Neubaugebiet
Ärger um Baugebiet in Castrop-Rauxel: „Von Intimsphäre kann keine Rede sein“
Ein Castrop-Rauxeler hat Sorge wegen geplanter Neubauten in der Nähe seines Grundstücks. Er habe keine Sonne mehr, die neuen Nachbarn könnten in seinen Garten schauen. Die Stadt reagiert.
Ein warmer Sommertag, das Wasser im Pool glitzert, der Rasen strahlt in sattem Grün. Die Sonne scheint am Mittag direkt auf die Rückseite des frei stehenden Hauses und den umliegenden Garten. Fast wähnt man sich im Urlaub, befindet sich aber im Garten von Christofer Knöper.
Christofer Knöper bewohnt eine Stadtvilla im Castrop-Rauxeler Ortsteil Dingen. Vor zehn Jahren hat er hier gebaut. Er wohnt gerne hier. Jetzt aber haben er und einige andere Anwohner Sorgen wegen eines geplanten Neubaugebiets auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlagen III und IV der Zeche Graf Schwerin. Gleich hinter dem Garten von Christofer Knöper sollen zukünftig Mehr- und Einfamilienhäuser stehen.
„Meine Sorge ist, dass wir dann keine Privatsphäre mehr haben“, sagt er. Der Diplom-Ingenieur hat sich den im Juni veröffentlichten Bebauungsplanentwurf genau angeschaut. Die Bewohner der neuen Häuser könnten von ihren Dachterrassen direkt in den Garten, auf die Terrassen und in die Wohnungen schauen. „Von Intimsphäre kann dann keine Rede mehr sein“, befürchtet er.
Das Neubaugebiet in Dingen soll auf der Freifläche entstehen, die in der Bild-Mitte zu sehen ist. Die Stadtvillen liegen oberhalb des Baugebiets. © 3D Ruhr / RVR
Steigende Energiekosten durch Neubaugebiet?
Doch nicht nur die Blicke der neuen Nachbarn sorgen ihn, sondern auch der Schatten, den die Häuser auf das Grundstück an der Schieferbergstraße werfen werden. „Die neuen Häuser wären ungefähr zwei Meter höher als wir jetzt“, schätzt er.
Die Sonne verschwindet im Winter hinter den Bäumen am Rande des geplanten Neubaugebiets. Von dieser Restsonne falle in den Wintermonaten Licht auf die Fassade. Die erste Etage werde dann so noch ein bisschen aufgeheizt. Um steigende Energiekosten durch verschattenden Neubauten geht es dem Dingener also auch.
Christofer Knöper in seinem Garten in Dingen. Hinter dem Wall, vor dem er steht, werden zukünftig Häuser stehen. © Lydia Heuser
Dass das Brachland oberhalb seines Grundstücks irgendwann bebaut würde, das wusste Knöper schon, als er vor gut zehn Jahren sein Haus baute.
Schon lange verfolgen er und einige seiner Nachbarn die Pläne der Stadt zum Baugebiet in Dingen. „Im vergangenen Bauausschuss hat man uns eine andere Planung vorgestellt. Da waren die Höhen nicht eingezeichnet“, sagt er. Konkret geht es um die Festsetzungen der Gebäudehöhen.
Der Bebauungsplanentwurf von Juni zeigt einen Teil des Neubaugebiets von der Sackgasse Dingener Straße aus kommend, © Lydia Heuser
Das Beteiligungsverfahren läuft derzeit. „Rückmeldungen“, so schreibt Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi, „sind naturgemäß erwünscht und werden nach Möglichkeit berücksichtigt“.
„Die Dachterrasse wäre in sechs Metern Höhe, da hilft auch kein Gartenzaun“, sagt Knöper. Er hat sich an die zuständige Abteilung gewandt. Das hat offenbar gefruchtet. Denn im jüngsten Amtsblatt der Stadt Castrop-Rauxel heißt es: „Nach der ersten Offenlage wurden aufgrund von Anregungen Änderungen unter anderem an festgesetzten Geländehöhen sowie an der festgesetzten maximalen Gebäudehöhe im Bebauungsplan vorgenommen.“
Der neue Bebauungsplan wird vom 14. bis zum 30. September ausliegen und unter anderem auf der Webseite der Stadt abrufbar sein. Während der Auslegungsphase können die Planungsunterlagen auch im oberen Foyer des Ratsaals eingesehen werden.
Im November 2019 hatte der Bauausschuss den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst. Der neue Bebauungsplan ist dann der 14., zu dem die Öffentlichkeit Stellung nehmen kann. Die neu berechnete Bauhöhe wird sich Christofer Knöper genau anschauen.
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