Flucht aus dem Iran, zum Christentum konvertiert Der Terrorverdächtige Monir J. (32)

Im Porträt: Monir J. soll in Deutschland zum Christentum konvertiert sein
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Als Monir J. auf Instagram im Januar 2017 ein Foto aus dem Stadtanzeiger Castrop-Rauxel postet, da ist es wohl ein Posting mit etwas Stolz: Das Foto zeigt Teilnehmer eines Integrationskurses der Volkshochschule, den sie mit einem Sprachzertifikat abgeschlossen haben. Arabischstämmige Zuwanderer, die nicht nur die Sprache, sondern auch die Schrift ganz neu lernen mussten.

Was geschah mit dem 32-jährigen iranischen Staatsbürger, der seit 2015 in Castrop-Rauxel lebt? In jenem Jahr soll der Araber, der in Habinghorst wohnt, zum Christentum konvertiert sein, wie Ermittlungsakten zeigen. Warum sollte er nun Anschlagspläne gehabt haben, auf die die amerikanische Sicherheitsbehörde FBI ihre deutschen Kollegen kurz vor Weihnachten hinwies?

Monir: Ruhig und unauffällig

Die Frage muss noch unbeantwortet bleiben, denn ein umfassendes Verhör steht noch bevor. Der Rechtsanwalt seines jüngeren Bruders Jalal teilte mit, dass sein Mandant zur Sache schweigen werde, mindestens bis zu einer Akteneinsicht seines Strafverteidigers.

Monir J. lebte ruhig und unauffällig in Castrop-Rauxel. Zwar beschränken sich zumindest seine Kontakte auf offenen Social-Media-Plattformen weitgehend auf arabischstämmige Personen. Das meiste dort ist in arabischen Zeichen geschrieben. Der Verkäufer der Trinkhalle 44 unweit von Monirs Wohnung berichtet, er habe bei ihm regelmäßig Bier gekauft, fünf Flaschen Krombacher, habe stets etwas Trinkgeld dazu gegeben. Er sei zwar nicht besonders redefreudig, aber stets freundlich gewesen.

Ähnlich sprach auch ein Nachbar über ihn, den wir am Tag nach dem SEK-Großeinsatz antrafen. Nicht als störend nahm der ihn wahr. Er sei nie laut gewesen, man habe im Haus in einer guten Hausgemeinschaft gelebt. Im Treppenhaus wirkte alles gepflegt, geputzt und aufgeräumt. Monir J. wohnt in der ersten Etage.

Dort war sein Bruder Jalal J. (25) zu Gast, der zwar in etwa zur selben Zeit im Jahr 2015, aber nicht mit Monir zusammen nach Deutschland floh. Beide gehörten in ihrer Heimat, der Provinz Ahwaz, dem arabischen Bevölkerungsteil an, der dort in der Mehrheit gegenüber dem persischen Teil ist. Ein an Rohstoffen reiches Gebiet im iranischen Randgebiet in Nachbarschaft des Irak, das von der iranischen Regierung mit harter Hand geführt werde, sagte Jalal im März 2018 gegenüber unserer Redaktion.

Brüder gingen unterschiedliche Wege

Jalal, der jüngere der Brüder, war in seiner Jugend in der Heimat als Freiheitskämpfer für die Autonomie von Ahwaz und gegen die Unterdrückung des Mullah-Regimes im Iran aktiv. Von Monir ist das nicht bekannt.

An jenem Wochenende des SEK-Einsatzes hatte Jalal J. Freigang aus einer Entziehungs-Anstalt in Hagen. Der wegen versuchten Mordes verurteilte Mann fuhr nach Castrop-Rauxel zum größeren Bruder. Nach derzeitigem Ermittlungsstand rechneten die Brüder wohl mit einer Rizinussamen-Lieferung. Sie sollen sich in Telegram-Chats über einen möglichen Gift-Anschlag informiert und ausgetauscht haben. Die freien Abhörmethoden in den USA förderten das vor Weihnachten zutage.

Ihr Anschlagsziel ist allerdings unbekannt. Eigentlich sollte es Silvester schon so weit sein, so die Ermittler. Die Motive sind ebenfalls noch vollkommen unklar. Was klar ist: Es ist nicht erwiesen. Es gilt darum die Unschuldsvermutung, auch wenn den Männern eine längere Untersuchungshaft bevor stehen könnte.

Als Monir J. 2017 das Sprachzertifikat in Händen hielt, als er 2016 auf einem Foto neben dem Auto einer Castrop-Rauxeler Fahrschule für Insta posierte: Es sah danach aus, als wäre er auf einem guten Weg.

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