Gustav Knepper war als Bergwerksdirektor im Nazi-Regime ein angesehener Mann, wurde sogar mit dem Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet.

© Archiv

Einen Namen mit Nazi-Vergangenheit wird man so leicht gar nicht los

rnGustav Knepper

Einen unliebsamen Namen mitten in einem Planungsprozess loszuwerden, ist gar nicht so einfach. Diese Erfahrung muss gerade die Kommunalpolitik in Dortmund machen. Und Castrop-Rauxel schaut zu.

Oestrich, Castrop-Rauxel

, 03.05.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Öffentliche Planungsprozesse sind in Deutschland hochkomplexe Angelegenheiten, die schon durch Kleinigkeiten zum Scheitern gebracht werden können, wenn im falschen Moment ein Kläger auftaucht. So erlebt man das gerade in Dortmund und Castrop-Rauxel.

Hier ist man gerade dabei, den Standort des ehemaligen Steinkohlekraftwerks Gustav Knepper neu zu entwickeln. Das Gelände des längst abgerissenen Kraftwerks liegt zum größten Teil auf Dortmunder Stadtgebiet, zu einem kleinen Teil aber auch auf dem der kleineren Nachbarstadt.

Standort wird gerade zur Neunutzung hergerichtet

Gemeinsam wollen die Städte hier, unweit von A45 und A42 gelegen, einen großen Logistikstandort realisieren. Nach dem Abriss des Kraftwerks wird das Gelände dafür seit Jahren von der Firma Hagedorn aufbereitet und für eine Neuvermarktung hergerichtet.

Jetzt lesen

Parallel dazu laufen in Dortmund wie in Castrop-Rauxel die bau- und planungsrechtlichen Verfahren, an denen neben den beiden Räten auch eine Unzahl von Trägern öffentlicher Belange beteiligt werden müssen. Und auch der „normale“ Bürger hat bei solchen Planungen das Recht, in das Verfahren Einsicht zu nehmen und Bedenken zu äußern.

Detlef Adam, Ratsvertreter der SPD (l.), und Richard Utech, Bezirksvertreter der SPD, haben sich mit der Geschichte Gustav Kneppers befasst und möchten, dass sein Name künftig auf dem Gelände an der Oestricher Straße tabu ist.

Detlef Adam, Ratsvertreter der SPD (l.), und Richard Utech, Bezirksvertreter der SPD, haben sich mit der Geschichte Gustav Kneppers befasst und möchten, dass sein Name künftig auf dem Gelände an der Oestricher Straße tabu ist. © SPD

In dieser Hinsicht kam die Recherche von zwei Mengeder Kommunalpolitikern zu spät, die dem Namensgeber des früheren Kraftwerks nachforschten, der ursprünglich auch dem neuen Logistikstandort als Namenspate dienen sollte. Ratsherr Detlef Adam und Bezirksvertreter Richard Utech von der SPD stellten fest, dass Gustav Knepper im Dritten Reich ein geachteter und von den Nazis mit dem Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern ausgezeichneter Unterstützer des Unrechtsregimes war.

AfD und Die Rechte sind gegen Namensänderung

Daraus leiteten die beiden Politiker ihre Forderung ab, den Namen Kneppers in der weiteren Planung und natürlich auch bei der künftigen Benennung des Logistikstandorts für tabu zu erklären. Dieser Forderung kamen sowohl die Mengeder Bezirksvertretung als auch der Dortmunder Rat (gegen das Votum von AfD und Die Rechte) auch nach.

Jetzt lesen

Allerdings gibt es dabei nun ein Problem, auf das der Vorsitzende des Castrop-Rauxeler Bauausschusses, Oliver Lind (CDU), sofort hingewiesen hatte: Den Namen eines Bebauungsplans mitten im Planverfahren zu ändern, ist nicht so einfach möglich. Die Änderung müsste einerseits durch einen erneuten Ratsbeschuss erfolgen.

Und, darauf wies jetzt nach einer entsprechenden juristischen Prüfung der Dortmunder Planungs- und Umweltdezernent Ludger Wilde hin: „Die Namenänderung während des laufenden Änderungsverfahrens würde einen erheblichen personellen und finanziellen Aufwand verursachen, da dies Änderungen in allen bereits vorliegenden Dokumenten und Gutachten hervorruft.“

Umbenennung des Geländes soll später folgen

Während man in Castrop-Rauxel gar nicht erst versucht hatte, den Namen des Planungsverfahrens mit Namen „Bebauungsplan Nr. 246 Gewerbegebiet Knepper“ noch zu ändern, wird man nun auch in Dortmund, so die Empfehlung Wildes, die Bezeichnung „Mg 116 - ehemalige Kraftwerk Knepper“ zunächst beibehalten, könne bei künftigen Änderungsverfahren des Bebauungsplanes den Vorschlag der Namensänderung aber gerne berücksichtigen.

Jetzt lesen

Zudem, so Wilde, wolle man die Umbenennung des ehemaligen Kraftwerkgeländes wird mit dem künftigen Betreiber des Logistikstandortes erörtern und Vorschläge für einen neuen Namen erarbeiten. Wilde: „Gleichzeitig wird mit der Stadt Castrop-Rauxel Kontakt aufgenommen, damit auch der sich im Castrop-Rauxeler Stadtgebiet befindliche Teil des Logistikstandortes bei der Namenfindung mit berücksichtigt wird.“