
© Modell Gemeinde
Passt ein Minarett in die Bebauung an der Dortmunder Straße? Politik will genau hingucken
Moschee
Das Minarett der geplanten Moschee auf Schwerin soll 19 Meter hoch werden. Im Bauausschuss gab es eine kontroverse Diskussion darüber. Die CDU will kein Minarett. Und die anderen Fraktionen?
Sabine Seibel (SPD) sähe die Moschee von der Architektur gerne ein bisschen moderner. Yasemin Dittrich (CDU) sprach von besorgten Bürgern, die sich an ihre Fraktion gewandt hätten. Udo Weber (Grüne) äußerte Bestürztheit und formulierte, die Mevlana-Gemeinde hätte durchaus das Recht, in dieser Größenordnung zu bauen.
Es geht um die Neubaupläne der Schweriner Ditib-Gemeinde, neben dem inzwischen grundsanierten und vom Vorbesitzer Balo übernommenen Gebäude eine Moschee zu errichten. Planungs- und Bauordnungsamtschef Philipp Röhnert informierte in der letzten Bauausschusssitzung (Donnerstag, 21. November) beim Thema Bauvorhaben von städtebaulicher Bedeutung über Details des „Gebetshauses an der Dortmunder Straße 175“.
Das Minarett steht im Fokus
So lautet der bei der Bauverwaltung eingereichte Bauantrag für das Vorhaben, das die türkisch-islamische Mevlana-Gemeinde seit sechs oder sieben Jahren umtreibt. Die Diskussion im Bauausschuss war bestimmt von der Frage, wie der Neubau an dieser zentralen Stelle auf Schwerin sich einfügen kann in die Nachbarschaft: Edeka, das Hochhaus, der Ärzte-Komplex gegenüber. Aber auch davon, dass es kontroverse Meinungen zum Minarett gibt.

Philipp Röhnert ist Leiter des Bauamtes der Stadt Castrop-Rauxel. © Stadt
„Das Wohnhaus gegenüber ist 25 Meter hoch“, sagte Röhnert. Das Moschee-Gebäude werde zweigeschossig plus Aufbauten. Das derzeit geplante Minarett sei 19 Meter hoch, weil es auf einem Sockel steht. Die Kuppel erreicht 13 Meter, die Attika 10 Meter.
„Von baurechtlicher Seite gibt es noch keine Bewertung“, erklärte Röhnert zum Stand der Dinge. Und: Nein, es sei nicht vorgesehen, dass das Minarett begehbar sei und von dort etwa ein Ausrufer zum Gebet aufrufe, antwortete Röhnert auf eine entsprechende Frage von Yasemin Dittrich.
Und was ist mit dem Verkehr?
Ausschusschef Oliver Lind (CDU) verwies ebenso wie Bernd Goerke (SPD) darauf, dass es auf Kriterien ankomme, wie der Neubau auch angesichts von Stellplätzen und der verkehrlichen Situation an dieser Stelle mit dem Kreisverkehr kompatibel sei.

Das Gebäude auf dem Foto ist als Gemeindezentrum neu hergerichtet worden. In der Nachbarschaft dieses alten Balo-Gebäudes soll der Moschee-Standort Dortmunder/Ecke Frohlinder Straße sein. © Schlehenkamp
Keine Frage, die Höhe des Minaretts stehe im Fokus. Lind: „Es wäre hilfreich, wenn hier ein Kompromiss erreicht werden könnte. Das ist auch eine Frage der intelligenten Gesprächsführung.“ Goerke betonte: „Wir werden da sehr genau hinschauen, wie das alles zusammenpasst.“ An sich sei das Minarett funktionell eine Attrappe.
Die CDU bittet, auf das Minarett zu verzichten
Yasemin Dittrich betonte: „Die CDU befürwortet den Bau einer Moschee, aber dem Bau des Minaretts stehen wir kritisch gegenüber. Wir bitten die muslimische Gemeinde, darauf zu verzichten.“ Das Minarett stehe nicht für Toleranz und Dialog und erschwere die Akzeptanz der Moschee, auch wenn es ein uneingeschränktes Ja der CDU zu religiöser und kultureller Vielfalt gebe.

Kubilay Corbaci ist der Vertreter der Mevlana-Gemeinde auf Schwerin. © Tobias Weckenbrock
Für die FDP sagte deren Fraktionschef Nils Bettinger: „Bei aller Kritik an Ditib, fühlen wir uns sehr gut informiert und mitgenommen.“ Die Mevlana-Gemeinde habe die Planung frühzeitig vorgestellt. „Und Angst vor besorgten Bürgern habe ich nicht“, fügte er in Richtung CDU hinzu.
Gleichwohl habe auch die FDP die Bitte, das Minarett ein bisschen niedriger zu planen, wenn es denn gehe. Linken-Fraktionschefin Margita Gudjons bat zur Veranschaulichung um ein Modell des Bauprojektes.
Ditib will aus dem Hinterhof raus
Oliver Lind erklärte, wohl auch im Hinblick auf den kommunalen Wahlkampf: „Wir haben die Pflicht, das hier im Ausschuss zu diskutieren. Es gibt keinen Grund, an dieser Stelle die politische Karte zu ziehen.“
Ob es bei diesem Kurs bleibt, ist eine andere Geschichte. Die Mevlana-Gemeinde hat jedenfalls nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihr bei ihren Plänen vorrangig darauf ankommt, aus dem Hinterhof der Gebetsräume an der Bodelschwingher Straße herauszukommen und sie sich bemüht, die Öffentlichkeit früh einzubinden.