Pläne für Kita Neubau spalten die Henrichenburger
Auf ehemaligem Friedhof
Beim geplanten Neubau einer AWo-Kindertagesstätte auf dem früheren Friedhofsgelände an der Hedwig-Kiesekampstraße in Henrichenburg stehen sich Befürworter und Gegner kompromisslos gegenüber. Das wurde bei einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend im Maximilian-Kolbe-Haus mit rund 100 Besuchern deutlich.

Der geplanter Neubau eines Kindergartens auf einem ehemaligen Friedhofsareal spaltet die Henrichenburger. Das zeigte eine Infoveranstaltung im Maximilian-Kolbe-Haus am Donnerstagabend, 16. April.
Während alle beteiligten Projektakteure – Stadtverwaltung, katholische Kirche, AWo und die Steinfurter Investorengruppe BIB – den zügigen Neubau eines Kindergartens an diesem sensiblen Standort aus verschiedenen Gründen als quasi alternativlos hinstellten, warfen ihnen eine Reihe von entschiedenen Gegnern "Pietätlosigkeit, Unverschämtheit und Geschichtsvergessenheit" vor.
Gestützt wurde die Argumentation der Befürworter in der zeitweise sehr hitzigen und polemischen Diskussion von einer Reihe zumeist jüngerer Mütter, die durch eine Bauverzögerung die Zukunft ihrer Kinder in Gefahr sahen.
Gegner: Sollen Kinder "mit Kniescheiben oder Schienbeinen spielen"?
Als Hauptwortführer der Gegner trat der Anwohner Frank Bönte auf. Er bemängelte das Handeln über die Köpfe der Anlieger hinweg sowie den fehlenden Willen der Beteiligten, nach Alternativen Ausschau zu halten. Verbaler Höhepunkt war seine Bemerkung unter Hinweis auf das jüngste Rattenproblem an dem städtischen Kindergarten: "Ich weiß nicht, ob es gesünder für Kinder ist, wenn sie mit Kniescheiben oder Schienbeinen spielen."
Anke Theissing als Geschäftsführerin des Bauträgers BIB aus dem münsterländischen Laer, stellte das planerisch schon weit fortgeschrittene zweigeschossige Projekt vor, das die BIB auf zunächst 20 Jahre an die AWo vermietet, anschließend aber bei fehlendem Bedarf auch in Seniorenwohnungen umwandeln kann. Gebraucht würden 592 Quadratmeter Nutz- und 1254 Quadratmeter Außenfläche.
Das Ganze funktioniere nur mit diesem Investorenmodell, da die AWo als Träger nicht selbst bauen könne. Vom Widerstand zeigte Anke Theissing sich sichtlich irritiert und überrascht, drohte zeitweise sogar die Contenance zu verlieren: „Meinen Sie den Hundeplatz mit der Hundescheiße?“ fuhr sie einen der Gegner unter Verweis auf den heruntergekommenen Zustand des Grundstücks an.
Unterstützt wurde Theissing vom Technischen Beigeordneten Heiko Dobrindt, der feststellte, dass die Belegungsrechte auf dem Friedhofsstück 1975 bei der Eingemeindung Henrichenburgs abgelaufen gewesen seien. Vor diesem Hintergrund sowie der politischen Beschlusslage befürwortete er in einem Abwägungsprozess den Neubau. Dabei erntete er allerdings reichlich Widerspruch. Ungeklärt blieb, ob tatsächlich alle Liegerechte abgelaufen sind, da angeblich noch ein 1947 auf 99 Jahre gepachtetes Grab besteht.
Weitere Bürgeranhörung geplant
Anwohnerin Leonore Schröder bestritt zudem unter Hinweis auf den Erhalt des ehemaligen Lambertus-Friedhofs an der Ecke Bochumer- und Karl-Straße vor gut 20 Jahren, dass es um einen politischen Abwägungsprozess handele: "Es geht hier nicht um eine Frage der Abwägung, sondern um eine Frage des Prinzips", stellte sie klar. Dobrindt kündigte an, dass es im Rahmen der Planungen zu einer weiteren Bürgeranhörung kommt.