Kim Stoppert hat viele Follower. Mehr als 450.000 Abonnenten sehen sie und ihre Kollegen bei "offen un' ehrlich".

Kim Stoppert hat viele Follower. Mehr als 450.000 Abonnenten sehen sie und ihre Kollegen bei "offen un' ehrlich". Dafür gibt es jetzt den Grimme-Preis. © Tobias Weckenbrock

Offen un’ ehrlich: Castrop-Rauxeler Youtuberin bekommt Grimme-Preis

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Der Grimme-Preis gilt als der renommierteste Medienpreis Deutschlands. Eine Castrop-Rauxelerin zählt zu den Preisträgern, die am 26. August in Marl ausgezeichnet werden. Sie ist „offen un‘ ehrlich“.

Castrop-Rauxel, Marl

, 26.08.2022, 04:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Von allem etwas zu viel: zu laut, zu schnell, zu bunt und vor allem viel zu selbstironisch. Kann das gut sein? Ja, sagt die Jury, die für die Verleihung des Grimme-Preises zuständig ist. Wenn am Freitag (26.8.) in Marl die Preisverleihung stattfindet, wird auch eine Castrop-Rauxelerin geehrt. Kim Stoppert ist eine der beiden Erfinder von „offen un‘ ehrlich“.

Ihr Lebensmittelpunkt ist nicht mehr in der Europastadt. Der Grimme-Preis ist also eine gute Gelegenheit für Kim Stoppert, die alte Heimat zu besuchen. In Castrop-Rauxel ist sie aufgewachsen, hier hat sie erste journalistische Erfahrungen gemacht: bei einem Praktikum in der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt und auch bei einem Praktikum bei den Ruhr Nachrichten. Damals, das hat sie einmal in einem Podcast erzählt, habe sie gemerkt, dass sie gerne recherchiere, aber für sie „Zeitung nicht so das große Ding“ sei.

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Inzwischen ist sie YouTuberin im öffentlich-rechtlichen Auftrag. Gemeinsam mit Robert Hecklau hat sie das Format „offen un‘ ehrlich“ erfunden. Es ist eine Zulieferung des Saarländischen Rundfunks an „funk“, das Content-Netzwerk von ARD und ZDF mit der Zielgruppe junge Leute. Mehr als 450.000 Abonnenten folgen dem mittlerweile vierköpfigen Moderatorenteam.

Individueller Stil, überdrehte Moderation und knallharte Recherche

Der Grimme-Preis 2022 in der Kategorie „Kinder und Jugend“ ist nicht der erste, aber der bedeutendste Preis für Kim Stoppert und ihre Kollegen. Das Moderationsteam von „offen un‘ ehrlich“ erhält ihn „für seinen individuellen Stil und die unkonventionelle Darstellungsweise“, so die Jury.

Zu dem Format heißt es in der Beschreibung des Grimme-Instituts: „Wie wäre YouTube, wenn dort alle ein bisschen ehrlicher wären? Aus diesem Leitgedanken hat sich ein Format entwickelt, das unterhaltsam und investigativ die Videos der wichtigsten deutschen Persönlichkeiten auf YouTube, Instagram oder TikTok analysiert.“ Das Team von „offen un‘ ehrlich“ checke Online-Shops, interviewe Experten und beschäftige sich mit jeder Menge Trash-Content auf den Portalen. Damit treffe das Team den Zeitgeist der Zielgruppe.

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Die Jury hebt heraus, dass das Team, indem es falsche Versprechen von Influencern auf Korn nimmt, auch wichtige Beiträge zur Medienkompetenz leiste. Vorbildlich sei dabei „die perfekte Balance aus Information und Humor“. Der heitere Ton und die fast schon überdrehte Moderation verberge nicht, dass auch knallhart nachgefragt werde. Gerade das freihändige Spiel mit den Versatzstücken der Popkultur bereitet großes Vergnügen, so die Jury.

Für Kim Stoppert sind Soziale Medien die Zukunft

Kim Stoppert studierte ab 2005 an der Ruhr-Universität Bochum und arbeitete dann als Radiomoderatorin bei „Unser Ding“ in Saarbrücken. 2013 begann sie ein Volontariat beim Saarländischen Rundfunk. Anschließend startete sie dort als Social Media Redakteurin.

Sie sei erst skeptisch gewesen, hat Kim Stoppert in einem Podcast erzählt. Aber es sei eine gute Entscheidung gewesen. Soziale Medien sind für Kim Stoppert die Zukunft – das, was wichtig ist, erfolgreich im Netz umzusetzen.

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Irgendwann startete dann „offen un‘ehrlich“. Eine schwere Geburt, wie Kim Stoppert sagt. Aber mit der Zeit sei das Ganze professioneller geworden, ein immer mehr recherchiertes, journalistisches Format. So sieht das auch die Jury des Grimme-Preises: Schon früher sei das Magazin preisverdächtig gewesen. Inzwischen aber „bewegt sich ,offen un‘ ehrlich‘ nicht bloß inhaltlich, sondern auch handwerklich auf höchstem Niveau.“