
Lothar Nabel hat im Parkbad Nord das Schwimmen gelernt. © Lydia Heuser
Das Parkbad Nord wird 70: Als Kinder sich das Schwimmen selbst beibrachten
Erinnerungen
Badegäste und Mitarbeiter erinnern sich an ihre Erlebnisse im Castrop-Rauxeler Parkbad Nord. Wer das Bad als Partnerbörse nutzte und wie Kinder dort auf ungewöhnliche Weise das Schwimmen lernten.
Das Parkbad Nord wird 70 Jahre alt. Am 15. Juli 1952 wurde das Freibad an der Recklinghauser Straße eröffnet. Seit 1992 ist es das einzige Freibad in Castrop-Rauxel, nachdem das Parkbad Süd aus Kostengründen geschlossen wurde.
Manfred Kinslers Schwimmkarriere begann dort. Im Becken des Parkbads Süd lernte er zu schwimmen, war im Verein und machte später ein Praktikum. 1971 fing er dann bei der Stadt an, wurde in den 1990er-Jahren Bäderleiter des Parkbad Nord und des Hallenbads. Seinen Nachfolger Heinz-Robert Schäfer bildete er aus.
Beim Freibadfest am Sonntag, 17. Juli, werden sich die ehemaligen Kollegen wiedersehen. Auch wenn Kinsler nicht mehr alle Kollegen kennt, da laut seiner Aussage viele neue dazugekommen seien, wird es wohl ein großes Wiedersehen werden. Denn in seiner Berufskarriere hat der ehemalige Bäderleiter vielen Kindern und Erwachsenen das Schwimmen beigebracht.
Er selbst hat damals noch keinen Kurs gemacht, um schwimmen zu lernen. Stattdessen machte er es wie Badegast Lothar Nabel.
Eckspringen: Ohne Kurs Schwimmen lernen
Das Parkbad Nord war für den 68-Jährigen schon als Kind der Ort, um sich an heißen Sommertagen abzukühlen. Auch heute kommt er gerne hierher: nun mit Frau und Enkelin. „Von morgens bis zum Mittag sind wir hier, danach wird es zu trubelig“, sagt er.
Mit sechs Jahren habe er sich hier selbst das Schwimmen beigebracht. „Wir sind immer übers Eck gesprungen“, sagt er und zeigt auf den Rand des Schwimmerbeckens. Die Abstände von langer zu kurzer Seite weiteten die Kinder immer weiter aus, sodass sie immer mehr Schwimmzüge brauchten, um von einem Beckenrand zum anderen zu gelangen. „So war das früher. Da haben die Eltern nicht geholfen“, sagt Lothar Nabel.

In den 1970er-Jahren lagen das Schwimmer- und Nicht-Schwimmer-Becken noch nicht auf einer Ebene, sondern waren stufenartig angelegt. © Stadt Castrop-Rauxel / Lehmann
„Heute ist das längst nicht mehr erlaubt“, sagt Manfred Kinsler, der 1947 geboren ist. Zu seinen Aufgaben zählte unter anderem, Menschen, die offenbar nicht gut oder gar nicht im tiefen Wasser zurechtkamen, in eines der flacheren Becken zu schicken.
Vielleicht, so vermutet er, habe er deshalb nie jemanden aus dem Wasser retten müssen. „Wir hatten schon vorher ein Auge drauf.“ Kinsler kann sich noch an die Zeit erinnern, als es noch das Mehrzweckbecken gab. 25 Meter lang, nur 1,30 Meter tief sei es gewesen.
„Als dann die neue Umwälzanlage kam, kam das Becken zwischen Umkleide und Kiosk weg“, sagt er. Die Wassermenge von drei Becken hätte die neue Anlage nicht stemmen können.
Das Parkbad Nord hat ein besonderes Schwimmerbecken
Heute gibt es zwei Becken. Das Schwimmerbecken ist geblieben und sticht mit seiner 50 Meter langen Bahn aus Freibädern im Umkreis hervor. Martin Zill, stellvetretender Direktor des Marktbereichs Castrop-Rauxel der Sparkasse Vest Recklinghausen, verbindet keine positiven Erlebnisse mit dem Becken. Er sagt: „Ich war immer ganz schön aus der Puste.“
Auch der aktuelle Bürgermeister Rajko Kravanja hat schon als Jugendlicher das Parkbad Nord besucht. „Das Wasser war nicht so wichtig“, sagt er und schmunzelt. Für ihn und seine Altersgenossen war das Parkbad eher eine „Partnerbörse“, wie er sagt.

An schönen Sommertagen war schon immer viel los im Parkbad Nord. © Stadt Castrop-Rauxel / Lehmann
Früher habe es auch noch Durchsagen kurz vor 18 Uhr gegeben, sagt Heinz-Robert Schäfer. Auch sein Ausbilder Kinsler erinnert sich: „Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren mussten um 18 Uhr aus dem Bad verschwunden sein.“ Längst gibt es diese Durchsagen nicht mehr. Doch einige ältere Stammgäste dürften sich wohl noch an den „Rauswurf“ erinnern.

Bäderchef Heinz-Robert Schäfer kann sich noch gut an die Durchsagen gegen 18 Uhr erinnern. © Lydia Heuser
Auch neu zugezogene Familien haben das Freibad für sich entdeckt. So wie Familie Neumann. „Wir haben viele Freibäder im Umkreis ausprobiert und finden das hier am besten“, sagt Badegast und zweifacher Vater Ronny Neumann, der mit seiner Familie auf dem Rasen picknickt. Eine neue Generation von Stammgästen gibt es also bereits und mit ihnen neue Erlebnisse und Erinnerungen an schöne Sommertage.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
