Das Ende der Petrikirche in Habinghorst steht kurz bevor: Noch in diesem Monat wird sie entwidmet. Sie ist dann keine evangelische Kirche, sondern wird wohl anderweitig genutzt.
Der letzte Gottesdienst ist terminiert für den 12. November 2023 um 15 Uhr. Dann beginnt die „Entwidmung“, wie einem Programmplakat zu entnehmen ist. Um 16.15 Uhr geht es von Habinghorst aus dann mit einem Bus zur Christuskirche in Ickern. Das ist auch eine symbolische Fahrt in das neue Zentrum der gesamten Evangelischen Kirchengemeinde Castrop-Rauxel-Nord. Dort ist das Abendmahl und der Abschluss des Gottesdienstes und anschließend ein Essen im Lutherhaus.
Schon vorher veranstaltet die Fusionsgemeinde mit Ickern und Henrichenburg, die über die vergangenen Jahre hinweg immer enger zusammengewachsen ist, eine Abschiedswoche. Orgelmusik und Rudelsingen, Nachtkirche, Waffeln und das letzte Abendmahl am Freitag (10.11.) vor der Entwidmung sind weitere Bestandteile der Abschieds-Programmwoche.
Vor dem Feiertag (Allerheiligen) und am Reformationstag wollte die Gemeinde sich auf Anfrage unserer Redaktion noch nicht öffentlich zum Sachverhalt einlassen. Für Donnerstag (2.11.2023) ist aber eine Pressemitteilung geplant.
Dass die Gemeinde auf mittlere Sicht den Standort an der Wartburgstraße auf der Ecke Lange Straße verlässt, steht schon seit einigen Jahren fest. Die Kirchengemeinden sind sowohl bei den Katholiken als auch den Protestanten dazu von den Bistümern und Dachverbänden aufgefordert, ihre Liegenschaften zu hinterfragen. Hintergrund ist das Schrumpfen der Mitgliederzahlen der Kirchen durch eine wachsende Zahl an Kirchenaustritten und eine sinkende Zahl von Neuaufnahmen, zum Beispiel die jahrzehntelang absolut üblichen Kindstaufen.
Das Christophorus-Heim ist schon einigermaßen leer gezogen. Das Café Q, der Jugendtreff der Gemeinde, machte seine Open-Stage-Veranstaltung im Oktober schon nicht mehr im Kult-Treff an der Wartburgstraße, sondern im Lutherhaus an der Ickerner Straße.
Bedeutende Geschichte der Petrikirche
Was nun auf dem Gelände rund um die evangelische Kita Senfkorn, die in einem Neubau auf der Wiese zwischen Christophorusheim und Kirche steht, passiert, ist immer noch unklar. Nach Informationen unserer Redaktion deutet aber vieles darauf hin, dass das Kirchengebäude, das nicht unter Denkmalschutz steht, trotzdem erhalten bleibt.
Es hat eine große historische Bedeutung für die evangelische Kirche in der Stadt, weil die Kirche gebaut wurde, als aus einer ländlichen Gegend mit neun evangelischen Familien in kurzer Zeit ein Standort der Schwerindustrie wurde. In Habinghorst waren die Schachtanlagen Viktor 3 / 4, später die Teerproduktion (heute: Rain Carbon) auf der Suche nach Arbeitern in Ost- und Westpreußen, Schlesien und Pommern. Viele Zuwanderer waren evangelisch. Um 1910 gab es 1225 Evangelische Christen in Habinghorst, heißt es auf der Website der Gemeinde.
1907 wurde die Gemeinde gegründet, 1910 der Grundstein zur Petrikirche gelegt. Fertig war sie 1911. Nach einem Bombentreffer im Januar 1945 schien das Ende gekommen. Nicht viel mehr als der Turm und ein Teil der Außenmauern blieben stehen. Aber 1946 begann der Wiederaufbau.
112 Jahre nach der Einweihung verliert die Kirche nun ihre ursprüngliche Bedeutung. Viele Habinghorster werden hoffen, dass sie trotzdem erhalten bleibt. Es scheint eine Folgenutzung geplant. Nach Informationen unserer Redaktion stehen die Gespräche kurz vor einem Abschluss.
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