Die Mevlana-Ditib-Gemeinde auf Schwerin ist inzwischen zum Teil auf dem Balo-Gelände zu Hause. Schräg hinter den beiden L-förmig angelegten Gebäuden soll die Moschee mit dem Minarett gebaut werden. Es soll sechs Meter niedriger sein als das Hochhaus direkt am Kreisel. © Tobias Weckenbrock
Ditib-Gemeinde
Moschee-Neubau: Minarett in Massiv-Bauweise - Bürger vor allem wegen Parkplätzen in Sorge
Volles Haus bei der Sitzung des Ausschusses für Bürgerbeteiligung und Stadtteilentwicklung auf Schwerin: Die Moschee-Pläne standen dort im Fokus. Konkrete Parkplatz-Infos fehlen nach wie vor.
von Abi Schlehenkamp
Schwerin
, 06.12.2019 / Lesedauer: 4 minSo voll wie Donnerstag war es im Ausschuss für Bürgerbeteiligung und Stadtteilentwicklung selten. Es ging vor allem um die Baupläne für die Moschee der islamisch-türkischen Mevlana-Gemeinde an der Dortmunder Straße.
Nach anderthalbstündiger Sitzung und ausführlicher Beschäftigung mit den Bauplänen gab es eine Pause. Danach hatten sich die Reihen deutlich gelichtet.
Kubilay Corbaci, seit vielen Jahren im Vorstand der DitiB-Gemeinde, skizzierte die Planung, die Intention dahinter und den Stand der Dinge. Genauso, wie es der Gemeindevorstand im Frühsommer ausführlich erklärt hatte.
Raus aus dem Hinterhof: Ziel seit sieben Jahren
Spätestens vor sieben Jahren machte sich die Gemeinde auf den Weg, die Hinterhof-Moschee an der Bodelschwingher Straße mit ihrem unzureichenden Platzangebot und der Parkplatznot zu verlassen. Sie wollte sich öffnen, angemessene Gebetsräume und Sozialräume für ein funktionierendes Gemeindeleben finden. Corbaci: „Besucher haben uns gesagt, die Moschee an der Bodelschwingher Straße sei eines Gotteshauses nicht würdig.“
Erster Meilenstein war der Erwerb der Balo-Gebäude und der Grundstückskauf von der RAG MI (Ruhrkohle AG Montan-Immobilien). Die eigenfinanzierte und mit viel eigener Muskelkraft angepackte Sanierung ist geschafft.
So soll sie vielleicht aussehen, die Moschee für Schwerin.
Der Bauantrag für die von Anfang an vorgesehene Moschee, die schräg neben den beiden Flach- und Spitzdachgebäuden geplant ist, wurde am 15. Oktober bei der Stadt eingereicht. Schräg, damit die Gläubigen beim Gebet ihren Blick gen Mekka richten.
Im Bauausschuss am 21. November stellte die Verwaltung der Politik Details vor. Dazu gehört das 19 Meter hohe Minarett, das nur im unteren Bereich mit einem Innen-Aufzug versehen werden soll. Zum Vergleich: Das Hochhaus gegenüber ist 25 Meter, der evangelische Kirchturm Am Weißdorn etwas über 30 Meter hoch.„Darauf wird ein Deckel gemacht, das Ganze wird massiv gebaut, enthält also keinen Hohlkörper“, antwortete Corbaci auf eine Frage aus der Bürgerschaft. Korrespondierend mit der Sorge, hier könne möglicherweise eine Besteigung durch einen Muezzin erfolgen.
Moschee-Standort Dortmunder/Ecke Frohlinder Straße © Schlehenkamp
Ausgerichtet ist die geplante Moschee für 350 Gläubige. Sie kostet 1 Million Euro. „Wobei wir damit wohl nicht auskommen werden“, sagte Corbaci. Und zur kritisch diskutierten Höhe des Minaretts ergänzte er: „Vergleichbar ist das mit bestehenden Moscheen, etwa in Ibbenbüren. Wir sind kein Vorreiter.“
Das Minarett solle „nicht aussehen wie ein Stoppel“, so Corbaci. Die Moschee solle schlicht werden, hell, aber von außen gut als Moschee erkennbar.
