
© Ronny von Wangenheim
Real-Schließung: Kaddafi Tasdemir kämpft um sein Feinkost-Geschäft
Einzelhandel
Wenn Real in Castrop-Rauxel schließt, ist das auch das Ende für Kaddafi Tasdemirs Feinkostgeschäft. Viel Energie und Geld hat er hineingesteckt. Er kritisiert: „Real und Globus ignorieren mich.“
Es sind traurige Tage für Kaddafi Tasdemir (39). Viel Herzblut, Energie und Geld hat er in sein Geschäft SK Feinkost gesteckt. Seit 14 Jahren ist der Familienbetrieb im Real-Markt an der Siemensstraße ansässig, 2017 hat Kadaffi Tasdemir übernommen und damals noch einmal groß investiert. Der Wechsel von Real zu Globus bedeutet jetzt das Aus.
Tasdemir kämpft, auch mithilfe eines Anwalts, gegen die Kündigung seines Vertrags, der eigentlich noch bis Juli 2023 läuft. Jetzt sollte für ihn am 31.12. 2021 Schluss sein. Vieles hat er sich überlegt, hat davon gesprochen, nicht aus seinem Laden herauszugehen, sich notfalls von der Polizei hinaustragen zu lassen. Er hat Real und Globus geschrieben, hat Bürgermeister Rajko Kravanja um Unterstützung gebeten, wie er erzählt. „Was mich fertig macht, die ignorieren mich“, sagt er.
Jetzt baut er doch ab, lagert Theken, maßgeschneiderte Einrichtung, Kühlung, Geräte und anderes ein. Was passieren würde, wenn er bis zum 13. Januar, dem letzten Verkaufstag bei Real, weitermachen würde, ob dann einfach seine Ladeneinrichtung von anderen abgebaut würde, das alles könne er nicht abschätzen, so erzählt er.
Hoffnung bleibt, dabei zu sein, wenn Globus im Herbst öffnet
Generell: Die Risiken sind zu groß, sagt Tasdemir im Gespräch mit dieser Redaktion. Klein gegen Groß, der Kampf sei schwierig zu gewinnen. Allein herauszufinden, wie die Übernahme von Real zu Globus rechtlich geregelt sei, wer also für was verantwortlich sei, so bestätigt auch sein Anwalt, sei mehr als schwierig. Ganz aufgegeben hat der Castrop-Rauxeler aber nicht.
Noch hofft Tasdemir. Hofft vor allem, dass er am Standort bleiben kann, auch wenn der Globus-Markt irgendwann im Herbst eröffnet. Er kritisiert: „Niemand spricht mit mir.“ Und das bei allen Kontaktversuchen sowohl mit Real, angefangen vom Einspruch gegen die Kündigung, als auch mit Globus.
Irgendwann war dann noch Hoffnung. „Ein Globus-Vertreter hat mir vor Ort zwei Ladenlokale angeboten. Der eine war 28 Quadratmeter groß, der passte nicht. Den anderen mit 70 Quadratmetern wollte ich haben. Da hätte ich auch noch mal investiert.“ Doch der versprochene Anruf von Globus sei nicht gekommen, so sagt er weiter, auf seine Anrufe hin habe er nur erfahren, man wisse von nichts.
Stammkunden werden auf den neuen Standort verwiesen
In den letzten Tagen vor dem Jahreswechsel hat Kaddafi dies erzählt. Zwischendurch bedient er, verkauft Garnelen, Oliven und verschiedene Cremes in seinem modern gestalteten Ladenbereich. Die Stühle sind beiseite geräumt. Vor Ort essen und trinken, dieses Angebot hat er wegen der Corona-Pandemie eingestellt. Mit über den Ladentisch geht immer auch ein Flyer. Mit ihm verweist Tasdemir auf seinen neuen Standort.
Er befindet sich im Kaufland im Einkaufszentrum Widumer Platz in der Altstadt. Ursprünglich wollte er dort schon im Oktober eröffnen. Doch es fehlte eine Baugenehmigung. „Ich hatte schon keine Hoffnung mehr, dass es 2022 klappt“, sagt er. Aber jetzt hatte Kaufland gute Nachrichten für ihn. Nach dem Umbau will er nun im Februar eröffnen.
„Wir bleiben ihnen treu“, sagt ein älteres Ehepaar, das jede Woche den Feinkost-Laden besucht. Andere, so erzählt Tasdemir, haben schon gesagt, der neue Standort sei ihnen zu weit weg. Der neue Laden wird kleiner sein, vieles von der Ladeneinrichtung könne er nicht übernehmen.
Kampf um Entschädigung geht weiter
„Wir können die Zukunft nicht planen“, sagt er. Der finanzielle Schaden sei groß. Wenn es nicht doch noch klappt mit dem Verbleib an der Siemensstraße: Dann gilt sein Kampf auch einer angemessenen Entschädigung und der Übernahme von Umzugskosten.
Warum genau Kaddafi Tasdemir mit seinem SK Feinkost nicht übernommen wird, konnte unsere Redaktion auf Anfrage nicht erfahren. Stefan Ewerling, Leiter Expansion bei Globus, verweist darauf, dass der Standort an das Globus-Markthallen-Konzept angepasst werde.
Sechs ehemalige Real-Konzessionäre bleiben
Er erklärt: „Globus-typisch werden wir dafür einen großzügigen Eigenproduktionsbereich mit hauseigener Metzgerei, Bäckerei und Gastronomie installieren, wodurch der Einbau von Produktionsbereichen wie etwa Vorbereitungsräumen, Backstube und Wurstküche nötig werden. Insbesondere der Bereich in der Vorkassenzone wird sich daher stark verkleinern. Das hat zur Folge, dass wir leider nicht alle bisherigen Mieter im Markt übernehmen können. Mit einigen haben wir dennoch erfolgreich Gespräche geführt, sodass wir inzwischen von sieben Mietflächen sechs mit ehemaligen Real-Konzessionären besetzen konnten.“
Bis zum 13. Januar läuft der Verkauf im Real-Markt. „Alles muss raus, darunter auch Warenbestände aus dem Lager“, heißt es in einer Pressemitteilung von Real vom Dienstag (4.1.) „Im gesamten Markt wird es jetzt noch einmal weitere, drastische Preisnachlässe geben.“
Der Markt wird bis zur Schließung auch weiterhin regulär für die Kunden
in Castrop-Rauxel geöffnet bleiben. Im Anschluss wird der Markt an Globus übergeben. Globus wird danach umfassend renovieren. „Vom Fußboden bis zum Dach“, wie der jetzige Real- und künftige Globus-Geschäftsleiter Dominik Trieba gegenüber unserer Redaktion berichtete. Globus spricht davon, „den ehemaligen Real-Standort in Castrop-Rauxel bis zum dritten Quartal 2022 grundlegend zu revitalisieren“.