichsweise geringer Verdienst, zumindest, wenn man den einschlägigen Gehaltsvergleichsportalen im Internet glauben kann. Diese Mischung aus viel Arbeit und relativ geringem Einkommen macht den Beruf unattraktiv. Auf diese Weise geraten Branchen oder einzelne Arbeitgeber im Kampf um die weniger werdenden Absolventen schnell ins Hintertreffen.
Ist davon überzeugt, dass das Leben selbst die besten und bewegendsten Geschichten liefert. Man müsse nur aufmerksam zuhören, beobachten und die richtigen Fragen stellen. Glaubt immer noch, dass es eine gute Idee ist, jenseits der 40 Handball zu spielen. Ist in der Region gerne mit dem Rad unterwegs. Dortmunder Junge, verheiratet, Vater von zwei Söhnen.