
© Tobias Weckenbrock
Diakonie rettet Altstadt-Verkehr: Wo war die Polizei?
Meinung
90 Minuten lang regelten am Montag zwei Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter der Diakonie den Verkehr in Castrop. Die Polizei: kam erst, als es vorbei war. Ein schlechtes Zeugnis!
Das war grotesk: Da regelten Katharina Krees, Nicole Chrobok und Robin Wöhlke in Jacken mit Diakonie-Logo den Verkehr in der Altstadt, der sonst wohl in einem heillosen Chaos versunken wäre. Als die Polizei kam, war das 90-Minuten-Spektakel gerade vorbei.
So war das am Montagvormittag in Castrop. Und die Menschen, mit denen man rund um die Szenerie ins Gespräch kam, fragten – zurecht: Wo ist die Polizei? Als wir die Pressestelle der Kreispolizeibehörde in Recklinghausen anriefen, hieß es: „Wir haben gerade Besuch vom Innenminister, wir können nicht.“ Als wir daraufhin die Leitstelle anriefen, um Infos zu bekommen, hieß es: „Wir hatten viel zu tun, haben jetzt aber Einsatzkräfte hingeschickt.“
Das war um kurz nach 12 Uhr, also mehr als eine Stunde, nachdem ein Gelenkbus sich am Biesenkamp festgefahren hatte. Als eine Schlange von gut einem Dutzend Linienbussen dahinter auf Weiterfahrt wartete.
Als Krees, Chrobok und Wöhlke schon über eine Stunde lang darin glänzten, die Autofahrer wechselseitig in die Straße „Am Bennertor“ abzuleiten. Viele von ihnen nickten freundlich oder dankten durchs Fenster.
Gelenkbus versursacht Verkehrschaos in Castrop
Man müsse bei verschiedenen Lagen priorisieren, hieß es von der Polizei. Klar, ein vermeintlicher Kokain-Fund am Kanal mag brisanter sein als ein feststeckender Bus ohne Fahrgäste. Aber man kann den Menschen, die hier das Chaos mitgemacht haben, nicht vermitteln, dass kein Personal da ist, um es aufzulösen. Auf die Polizei will und muss sich der Bürger einfach verlassen können.
Bestnote mit Sternchen für die beherzte Diakonie. Der Polizei aber muss man ein „mangelhaft“ geben.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
