
Sehen derzeit keine Alternative zum Aus für den Wochenend-Notdienst: Geschäftsführerin Anne Charlotte Henn (l.) und Klinikmanagerin Antje Terdenge, hier mit Hündin Suse. © Jörg Gutzeit
Tierklinik AniCura stellt Notdienst am Wochenende ein – Managerin benennt die Gründe
Tierhalter in Sorge
Es geht nicht mehr, sagt Chefarzt Berthold Menzel. Die Tierklinik AniCura in Recklinghausen stellt zum Oktober ihren Notdienst am Wochenende ein. Das hat Konsequenzen für viele Tierbesitzer.
Viele Jahre lang war die Tierklinik AniCura im Gewerbegebiet Am Stadion eine stets geöffnete Anlaufstelle für alle Menschen auch mit weiterer Anreise, deren Hund, Katze oder Hamster erkrankt waren. Die Klinik hatte an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr geöffnet. Also immer. Das wird sich zum 1. Oktober ändern.
Mit dem neuen Monat stellt die Tierklinik ihren Notdienst an den Wochenenden ein. Auf seiner Homepage teilt das Tierkrankenhaus mit: „In der Zeit von Freitag 24 bis Montag 8 Uhr bleibt die Klinik geschlossen.“ Beibehalten wird der nächtliche Notdienst „unter der Woche“ ab 19 Uhr. Zu den Gründen für die Kürzung der Zeiten äußert sich Klinikmanagerin Antje Terdenge: „Wir können den Notdienst am Wochenende in unserem Dienstplan nicht mehr darstellen.“ Mit anderen Worten: „Es fehlt das Personal.“ Gerade Tierärzte seien Mangelware. So würden bis Februar vier der derzeit 18 Tierärztinnen und Tierärzte die Tierklinik AniCura verlassen. Die Gründe seien laut Klinikmanagerin Terdenge ganz verschieden: „Ein Kollege geht in den Ruhestand, ein anderer tritt ein Forschungsprojekt in der Schweiz an, jemand anderes macht sich selbstständig.“
Neue Kräfte seien allerdings kaum in Sicht. Gerade bei den Veterinären sehe es derzeit mau aus auf dem Markt, schlage der Fachkräftemangel voll durch. Antje Terdenge: „Sie finden vor allem kaum noch Tierärzte, die auch nachts arbeiten wollen.“ Dabei würde die Klinik jedes Wochenende geradezu überrannt. Und das auch deshalb, weil viele Kliniken im Umland in der Vergangenheit ganz geschlossen oder zumindest ihre Notdienste eingestellt hätten. Die Folge: Die Tierklinik AniCura in Recklinghausen zieht Kunden und Patienten nach eigenen Angaben aus einem Radius von rund 100 Kilometern an.
„Werden jedes Wochenende überrannt“
Auch Chefarzt Berthold Menzel, bis vor wenigen Monaten auch noch Geschäftsführer der Klinik, schlägt Alarm: „Unsere Mitarbeiter brechen aufgrund der Überbelastung zusammen. Wir werden jedes Wochenende regelrecht überrannt.“ Drei Tierarztstellen seien nicht besetzt.

Anlaufstelle für Tierhalter nicht nur aus Recklinghausen: die Tierklinik AniCura in Recklinghausen. © Jörg Gutzeit
Auch psychisch sei die Belastung fürs Personal enorm. „Unsere Zentrale weiß Bescheid und arbeitet mit Hochdruck daran, dass wir zusätzliches Personal bekommen“, sagt Tierklinik-Managerin Antje Terdenge. Sollten mehrere Stellen neu besetzt werden können, sei es durchaus denkbar, dass die Tierklinik ihren Wochenend-Notdienst wieder aufnimmt. Zudem böten auch andere niedergelassene Ärzte zumindest stundenweise Notdienste an.
Bis dahin müssen Tierbesitzer mit verletzten oder ernsthaft erkrankten Tieren zumindest an Wochenenden wesentlich weitere Fahrten in Kauf nehmen. Antje Terdenge: „Es gibt Kliniken bei Düsseldorf, in Duisburg oder auch in Bielefeld.“
Tierfreunde in und um Recklinghausen sehen das Ende des Wochenend-Notdienstes bei der Tierklinik AniCura mit einigem Schrecken auf sich zukommen. „Das finden wir sehr schlimm“, schreibt eine Userin auf der Facebookseite der Tierklinik. Eine andere schreibt in Erinnerung an ein vor vier Jahren in der Tierklinik gerettetes Tier: „Ich mag nicht dran denken, was ohne nächtlichen Wochenend-Notdienst gewesen wäre.“
Ist davon überzeugt, dass das Leben selbst die besten und bewegendsten Geschichten liefert. Man müsse nur aufmerksam zuhören, beobachten und die richtigen Fragen stellen. Glaubt immer noch, dass es eine gute Idee ist, jenseits der 40 Handball zu spielen. Ist in der Region gerne mit dem Rad unterwegs. Dortmunder Junge, verheiratet, Vater von zwei Söhnen.