Friedhelm Markus ist passionierter Radler und mit dem Radwegenetz in Castrop-Rauxel vertraut.

© Dieter Düwel

Radwege an der Bochumer Straße – keine Einladung zur Mobilitätswende!

rnEpisode 2

Viele Castrop-Rauxeler fahren täglich mit dem Pkw zur Arbeit nach Bochum. Wie sicher können sich Radfahrer auf dem Weg bis zum Eselsberg fühlen? Unsere Testfahrt ist Episode 2 im Radwege-Check.

Castrop-Rauxel

, 10.04.2022, 08:55 Uhr

Zugegeben, der Weg von der Castroper Altstadt nach Bochum ist recht beschwerlich, wenn man nicht mit dem E-Bike unterwegs ist. Vom Altstadtring aus geht es ständig bergauf, vor allem am Eselsberg.

Aber ist das der einzige Grund, warum die meisten Pendler immer noch das Auto vorziehen? Wie sieht es mit der Sicherheit für Radler aus? Wo lauern eventuell Gefahren? Wir testen die Strecke vom Altstadtring bis zum Eselsberg zusammen mit dem passionierten Radler Friedhelm Markus, Episode 2 in unserem Radwege-Check.

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Der geborene Castrop-Rauxeler Friedhelm Markus formuliert zu Beginn der Testfahrt seine Erwartungen: „Ich wünsche mir für unsere Stadt und ihre Verbindungswege zu den Nachbarstädten einladende Straßenverhältnisse, wie sie dann auch eine Einladung zur Mobilitätswende wären.“

Der Weg beginnt mit der „Marterstrecke“

Sehr einladend ist der Einstieg zur Strecke nach Bochum wahrlich nicht. Beim Einstieg in die Bochumer Straße am ehemaligen Eingang der Zeche Erin benötigen Radfahrer, die vom Altstadtring kommend links in Richtung Bochum fahren wollen, volle Konzentration, viel Geschick und eine Portion Glück, wenn sie mit den tiefen Spurrillen und Bodenwellen im Kreuzungsbereich fertig werden wollen.

In dem Kreuzungsbereich Bochumer Straße / Karlstraße machen tiefe Spurrillen und Bodenwellen den Radfahrern das Leben schwer.

In dem Kreuzungsbereich Bochumer Straße / Karlstraße machen tiefe Spurrillen und Bodenwellen den Radfahrern das Leben schwer. © Dieter Düwel

Die „Marterstrecke“, die sogar Autofahrer seit Jahren auf die Nerven geht, soll im Zuge der Sanierung des Altstadtrings beseitigt werden. Das Projekt sollte schon 2021 über die Bühne gehen. Bis es endlich dazu kommt, heißt es für Radler weiterhin: „Lenker gut festhalten!“

Man kann allerdings den Gefahrenbereich meiden, wenn man den kombinierten Rad-Gehweg am Altstadtring nimmt und die beiden Ampelbereiche passiert. Achtung: beim Überqueren der Karlstraße absteigen!

Wenn man den Kreuzungsbereich unbeschadet passiert hat, muss man sich leider in den regen Autoverkehr einreihen. Es gibt keinen Radweg. Platz dafür wäre vorhanden, der wird aber von parkenden Autos besetzt.

Friedhelm Markus sieht hier neues Gefahrenpotenzial: „Unmittelbar hinter dieser Kreuzung parken am Straßenrand schon Pkw, sodass bei dieser extremen Verengung der Fahrbahn gar kein verkehrssicherer Raum für Radfahrer bleibt.“

An der Bochumer Straße ist zwischen parkenden und fahrenden Autos kaum Platz für Radfahrer.

An der Bochumer Straße ist zwischen parkenden und fahrenden Autos kaum Platz für Radfahrer. © Dieter Düwel

Nur kurz können Radfahrer sicher fahren

Zwischen den Einmündungen der Straßen Klothkamp und Grüner Weg können Radfahrer etwas aufatmen und sich sicherer fühlen, was angesichts des starken Autoverkehrs auch dringend nötig ist. Hier kann man den einzigen Radfahrstreifen in Richtung Bochum befahren.

Damit ist es enttäuschenderweise schnell vorbei. Der Radweg geht in einen Parkstreifen über und die ersten Autos zwingen die Radler, sich wieder in den Autoverkehr einzugliedern. Friedhelm Markus bemerkt: „Hier ist es einfach sehr eng zwischen den parkenden und fahrenden Autos.“

Er appelliert an die Straßenplaner: „An der Bochumer Straße müssen die Bereiche entschärft werden, wo Radfahrer in den fließenden Verkehr zurückgeführt werden.“

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Das trifft auch auf den letzten Teil unserer Teststrecke zu. Am Eselsberg besteht zwar ein Tempolimit von 50 km/h, aber nicht alle Autofahrer halten sich daran. Ein Radweg existiert nicht. Offensichtlich werden Radfahrer als Verkehrshindernis gesehen. Riskante Überholmanöver sowie der dabei nicht eingehaltene Mindestabstand lassen vor allem bei nicht sehr erfahrenen Radfahrern Unsicherheit aufkommen.

Die Schillerstraße am Stadtgarten ist für Fußgänger und Radfahrer frei.

Die Schillerstraße am Stadtgarten ist für Fußgänger und Radfahrer frei. © Dieter Düwel

Als Alternative zu der für Radfahrer recht gefährlichen Bochumer Straße hat sich in den letzten Jahren die parallel verlaufende Schillerstraße angeboten. Der Abschnitt zwischen Glückauf- und Cottenburgstraße ist für Radler und Fußgänger frei. Hier sind oft ältere Menschen mit Rollatoren und junge Familien auf dem Weg zum Spielplatz im Stadtgarten unterwegs. Daher sollte der Appell an die Radfahrer sein: „Bitte langsam fahren!“

Unser freier Mitarbeiter Dieter Düwel fährt selbst gern und viel mit dem Rad. Nun checkt der ehemalige Lehrer vom EBG Radwege in Castrop-Rauxel.

Unser freier Mitarbeiter Dieter Düwel fährt selbst gern und viel mit dem Rad. Nun checkt der ehemalige Lehrer vom EBG Radwege in Castrop-Rauxel. © Leonie Sauerland

Dieter Düwels Fazit im Radwege-Check:

Bis auf die 300 Meter Radfahrstreifen sind Radfahrer auf der Bochumer Straße stark unfallgefährdet unterwegs. Zu oft müssen sie sich in den starken Autoverkehr eingliedern. Dabei kann der Platz zwischen parkenden und fahrenden Autos sehr eng sein. Abhilfe könnte geschaffen werden, wenn die Parkstreifen in Radwege umgewidmet würden.

Stadtplaner haben das offensichtlich auch erkannt. Das Nahmobilitätskonzept der Stadt Castrop-Rauxel sieht den fahrradgerechten Ausbau der Bochumer Straße vor. Wenn es dazu kommen sollte, könnten vielleicht doch mehr Pendler zwischen Castrop-Rauxel und Bochum aufs Rad umsteigen.

Melden Sie uns Ihre Problem-Strecke

Welche relevante Radweg-Strecke in Castrop-Rauxel bereitet Ihnen Sorgen? Dieter Düwel fährt sie gern in unserem Radwege-Check mit Ihnen ab. Melden Sie sich: castrop@lensingmedia.de / Betreff: Radwege-Check