In Castrop stehen fünf außergewöhnliche Blumenkübel Aber warum wirken sie so verwahrlost?

Anwohner haben mit Blumen-Dieben in der Altstadt zu kämpfen
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Auf der Oberen Münsterstraße am Rande der Altstadt stehen fünf außergewöhnliche Blumenkübel. Sie alle sehen ganz unterschiedlich aus und wirken fast ein bisschen deplatziert, überwachsen im Grünstreifen oder am Rand des Bahnhofes.

Der Kübel am Bahnhof ist ganz klar einem wichtigen Mann der Stadtgeschichte gewidmet. Er zeigt das Konterfei von William Thomas Mulvany. Der irische Unternehmer war an der Zeche Erin beteiligt, ließ die Pferderennbahn anlegen und wohnte im Sommer im Haus Goldschmieding. „Thomas Straße“ prangt in großen Lettern an dem Kübel, der an der Kreuzung von Oberer Münesterstraße und Thomasstraße steht.

Der Kübel am Bahnhof ist ganz klar einem wichtigen Mann der Stadtgeschichte gewidmet. Er zeigt das Konterfei von William Thomas Mulvany. Der irische Unternehmer war an der Zeche Erin beteiligt, ließ die Pferderennbahn anlegen und wohnte im Sommer im Haus Goldschmieding. „Thomas Straße“ prangt in großen Lettern an dem Kübel, der an der Kreuzung von Oberer Münesterstraße und Thomasstraße steht.
Der Kübel am „Bahnhof Süd“ soll Autos davon abhalten sich einfach auf das Stück neben dem Bahnübergang zu stellen. © Nora Varga

Es ist der Erste von fünf Blumentöpfen, der die Straße schmückt. Es folgen in Richtung Norden eine elegante Vase mit Frauenköpfen an den Seiten, ein kleinerer Topf mit Flechtmuster, ein rechteckiger Kübel mit einem antiken Look und ein besonders aufwendiger Kübel auf dem Kuopio-Platz. Er steht nur ein paar Meter vom Taubenvatta-Denkmal entfernt und ist rechteckig. An der kurzen Seite hält ein Löwe das Stadtwappen von Castrop-Rauxel in Pranken, anders als die anderen Kübel ist dieser sogar bemalt. Auf den Längsseiten zeigt der Kübel die Stadtwappen der Partnerstädte Kuopio (Finnland), Delft (Niederlande) und Nowa Ruda (Polen) gegenüber stehen dann Wakefield (England), Zehdenick (Brandenburg) und Vincennes (Frankreich).

Frauenköpfe, die sich mit dem Stadtwappen von Castrop-Rauxel in einem Kranz auf dieser Vase abwechseln, eigentlich schön, wäre da nicht das dreckige Wasser in dem Kelch.
Frauenköpfe, die sich mit dem Stadtwappen von Castrop-Rauxel in einem Kranz auf dieser Vase abwechseln, eigentlich schön, wäre da nicht das dreckige Wasser in dem Kelch. © Nora Varga

Aber obwohl all diese Blumenkübel das Stadtbild aufwerten könnten, gibt es ein Problem: Es gibt keine Blumen. In allen Kübel wächst mehr Unkraut als echte Bepflanzung. In der großen Vase steht ein trübes braunes Brackwasser, in einem anderen Topf liegen etliche ausgedrückte Zigaretten.

Eine private Initiative

Im ersten Moment könnte man meinen, dass die Blumenkübel auf öffentlichen Grund stehen und sich damit die Stadt Castrop-Rauxel um sie kümmern muss. Doch so einfach ist es nicht, wie Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi auf Anfrage erklärt: „Die Blumenkübel wurden 1997/98 auf Wunsch der damals neu gegründeten Werbegemeinschaft Obere Münsterstrasse selbst hergestellt.“ Sie sollten die Straße verschönern und der Kübel an der Thomasstraße hatte zudem einen praktischen Grund: „Im Fall des Kübels an der Schrankenanlage zur Thomasstraße war auch die Verdrängung von Wildparker ein Grund, der von den Anwohnern angefügt wurde.“

Ein bisschen Unkraut ragt aus dem Kübel an der Oberen Münsterstraße, daneben den spärlichen Pflanzen liegen Zigarettenstummel.
Ein bisschen Unkraut ragt aus dem Kübel an der Oberen Münsterstraße, daneben den spärlichen Pflanzen liegen Zigarettenstummel. © Nora Varga

Die Werbegemeinschaft und die Anwohner sollten sich gemeinsam und die Pflege der Kübel kümmern. Doch schon 2003 löste sich die Werbegemeinschaft auf und schloss sich zwei anderen Gruppe zum „Cityring Castrop“ zusammen, heute bekannt CASConcept. Die gemeinschaftliche Pflege klappte nicht wirklich gut und so kümmerte sich dann bis 2018 ein Hauptverantwortlicher um die Kübel, der auch die Kosten übernahm. 2018 wechselte der Verantwortliche für die vier südlichen Kübel. Der 5. Kasten am Kuopioplatz, der den Städtepartnerschaften gewidmet ist, wird von anderen Anwohnern gepflegt.

Auf dieser Seite sind die Wappen von Wakefield (England),Vincennes (Frankreich) und Zehdenick (Brandenburg) zu sehen. Außerdem ist das Castrop-Rauxeler Stadtwappen mit einem Löwen zu sehen.
Dieser Kübel ist den Städtepartnerschaften der Stadt Castrop-Rauxel gewidmet. Auf dieser Seite sind die Wappen von Wakefield (England),Vincennes (Frankreich) und Zehdenick (Brandenburg) zu sehen. Außerdem ist das Castrop-Rauxeler Stadtwappen mit einem Löwen zu sehen. © Nora Varga

Immer wieder Vandalismus

Aber warum sehen die Kübel so heruntergekommen aus? Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi: „Sowohl der frühere ehrenamtlich tätige Pfleger der Blumenkübel als auch die Betreuungspersonen des Pflanzkübels am Kuopioplatz berichten übereinstimmend von Vandalismus und Diebstahl in Bezug auf die Bepflanzung.“ Immer wieder wurde das, was die Anwohner gepflanzt hatten, zerstört, wie Fulgenzi schildert: „So wurde beispielsweise bis zu fünfmal die Bepflanzung eines Kübels erneuert, die immer wieder herausgerissen und vertrocknet in der Umgebung gefunden oder insgesamt gestohlen wurde. Nach blühenden Blumen hatte man es dann mit Bodendeckern versucht, denen das gleiche Schicksal widerfuhr.“

Die Anwohner seien dementsprechend entmutigt, weil ihre Arbeit immer wieder zunichtegemacht wird. Aufgeben wollen sie – laut Stadt – trotzdem nicht und sich weiter versuchen, um die Kübel in der Straße zu kümmern.

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