Die Gründer der Bürgerinitiative auf der Wiese hinterm Hallenbad. Sie setzen sich dafür ein, dass die Fläche nicht versiegelt wird (v.l.): Anne Lehwald, Anke Groenewoud, Peter Stengel und Ewald Hoffmann.

Die Gründer der Bürgerinitiative auf der Wiese hinterm Hallenbad. Sie setzen sich dafür ein, dass die Fläche nicht versiegelt wird (v.l.): Anne Lehwald, Anke Groenewoud, Peter Stengel und Ewald Hoffmann. © BI Rettet die Hallenbadwiese

Bürgerinitiative protestiert gegen Super-Spielplatz an Castrop-Rauxels Hallenbad

rnSpielplatz-Pläne

Der Super-Spielplatz am Castrop-Rauxeler Hallenbad ist ein Herzensprojekt der Stadtspitze. Sie treibt es mit viel Bürgerbeteiligung voran. Doch die schlägt nun auch in die andere Richtung aus.

Castrop-Rauxel

, 23.05.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sechs Seiten hat ein Schreiben, das die Castrop-Rauxeler Bürgerin Anne Lehwald aufgesetzt hat und mit dem Titel „Rettet die Hallenbadwiese“ überschrieben ist. Bei diesem Namen handelt es sich sogar um eine Bürgerinitiative, die am 12. Mai gegründet wurde.

Sechs Castrop-Rauxelerinnen und Castrop-Rauxeler haben unterschrieben. Sie wollen den Super-Spielplatz in der jetzt geplanten Form auf der Wiese hinter dem Hallenbad nicht haben.

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Am sogenannten Stadtmittelpunkt, also der geografischen Mitte Castrop-Rauxels, soll nach Plänen der Stadt ein zentraler Spielplatz entstehen. Die Stadt hatte sich mit der Politik von einem Gießkannenprinzip bei der Verteilung von Geldern auf Spielplätze bewusst getrennt und hier einen Schwerpunkt gesetzt: Man wollte einen Erlebnis-Spielplatz schaffen, der Familien aus der ganzen Stadt anlockt, und alle Generationen und verschiedene Vereine und Gruppierungen einbeziehen.

Das Hallenbad (rechts im Bild) verdeckt vom Stadtmittelpunkt aus den neuen Spiel- und Bewegungspark, der auf der Wiese entstehen soll.

Das Hallenbad (rechts im Bild) verdeckt vom Stadtmittelpunkt aus den neuen Spiel- und Bewegungspark, der auf der Wiese entstehen soll. © nts Ingenieursgesellschaft

So soll aus dem jetzigen Kinderspielplatz und Bolzplatz ein Spiel- und Bewegungspark werden: mit Korfballanlage, Streetball-Feld, neuem Bolzplatz, Beachvolleyball, Boulebahn, einem sogenannten Pumptrack für Mountainbikes, BMX und Roller, Fitness- und Kraftsport-Geräten mit Fokus auf Callisthenics und Parkour-Freunde. Spielgeräte für Kinder sind natürlich auch vorgesehen.

Durch eine intensive Bürgerbeteiligung in Workshops kamen Vereine, aber auch Kinder, Jugendliche und Seniorenvertreter hinzu. Sie alle brachten ihre Ideen und Wünsche ein. So wurden die Anforderungen an die Fläche größer. Im Endeffekt überplante das Ingenieurbüro nts die Fläche, brachte viele Interessen ein, was allerdings womöglich auf Kosten der Größe der einzelnen Bestandteile geht. Mehr als eine Million Euro, weite Teil aus Fördertöpfen, soll hier verbaut werden.

„Über 5 Hektar Fläche zubetoniert und versiegelt“

Laut der Bürgerinitiative aber vor allem auf Kosten der Grünflächen. In ihrem sechsseitigen Schreiben an den Bürgermeister heißt es: „Über 5 Hektar Grünfläche sollen verschwinden, zubetoniert und versiegelt werden. (...) Die Planungen sind unserer Auffassung nach in sich widersprüchlich und rechtlich bedenklich. (...) Insbesondere der Anwohnerschutz, Naturschutz und Klimaschutz werden durch die vorliegende Planung konterkariert.“

Bei den Mitgliedern der BI handelt es sich laut Peter Stengel, einem der Vertreter, vor allem um Anwohner. Anne Lehwald engagiert sich sonst unter anderem noch für den BUND Ostvest, das Repair Café und gegen den Ausbau der 5G-Technologie in Castrop-Rauxel.

Gemeinsam befürchten sie Altlasten auf der Fläche, die beim Umbau zutage treten könnten, und neue Belastungen durch Lärm und Müll, wenn ein neuer Park viele Menschen aus der ganzen Stadt und auch darüber hinaus anlocke. „Wir fordern, Teile des Landschaftsschutzgebietes Castroper Holz davor zu schützen, zu einem zentralen, überregionalen Freizeitpark im Stil eines Gysenberg-Parks oder Wischlingen zu werden“, heißt es im Offenen Brief an den Bürgermeister, der unserer Redaktion vorliegt.

Anne Lehwald engagiert sich jetzt gegen einen Super-Spielplatz am Hallenbad. Sie ist gegen die Versiegelung von Flächen und steht einer Bürgerinitiative „Rettet die Hallenbadwiese“ vor.

Anne Lehwald engagiert sich jetzt gegen einen Super-Spielplatz am Hallenbad. Sie ist gegen die Versiegelung von Flächen und steht einer Bürgerinitiative „Rettet die Hallenbadwiese“ vor. © Archiv

„Wir halten diese Planung für eine aus der Zeit gefallene Stadtentwicklung des Flächenverbrauchs!“, schreibt die BI. „Das Vorhaben ist völlig überdimensioniert und ein tiefer Eingriff in Natur und Umwelt. Es kann nur mit der Planung des Prestigeprojekts ‚Neue Mitte‘ erklärt werden. Die jahrzehntelang gescheiterten Bemühungen der Stadt, eine Neue Mitte ‚zu erfinden‘, zeugt [sic] von einer Rückwärtsgewandtheit in die 1960er-Jahre.“

BI will Gespräch mit Bürgermeister

Die BI fordert konkret ein Gespräch mit Bürgermeister Rajko Kravanja ein. Vorher will sie sich in die Öffentlichkeit begeben, die bisher eher von einer Ideenschmiede für den Super-Spielplatz geprägt war. Der Widerstand soll sich unter anderem bei einem Infostand beim Rauxeler Frühlingsmarkt am Samstag (29. Mai, 11 bis 17 Uhr) auf dem Vorplatz von Bestatter Melzner (Ecke Bahnhofstraße / Schulstraße) aufbauen.

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