Baustart vielleicht im Sommer 2020
Stand jetzt gebe es Gespräche mit Statikern. Die Gemeinde hole Kostenvoranschläge ein, sei in Gesprächen mit Nachbarn wie Edeka und dem neuen Besitzer der ehemaligen Balo-Hallen hinter dem eigenen Gelände. Baustart könne im Sommer 2020 sein, vielleicht auch später.
Mit dem Besitzer der Balo-Hallen sei die Gemeinde im Gespräch. Möglicherweise werde man auch an der Zufahrt zum Edeka-Parkplatz weitere Parkplätze schaffen. © Tobias Weckenbrock
Die Stadt prüft unter anderem, wie die Pläne in die Umgebung passen und wie die verkehrliche Kompabilität ausschaut. Hier brennt den Schwerinern besonders die Frage unter den Nägeln, wie sich die Parkplatz-Situation entwickelt. Bis zum Baustart, verdeutlichte Corbaci, solle der Parkplatz, dessen Teil-Anmietung durch die Stadt 2019 endet, weiter der Bürgerschaft zur freien Nutzung zur Verfügung stehen.
Hinter dem Flachdachgebäude sollen laut Corbaci weitere Parkplätze entstehen. Wie viele genau, diese Info wolle die Gemeinde nachliefern. „Dafür gibt es Vorschriften, die eingehalten werden“, sagte Bürgermeister Rajko Kravanja mit Blick auf die neue Stellplatzsatzung.
EUV-Chef Michael Werner erklärte, sobald es die Witterung zulasse, solle der neue Parkplatz neben dem Containerstandort an der Dortmunder Straße markiert werden. Den hat die Stadt von der RAG MI angemietet.
„Parkplatzprobleme gibt es auch bei CKÜ und am Freibad“
Eine Bürgerin kritisierte, dass besonders bei der Kermes, dem Gemeindefest der Muslime, die Einfahrten an der Frohlinder Straße zugeparkt würden. „Wir bemühen uns, das in den Griff zu kriegen“, sagte Corbaci. Parkplatznot sei aber nicht nur bei seiner Gemeinde ein Problem, vergleichbare Dinge gebe es auch bei CKÜ in der Altstadt oder vor dem Freibad in Ickern.
Die Parkplätze auf dem Gemeinde-Gelände sollen auch weiter für öffentliche Zwecke zur Verfügung stehen. © Tobias Weckenbrock
Und was ist mit den Bäumen auf dem Gelände? Sechs seien durch Stürme abgängig, dafür habe die Gemeinde Ersatz gepflanzt. Die Bäume in der vorderen Reihe an der Frohlinder Straße, das habe die Stadt vor längerer Zeit diagnostiziert, seien krank. Drei müssten für den Neubau weichen. „Bitte bringen Sie die kranken Bäume jetzt nicht mit unseren Plänen in Verbindung“, so Corbaci. Man sei bemüht, ein Grünkonzept aufzustellen und das Areal aufzuwerten.
„Es geht auch darum, Unsicherheit zu nehmen“
Und dann kam sie noch, die Frage, warum das Minarett so hoch ausfallen solle. Genau wie die Frage, was die Kommunikation der Stadt mit der Gemeinde ergeben habe – nach jener TV-Sendung, die wegen Gewaltverherrlichung so viel Staub aufgewirbelt hatte. Sozialdezernentin Regina Kleff: „Wir haben Kontakt gesucht, sind aufeinander zugegangen und auf einem guten Weg.“
Insbesondere die Mütter in seiner Gemeinde, führte Corbaci aus, seien von der Kritik nach der Sendung betroffen gewesen und hätten Angst entwickelt. Katrin Lasser-Moryson (SPD) warb dafür, einen interreligiösen Dialog anzustoßen. „Es geht darum, Unsicherheit zu nehmen und offen miteinander zu sprechen.“ Corbaci: „Wir sind die Letzten, die das ablehnen.“
Das Gesprächsangebot der Gemeinde gelte für alle, die sich für das Projekt interessieren. Die angebotenen Sprechstunden vor Ort habe man aber gestrichen, weil niemand gekommen sei. Zum Dialog gehörten eben zwei Seiten.
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