
© Tobias Weckenbrock
Polizei 80 Minuten lang nicht vor Ort beim Verkehrschaos in Castroper Altstadt
Biesenkamp
Ein Gelenkbus fährt sich in der Castroper Altstadt fest. Daraufhin entwickelt sich ein Verkehrschaos. Zehn Busse stauen sich dahinter auf. Und die Polizei? Die ist 80 Minuten lang nicht vor Ort.
Mitarbeiterinnen der Diakonie regeln in der Castroper Altstadt den Verkehr: Was versicherungstechnisch im Schadensfall vermutlich zum Problem hätte werden können, hat am Montagvormittag den beschränkten Verkehrsfluss einigermaßen gerettet.
Die Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter der Diakonie waren im Einsatz, nachdem ein Bus beim Versuch gescheitert war, vom Markt kommend in den Biesenkamp einzubiegen. Sie organisierten, dass sowohl Autos vom Marktplatz als auch die Pkw, die von der Dortmunder Straße und der Wittener Straße in die Einbahnstraße Biesenkamp einfuhren, weiterfahren konnten.
Hätte es diese Hilfe nicht gegeben, hätte sich ein noch viel längerer Rückstau gebildet. Und der war schon einigermaßen kapital: Bis zum Rochus-Hospital reichte die Schlange der Busse, die auf der Busspur eine verlängerte Pause einlegen mussten. Für sie war eine Umleitung über die Dortmunder Straße und die Straße „Am Bennertor“, über die die Autos abfließen konnten, keine Option: Beide Straßen und vor allem die Kurven hinein sind zu eng.
Aber was war überhaupt geschehen? Ein Bus der Bogestra war offenbar falsch in die Mühlenstraße eingefahren und hatte dabei die Umleitungen von der Lönsstraße in die Widumer Straße übersehen. Hintergrund: Die Familienkirmes versperrt seit Donnerstag die Straße Am Stadtgarten. Das sorgt für größere Änderungen des Verkehrsflusses in der Sackgassen-Altstadt.
Busfahrer wollte wie die Autos fahren
Nun wollte der Fahrer den Ausweg suchen, der für Pkw ausgeschildert ist: an der Sparkasse vorbei und dann links in den Biesenkamp. Aber dort scheiterte er an der engen Kurvenausfahrt. Hinten eine Betonmauer, vorne ein großes und fest montiertes Verkehrsschild. Der Bus schrappte mit dem Heck an der Mauer entlang und schaffte die Kurve trotzdem nicht. Das Schild blieb in der Ziehharmonika hängen. Dann ging es gegen 11 Uhr weder vor noch zurück. Der Biesenkamp und die Straße Am Markt an der Eisdiele waren verstopft.
Gelenkbus versursacht Verkehrschaos in Castrop
Mitarbeiterinnen der Diakonie griffen beherzt ein: Katharina Krees, Nicole Chrobok und Robin Wöhlke von der Tagespflege im Wichernhaus regelten zusammen den Verkehr, der aus beiden Richtungen, zum Teil über den Gehweg zwischen der Marktfrau-Statue und dem Sonnenstudio entlang zum Bennertor abfloss. Viele Autofahrer, die verwirrt waren, dankten den Frauen und dem Chef der Tagespflege durchs runtergefahrene Fenster.
„Als wir gesehen haben, dass Autos versuchten, sich am Biesenkamp über den Gehweg am Lichthaus vorbei zu quetschen, haben wir uns entschieden, hier einzugreifen“, so Katharina Krees im Gespräch mit unserer Redaktion. „Besser so als gar nicht.“
Polizei: „Zu viel zu tun“
Die Polizei ließ sich hier 80 Minuten lang nicht blicken: Erst um 12.20 Uhr sagte die Leitstelle auf Anfrage unserer Redaktion, man habe gerade Einsatzfahrzeuge hingeschickt. Vorher habe man „zu viel zu tun“ gehabt. Auch die Wache im Erin-Park sei für Busfahrer und Augenzeugen, wie sie vor Ort berichteten, nicht verfügbar gewesen.
Gegen 12.10 Uhr hieß es von einem anderen Busfahrer vor Ort, die Feuerwehr komme nun, um hier die Verkehrsregelung irgendwie zu übernehmen. Das Schild müsse weg, aber man könne es gerade nicht selbst abflexen: Weder habe man das Werkzeug an Bord, noch gehöre es den Busgesellschaften. Da müsste die Stadt oder der EUV ran.

Schilder abgeflext, kein Bus, kein Stau mehr zu sehen: Das Verkehrschaos in der Castroper Altstadt endete am Montag nach rund 90 Minuten. © Tobias Weckenbrock
Gegen 12.20 Uhr rückte die Feuerwehr an, fuhr durch, flexte das dicke Schild ab und der festsitzende Bus konnte weiter fahren – mit einem dicken Lackschaden zwar, aber fahrtüchtig. Der Stau löste sich gegen 12.30 Uhr, da kam gerade ein Streifenwagen der Polizei an – und fuhr nach kurzer Zeit weiter.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
