
© Dieter Düwel
Radwege-Check zwischen Merklinde und Gerthe: für Radfahrer „sehr bedrohlich“
Episode 3
Wer mit dem Rad auf der Gerther Straße und dem Bövinghauser Hellweg unterwegs ist, muss ständig auf der Hut sein. Andreas von Pronay zeigt, was den Weg so gefährlich macht. Und: eine Lösung ist in Sicht.
Andreas von Pronay wohnt seit vielen Jahren in Merklinde. Er fährt oft mit dem Rad über Gerthe nach Bochum. Aber dabei fühlt er sich gar nicht wohl: „Vor allem der starke Lkw-Verkehr auf dem Bövinghauser Hellweg macht mir zu schaffen, da es keinen Radweg gibt.“

Andreas von Pronay wünscht sich mehr Sicherheit für Radfahrer in Merklinde. © privat
Wir nahmen seine Einladung zu einer Testfahrt gern an und haben uns die Strecke genauer angesehen.
Gleich an der Ampelkreuzung B235/Gerther Straße in Merklinde wird deutlich, dass hier reger Autoverkehr herrscht. Lkw, Busse und Pkw bewegen sich, von Norden oder Süden kommend, in Richtung Bochum.
Radfahrer scheinen aber auf dem kombinierten Geh-Radweg entlang der Gerther Straße sicher zu sein. Der Weg ist als solcher durch Verkehrsschilder und unterschiedliche Pflasterungen gekennzeichnet.

Reger Lkw-Verkehr herrscht neben dem Radweg an der Gerther Straße. © Dieter Düwel
Bei genauerem Hinschauen wird allerdings deutlich, dass der Radweg nicht den Straßenbaurichtlinien entspricht. Mit einem Meter Breite ist er auf jeden Fall zu schmal. Auf der linken Seite befinden sich Parkstreifen und auf der rechten Seite müssen Radfahrer die zahlreichen Einfahrten zwischen den Häusern passieren.
Die Probleme liegen auf der Hand. Wenn Autos in die Einfahrt einbiegen, ist der Radfahrer durch die parkenden Autos verdeckt. Weitere Gefahren entstehen durch Beifahrer, die unachtsam ihre Autotüren öffnen, und auch durch Autos, die aus den Einfahrten kommen und nicht immer auf den Radverkehr achten.
Ungefähr 200 Meter nach der Einmündung der Lindenstraße endet der Geh-Radweg und Radfahrer müssen sich in den starken Autoverkehr einreihen. Wahrlich kein Vergnügen! Andreas von Pronay erklärt die größte Gefahr für die Radfahrer: „Sehr viele Lkw verkehren hier von morgens bis abends auf dem Weg zum Bochumer Gewerbegebiet.“

Radfahrer müssen sich am Ende des Radwegs in den Verkehr einordnen. © Dieter Düwel
Sobald den Radfahrern der Zugang zur Hauptverkehrsstraße gelungen ist, wartet eine langgezogene, sehr unübersichtliche Rechtskurve auf sie. Lkw und Busse können hier die Radler nicht überholen. Das ist erst nach der Kurve möglich – falls kein Gegenverkehr herrscht.
Von Pronay erklärt, warum sich Radler oft unsicher fühlen: „Die Fahrzeuge müssen sich hinter den Radlern einordnen und auf eine passende Gelegenheit zum Überholen warten. Das tun aber längst nicht alle. Oft wird der seitliche Sicherheitsabstand nicht eingehalten, was sehr bedrohlich ist.“

Unser freier Mitarbeiter Dieter Düwel fährt selbst gern und viel mit dem Rad. Nun checkt der ehemalige Lehrer vom EBG Radwege in Castrop-Rauxel. © Leonie Sauerland
Lösung in Sicht?
Der 72-Jährige hält eine Entschärfung der Situation für dringend notwendig, ist aber skeptisch: „Vermutlich scheitert das aber auch daran, dass beide Städte, Castrop-Rauxel und Bochum, beteiligt werden müssen.“
Möglicherweise ist die Skepsis gar nicht so angebracht. Nach Aussage beider Pressestellen soll die ehemalige Bahntrasse parallel zum Bövinghauser Hellweg zu einem gemeinsamen Geh- und Radweg ausgebaut werden.
Dazu der Bochumer Pressesprecher Thomas Sprenger: „Zunächst soll auf Bochumer Gebiet der Abschnitt zwischen der Dieselstraße und der Bövinghauser Straße bearbeitet werden. Die erforderlichen Umweltgutachten liegen bereits vor, sodass grundsätzlich mit der konkreten Ausbauplanung begonnen werden und ein Ausbau zeitnah erfolgen könnte.“
Uta Stevens, Pressesprecherin der Stadt Castrop-Rauxel, weist darauf hin, dass der Ausbau der alten Bahntrasse als Lückenschluss und Aufwertung der Radwege „Grüne 8“ und der Lothringer Straße eine Maßnahme innerhalb des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) Merklinde ist.
Der Bürgerverein „Wir sind Merklinde“ beschäftigt sich auch seit langer Zeit mit dieser Problematik. Vorsitzender Willi Müller begrüßt das Vorhaben ausdrücklich: „Ein Radweg von und nach Gerthe ist schon lange ein Wunsch der Merklinder. Die alte Bahntrasse bietet sich dafür geradezu an.“
Allerdings werden Planung und Ausbau derzeit durch die Ansiedlung eines Unternehmens an der Bövinghauser Straße verzögert. Laut Thomas Sprenger ist hier mit starkem Lkw-Verkehr zu rechnen, der bei der Gestaltung der Bövinghauser Straße berücksichtigt werden muss: „Ein genauer Zeitpunkt für den Ausbau des Geh- und Radweges kann daher aktuell noch nicht benannt werden.“
Dieter Düwels Fazit im Radwege-Ckeck:
Unsere Testfahrt hat gezeigt, dass sowohl auf dem kombinierten Geh- und Radweg an der Gerther Straße als auch auf dem Bövinghauser Hellweg erhebliche Gefahren auf die Radfahrer lauern. Vor allem der starke Lkw-Verkehr führt immer wieder zu riskanten Überholmanövern, unter denen die Radler leiden. Ein getrennter Radweg entlang der alten Bahntrasse wäre eine ideale Lösung, die dem Radverkehr mehr Sicherheit bringen würde.
Melden Sie uns Ihre Problem-Strecke
Welche relevante Radweg-Strecke in Castrop-Rauxel bereitet Ihnen Sorgen? Dieter Düwel fährt sie gern in unserem Radwege-Check mit Ihnen ab. Melden Sie sich: castrop@lensingmedia.de / Betreff: Radwege-CheckIn Castrop-Rauxel geboren und in der Heimatstadt geblieben. Schätzt die ehrliche und direkte Art der Menschen im Ruhrgebiet. Besonders interessiert am Sport und den tollen Radwegen im Revier.
