
Agnes und Sophia Dröge aus Ickern bei der Einschulung. Sophia (6) geht gern in die Marktschule, aber einen Platz in der OGS hat sie nicht. Die Anmeldung dazu ging schon vor Monaten irgendwo verloren. © privat
Muss Agnes Dröge ihren Job aufgeben? Sophia (6) hat keinen OGS-Platz
Ganztagsschulen
Es gibt zu viele Kinder für zu wenige Plätze in Ganztagsschulen in Castrop-Rauxel. Mancherorts werden OGSen überbelegt. Doch Sophia Dröge aus Ickern hat keinen Platz. Ihre Mutter kämpft.
Mutter und Kind stehen seit dem Ende der Sommerferien unter großem Druck: Agnes Dröge aus Ickern kämpft seither mit ihrem Alltag. Die Alleinerziehende muss Job und Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen. So schwer wie jetzt, da das Kind in die Ickerner Marktschule geht, war es vorher als Kindergartenkind in der Villa Kunterbunt nicht.
Und das nur, wie die Mutter behauptet, weil ihre Anmeldung zur Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) in der Grundschule verschlampt wurde. „Die hatte ich bereits letztes Jahr eingereicht. Aber nun hat meine Tochter keinen Platz bekommen.“
Der Ablauf ist generell so: Im Herbst eines jeden Jahres werden alle Familien, deren Kind im Jahr darauf eingeschult wird, von der Stadt angeschrieben. Im Schreiben wird auf die Schulanmeldung hingewiesen. Generell sind in dem Brief konkret zwei Grundschulen genannt, die für das Kind am ehesten in Frage kommen: die Grundschule in der Nachbarschaft und eine „Bekenntnisschule“ als Alternative, bei der auch die religiöse Bildung im Vordergrund steht.
Eltern werden darauf hingewiesen, dass sie sich bei der Schule ihrer Wahl einen Anmeldetermin organisieren müssen. Jede Schule hat eigene Abläufe, die auf den Websites der Schulen genannt sind. Bei dem Anmeldetermin für die Schule wird auch die Ganztagsbetreuung thematisiert. Die Anmeldung dazu läuft aber formal getrennt.
„So bin ich gezwungen, meinen Job aufzugeben“
„Wie ich von Bekannten erfahren habe, ist ihnen dasselbe letztes Jahr passiert“, erzählt Agnes Dröge. Sie geht nicht näher darauf ein, wo ihre Anmeldung verloren gegangen sein könnte. Aber im Vordergrund steht für sie ja auch das akute Problem: „Da ich alleinerziehend bin und meine Eltern es nicht mehr schaffen, meine Tochter jeden Tag abzuholen und bis 15 Uhr zu betreuen, bin ich gezwungen, meinen Job aufzugeben und vom Amt zu leben“, sagt Dröge.
Momentan kämpfe sie noch, sagt sie. „Aber weder das Sekretariat noch die Stadt nimmt sich meines Problems an“, sagt die Mutter von Sophia (6), die im Bistro am Westring arbeitet. „Meine Arbeitskollegen kämpfen bereits mit, da sie mich ungern verlieren wollen“, sagt sie. „Es wird versucht, mir das Problem in die Schuhe zu schieben, statt nach einer Lösung zu suchen.“
Angeblich, erzählt Dröge, „hätte ich keine Anmeldung abgegeben oder ich hätte es mir gefälligst quittieren lassen sollen beim Einreichen“. Nun seien die Plätze alle vergeben, die Wartelisten voll und „somit habe ich Pech“.
Die Stadtverwaltung, die wir mit diesen Problemen konfrontierten, wies auf die Lage an der Marktschule hin: „Die Schule schaffte es in diesem Jahr, 150 Kindern der Klassen 1-4 einen Platz anzubieten. Es gibt aber auch eine Warteliste für Plätze. Auf diesen Listen ist immer Bewegung. Grundsätzlich besteht der Grundsatz der Gleichbehandlung“, erklärt Sprecherin Nicole Fulgenzi recht allgemein.
Sophia steht auf der Warteliste
Die Anmeldung zu einem frühen Zeitpunkt lasse sich in diesem Fall auch nach Rücksprache mit der Betroffenen nicht rekonstruieren. „Der Platz auf der Warteliste ist der Betroffenen bekannt“, so Fulgenzi. Es soll einer der vorderen Plätze sein.
Es könnte also sein, dass Sophia Dröge bald noch einen Platz bekommt. Einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschulzeit haben Eltern derzeit noch nicht, anders als auf einen Kindergartenplatz. Seit Herbst 2021 ist aber beschlossen, dass er ab 2026 nach und nach eingeführt wird. Bis dahin hat die Stadt noch viele Hausaufgaben zu machen: Schon jetzt gibt es zu wenige Plätze für den Bedarf der Eltern. 2022 wurden fast 700 Erstklässler eingeschult. 100 gehen allein an die Ickerner Marktschule.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
