Nina Pawlowski (49) brennt für die Lange Straße Friseurmeisterin aus Castrop-Rauxel kam zurück

Liebeserklärung an Habinghorst: Nina Pawlowski ergreift Partei
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Geboren und aufgewachsen ist Nina Pawlowski in dem Stadtteil, der bei vielen Castrop-Rauxelern in Verruf geraten ist. Doch das kümmert sie kaum: Die 49-Jährige schilderte, welche Vorzüge die Wohnlage für sie und ihre Familie habe. Dabei leugnet sie die Missstände nicht, im Gegenteil. Sie erläutert, wie man ihrer Meinung nach manche Probleme als Chancen aufgreifen könne.

Mit Tochter und Mutter lebt die Friseurmeisterin seit nunmehr 23 Jahren an einem Seitenweg der Langen Straße. Sie entstammt einer „Friseurdynastie“, wie sie es nennt. Vor langer Zeit unterhielt ihre Familie einen großen Salon mit 50 Arbeitsplätzen, direkt an der Einkaufsstraße. Circa 30 Angestellte arbeiteten damals in dem Betrieb.

Doch seit einem Jahr unterhält Nina Pawlowski keinen Friseursalon mehr. Sie habe sich dafür entschieden, ihre Kunden nur noch bei sich zu Hause oder in Form von Hausbesuchen zu versorgen. Im Sommer dieses Jahres will die Habinghorsterin 90-jähriges Betriebsjubiläum feiern.

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Eine altes Foto zeigt, wie die Einkaufsstraße einst aussah. © Tim Türke

Viertel mit Vorzügen

Nahversorgung ist ein Thema, das der Castrop-Rauxelerin sehr wichtig ist. Sie wisse es zu schätzen, dass ihre 78-jährige Mutter Fachärzte und Physiotherapeuten zu Fuß erreichen kann. Auch andere Besorgungen, z.B. Lebensmittel, Medikamente und mehr, seien für die Seniorin aufgrund der kurzen Wege leicht zu erledigen.

Pawlowskis Tochter ist 23 Jahre alt und Studentin. Auch für sie biete die Lange Straße Vorteile. Vor allem die Verkehrsanbindung durch zwei Buslinien sei gerade für junge Menschen günstig.

Nina Pawlowski sagt, sie habe während ihrer Zeit fern der Heimat am schmerzlichsten die Nachbarschaft vermisst. „Die Leute grüßen, man wird erkannt“, schwärmt sie von ihrem „Kiez“. Das sei auch der Grund gewesen, aus dem sie den Weg zurück nach Habinghorst fand. Die größeren Städte waren ihr zu „anonym“, gibt die 49-Jährige zu.

Lieblingsorte im „Kiez“

Angesprochen auf ihre Lieblingsorte im Stadtteil, nennt die Selbstständige prompt „Katjas Naschwerkstatt“ an der Ecke Hugostraße. Es ist Pawlowskis Lokal der Wahl. „Gemütlich, herzlich, lecker“, so beschreibt sie das Café, dessen Inhaberin sie persönlich kenne.

Aber auch an der übrigen Gastronomie findet sie Gefallen. „Saray-Grillhaus“, „Antep Sofrasi“ und „Ginos Pizzeria“, alles Top-Adressen, meint Nina Pawlowski.

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Zu den Stärken des Quartiers zählt Nina Pawlowski u.a. das gastronomische Angebot. © Archiv

Ein Ort, den die Friseurmeisterin uns nennt, liegt zwar zum größten Teil nicht in Habinghorst, ist aber in greifbarer Nähe. Es ist das Erholungsgebiet auf dem ehemaligen Klöckner-Gelände, südlich der Langen Straße. Sie beschreibt uns, wie man auf kürzestem Weg dorthin gelangt, zu Fuß natürlich. In der Mittagspause sei sie hier regelmäßig anzutreffen.

Was man verbessern könnte

Das Sicherheitsgefühl, vor allem bei Besuchern, lasse aber noch zu wünschen übrig. Sie selbst habe zwar keine Angst, sagt Nina Pawlowski. Aber sie wisse auch, in welchen Geschäften und Restaurants sie im Notfall Zuflucht finden könne. Um dem Problem zu begegnen, hat die Habinghorsterin einen Vorschlag, den in ähnlicher Form jüngst auch die CDU in Castrop-Rauxel ins Gespräch brachte.

Das Ordnungsamt an der Langen Straße in Castrop-Rauxel
Präsenz der Behörden in der Langen Straße findet Nina Pawlowski grundsätzlich gut. © Stadt Castrop-Rauxel

Sie wünsche sich eine Informations- und Anlaufstelle von Polizei und Ordnungsamt, in der Bürgerinnen und Bürger bei Sorgen um die örtliche Sicherheit vorstellig werden können. Präsenz, auch in Form von Polizeistreifen, finde sie generell gut. Die Behörden müssen Nähe zum Bürger zeigen und Beratungsangebote ausbauen, findet Pawlowski.

Verbesserungspotenzial bestehe auch bei den Grünanlagen. Diese seien in den letzten Jahren eher „stiefmütterlich“ behandelt worden, so die langjährige Salonbetreiberin. Mehr Pflege und Sauberkeit, das erwarte sie von der Stadt.

Weniger Stigmatisierung

Nina Pawlowski betont, sie sei ein optimistischer Mensch, wolle aus allen Situationen das Positive herausholen. Trotzdem störe sie sich daran, dass die Anwohner der Langen Straße ihrer Ansicht nach in Sippenhaft genommen werden. Habinghorst sei vergessen worden - viele im Viertel sehen das so, sagt die Castrop-Rauxelerin.

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