Am Montag wollen sie ihrem Ärger Luft verschaffen: Zahlreiche Mitarbeiter bei Real an der Siemensstraße haben angekündigt, sich am Protest gegen den Mutterkonzern, die Metro AG, zu beteiligen. Am Vormittag fahren sie gegen 10 Uhr mit einem Bus nach Düsseldorf ab. Vorher aber hat sich politische Prominenz angekündigt, um den Protest am frühen Morgen vor Ort zu unterstützen.
So soll der Streiktag der Real-Beschäftigten ablaufen
Verdi hat alle Beschäftigten des SB-Warenhauses Real für Montag, 26. November, zu bundesweiten Streiks aufgerufen. Mit der ganztägigen Arbeitsniederlegung setzen sich die Streikenden für die Anwendung des Verdi-Flächentarifvertrages auf die 34.000 Beschäftigten des Unternehmens ein. Vor der Düsseldorfer Zentrale des Metro-Konzerns, zu dem Real gehört, werden am Montagmittag mehrere tausend Beschäftigte zu einer Streikversammlung erwartet. Frank Bsirske, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Werner Klockhaus und Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger werden dabei die Streikenden über das Verhalten des Metro-Konzerns im Tarifkonflikt informieren. Zur Streikversammlung vor der Konzernzentrale ist auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil eingeladen, um zu den Beschäftigten zu sprechen. Mit dabei sind außerdem die beiden Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Thomas Dommel von der Metro Logistics Germany und Xaver Schiller von der Metro C+C.Nach Bürgermeister Rajko Kravanja (SPD) und seiner Parteigenossin aus dem Landtag, Lisa Kapteinat, hat sich nun auch der Schweriner Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe solidarisch erklärt. Kurz vor dem Wochenende teilte Schwabes Recklinghäuser Büro mit, dass er und die 16 SPD-Abgeordneten aus dem Ruhrgebiet die Beschäftigten der Real SB Warenhäuser bei ihrem Kampf gegen die Tarifflucht des Mutterkonzerns Metro unterstütze – und das schon seit Juni. Seine Solidarität mit der Belegschaft habe er in einem Schreiben an den Betriebsrat des Castrop-Rauxeler Real-Marktes „erneuert“, heißt es. „Ein gutes Lohnniveau, und damit auch auskömmliche Lebensbedingungen für die Real-Beschäftigten und ihrer Familien, dürfen nicht der Wettbewerbsfähigkeit geopfert werden“, so der Castrop-Rauxeler. „Die einseitige Kündigung des ausgehandelten Tarifvertrags mit der Gewerkschaft Verdi durch den Arbeitgeber ist für mich ein Zeichen, dass die Metro nicht nur Tarifflucht begeht, sondern auch ein Zwei-Klassen-System für die Beschäftigten schaffen will.“ Das sei „völlig inakzeptabel“. Schwabe will wie Kravanja am Montagmorgen vor Ort mit den Mitarbeitern sprechen.
Die Metro AG bezeichnet den inzwischen offiziell angekündigten Streik als schädlich und sinnlos: „Verdi schadet mit dem Streik sowie dem Aktionstag im laufenden Weihnachtsgeschäft dem Unternehmen und damit auch den Mitarbeitern“, lässt sich Henning Gieseke, Manager bei der Real GmbH, zitieren. „Der unrealistischen Forderung nach einer Rückkehr in den Verdi-Flächentarifvertrag werden wir nicht nachkommen, da bei Real gültige Tarifverträge angewendet werden“, ergänzt sein Managerkollege Patrick Müller-Sarmiento laut Unternehmens-Mitteilung.
Umstrittene Gewerkschaft DHV
Damit spielt er auf einen mit der umstrittenen Gewerkschaft DHV ausgehandelten Tarifvertrag an. Diese gilt als deutlich arbeitgebernäher als Verdi und stimmte Tarifen zu, die um 20 bis 30 Prozent unter den bisherigen liegen. Damit will die Metro deutlich an Gehaltskosten sparen. Mitarbeiterin und Betriebsrats-Mitglied Désirée Simon bezeichnete das im Gespräch mit unserer Redaktion vergangene Woche als „Aufhübschen der Braut“, um sie – also das ganze Real-Paket mit fast 300 Geschäften und rund 34.000 Mitarbeitern – zu verkaufen. Die Ickernerin, die seit 20 Jahren bei Real arbeitet, sagte vergangene Woche im Gespräch mit unserer Redaktion: „Was die letzten drei Jahre passiert, ist schlichtweg eine Schweinerei.“
Laut Regional-Sprecher Karsten Rupprecht von Verdi mangelt es der DHV sowohl an Mitgliedern als auch an Tariffähigkeit. Ein schwebendes Gerichtsverfahren zeige das. Verdi hoffe auf einen Käufer von Real, der sich mit „richtigen Tarifparteien“ an den Tisch setze. In Düsseldorf wird am Montag unter anderem Verdi-Chef Frank Bsirske vor den wohl Tausenden Mitarbeitern sprechen.
Mit einer Rückkehr zum Flächentarifvertrag von Verdi befürchte die Metro AG, auf nicht wettbewerbsfähige Kostenstrukturen zurückgeworfen zu werden. Die Wertschöpfung sei erhöht, die Kosten gesenkt worden. Man habe die Personalkosten an das branchenübliche Niveau angeglichen, neuen Mitarbeitern zahle das Unternehmen immer noch mehr als viele Wettbewerber. 3600 neu abgeschlossene Arbeitsverträge zeigten, dass Real auch in Zeiten von Hochkonjunktur und Vollbeschäftigung nach wie vor als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werde.
Real-Manager Henning Gieseke machte deutlich, man habe Vorkehrungen getroffen, dass die Märkte trotz des Streiks am Montag regulär öffnen und die Kunden wie gewohnt ihren Einkauf tätigen könnten. Zwischen 7 und etwa 10 Uhr wird es am Parkplatz an der Siemensstraße aber wahrscheinlich etwas wehriger als an normalen Montagen.

Beate Curtis, Desiree Simon und Vorsitzender Dennis Walter (v.l.) vom Real-Betriebsrat in Castrop-Rauxel zeigen sich kämpferisch. © Carsten Sander
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.

Jahrgang 1979. Kind der Metropole Ruhr. Seit 2017 für Sie im Dortmunder Westen vor Ort. Nah an den Menschen und immer neugierig.
