Die Mevlana-Gemeinde will vor den Ferien ihren Bauantrag für eine neue Moschee einreichen. Das Projekt kostet 1 Million Euro. Sie soll ein Minarett bekommen. Die Pläne im Einzelnen.

von Abi Schlehenkamp

Schwerin

, 20.06.2019, 17:05 Uhr / Lesedauer: 3 min

Spätestens in drei Wochen, also noch vor den Sommerferien, will die türkisch-islamische Mevlana-Gemeinde den Bauantrag für ihre am neuen Gemeindezentrum geplante Moschee bei der Bauverwaltung der Stadt abgeben. Damit strebt ein Wunsch seiner Verwirklichung zu, der das erste Mal im Herbst 2011 kommuniziert wurde. Hatte es zunächst geheißen, dass die Moschee am ehemaligen Gebäude von Balo-Motortex an der Dortmunder Straße an einer Seite angebaut werden könnte, hat sich die Gemeinde nun entschlossen, ein separates Gebäude zu errichten und sich längst für einen Architekten aus Köln entschieden.

So in etwa könnte die Moschee aussehen. Sie soll unterkellert sein und bei Baukosten in Höhe von rund 1 Million Euro liegen.

So in etwa könnte die Moschee aussehen. Sie soll unterkellert sein und bei Baukosten in Höhe von rund 1 Million Euro liegen. © Modell Gemeinde

Geplant ist ein dreistöckiges Gebäude mit vielen Fenstern, das für Heiligkeit und Transparenz stehen soll. Das Obergeschoss wird eine Empore sein, „so eine Art Balkon“, sagt Kubilay Corbaci, der Vorstandsmitglied ist und für die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde zuständig.

Ein Minarett, also einen schlanken, hohen Turm soll sie auch erhalten. Es soll eine Höhe von 15 Metern haben. Gebetsrufe von dort seien allerdings nicht geplant. Das hat die türkisch-islamische Gemeinde seit Bekanntwerden der Pläne schon vor Jahren mehrfach wiederholt. „Das Minarett möchten wir bauen, damit die Moschee auch als Moschee wahrgenommen wird“, sagt Corbaci.

Im Kellergeschoss plant die Gemeinde einen Saal mit einer Küche für Feiern. Das Erdgeschoss hat eine Gebetsfläche, die für 250 Menschen ausreicht. Ins Obergeschoss passen 100 Menschen.

Gebaut wird auf einer Grundfläche von 17 mal 17 Metern. Die Kopfseite des Gebäudes ist dabei Richtung Mekka ausgerichtet. Kostenpunkt: 1 Million Euro. Dabei hat sich die Gemeinde zum Ziel gesetzt, das aus eigener Kraft und mit Spenden stemmen zu wollen.

Projekt soll so gut es geht aus eigener Kraft gestemmt werden

Orientiert hat man sich an einer Moschee in Ibbenbüren, die 800.000 Euro gekostet hat, aber kein Kellergeschoss besitzt. Auch die Moscheen in ein paar weiteren, nicht so weit entfernten Städten, hat der Gemeindevorstand bereist, um die Planung auf sichere Füße zu stellen und von den Erfahrungen anderer türkisch-islamischer Gemeinden zu profitieren. Fremdkapital aufzunehmen, soll so lange es eben geht vermieden werden, sagt Corbaci.

Also Spenden der 250 zahlenden Gemeindemitglieder – dahinter steht im Regelfall jeweils eine Familie; Spenden, aber auch aus Nachbargemeinden, Erlöse der jährlichen Kermes, möglicherweise auch Hilfe aus der Solidargemeinschaft der in der Ditib organisierten türkisch-muslimischen Gemeinden.

Der Parkplatz am neu sanierten Gemeindezentrum, das bis 2016 noch der Ruhrkohle gehörte: Auf der angrenzenden Fläche soll eine neue Moschee entstehen. Die Parkplätze werden aber auch gebraucht.

Der Parkplatz am neu sanierten Gemeindezentrum, das bis 2016 noch der Ruhrkohle gehörte: Auf der angrenzenden Fläche soll eine neue Moschee entstehen. Die Parkplätze werden aber auch gebraucht. © Abi Schlehenkamp

Also etwa so, wie andere Investitionen bisher auch gestemmt wurden. „Und da war auch ganz viel Muskelhypothek dabei“, sagt Corbaci. Seit 2016, als die Gemeinde das Grundstück samt Bebauung an der Ecke Dortmunder/Frohlinder Straße der Ruhrkohle AG Montan-Immobilien GmbH für 250.000 Euro abgekauft hat, konnten Schweriner Nachbarn den großen und ständig wiederkehrenden Einsatz von Helfern verfolgen. 150.000 Euro hat die Gemeinde in die rundum gelungene Sanierung der alten Balo-Räume gesteckt – plus Eigenleistungen. „Und alles ist schuldenfrei, auch unser Gebäude an der Bodelschwingher Straße“, so Corbaci.

Geboren waren Umzug, Sanierung und Neubau aus dem Umstand heraus, dass die Gemeinde das Hinterhof-Dasein beenden und sich neu aufstellen möchte im sozialen Miteinander auf Schwerin und in Castrop-Rauxel.

Alte Moschee würde heute nicht mehr genehmigt

Das alte Moschee-Gebäude an der Bodelschwingher Straße, genutzt seit 40 Jahren, liegt im Herzen der alten Bergarbeitersiedlung auf Schwerin. Die Neubürger aus der Türkei hatten auf dem Pütt Arbeit gefunden und lebten eben dort. In der neuen „Heimat“ Almanya. „Die erste Generation war damals sprachlich und kulturell zum Teil überfordert“, meint Corbaci. Aber schon Mitte der 80er-Jahre habe sich abgezeichnet, dass die meisten bleiben würden.

So sähe die neue Moschee auf Schwerin aus, wenn der Bauantrag positiv beschieden wird.

So sähe die neue Moschee auf Schwerin aus, wenn der Bauantrag positiv beschieden wird. © Modell Gemeinde

Stand heute, auch da ist sich Corbaci sicher, würde die Moschee an der Bodelschwingher Straße nicht mehr genehmigt. In keiner Hinsicht. Fehlende Parkplätze seien nur ein Grund. Der Platz für Gebete ist dort auch viel zu klein. Seit der Fertigstellung des neuen Gemeindezentrums kommen an jedem Wochenende bis zu 100 Kinder und Jugendliche zur Dortmunder Straße. Jugendarbeit ist eine tragende Säulen der Gemeinde, die zum türkisch-islamischen Dachverband Ditib gehört.

Infoveranstaltungen nach den Sommerferien

Bei der Frage nach dem Café zum Neuroder Platz hin und ob es die Gemeinde selbst bewirtschaften oder extern vergeben wird, sei noch keine Entscheidung getroffen. „Wir würden es eigentlich gerne selbst machen“, sagt Corbaci.

Los gehen könnte es mit dem ersten Spatenstich zur Moschee im ersten Halbjahr des kommenden Jahres, sagt er. Bis dahin ist also auch reichlich Zeit zum Reden. Dafür hat die Gemeinde sogar ein Kommunikationskonzept aufgestellt. „Wir sind uns der Brisanz eines Moscheebaus durchaus bewusst“, sagt Corbaci, der die Pläne in der vergangenen Woche der Politik in einer interfraktionellen Runde vorstellte. „Wir sind uns auch dem öffentlichen Interesse am Projekt bewusst. Daher legen wir Wert auf eine höchstmögliche Transparenz bei der Kommunikation unseres Bauvorhabens.“

So soll das neue Moscheegebäude in etwa aussehen.

So soll das neue Moscheegebäude in etwa aussehen. © Modell Gemeinde

Nach den Sommerferien sind Infoveranstaltungen auf Schwerin und bei Nachfrage an unterschiedlichen Standorten in der Stadt geplant. Außerdem überlege man, ob vor Ort Sprechstunden angeboten werden sollen: für Gemeindemitglieder ebenso wie für die Öffentlichkeit. An Diskussionen in sozialen Netzwerken wolle sich die Gemeinde aber nicht beteiligen.