Zwei Brüder, die mit einem terroristischen Anschlag in Verbindung gebracht werden: In Castrop-Rauxel kommt einem schnell die Geschichte von Mai 2015 in den Sinn. Damals berichtete ein Propaganda-Magazin des „Islamischen Staats“ über Selbstmordattentate zweier Männer aus Castrop-Rauxel. Zwillinge, die sich in Syrien und Irak für den „Heiligen Krieg“ geopfert hätten und so zu Märtyrern geworden seien. Kevin und Mark K., Zwillinge aus Castrop-Rauxel.
Offiziell wollten die mutmaßlichen Selbstmordattentäter, deren Geschichte wohl nie ganz aufgeklärt wird, im August 2014 zum Urlaubmachen in die Türkei reisen. Es wurde wohl eine Reise ohne Wiederkehr für die damals 25-jährigen Brüder.
Wie heute bei den iranischen Brüdern Monir und Jalal J. gab es damals ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf „Vorbereitung einer staatsgefährdenden Straftat“. Mark K. konvertierte 2012 in einer Castrop-Rauxeler Gemeinde zum Islam, war aber nach Aussage der Gemeinde im Jahr 2015 zu keiner Zeit Mitglied oder regelmäßiger Besucher der Moschee. „Wäre er häufiger in unserer Gemeinde gewesen, so hoffen wir, hätten wir ihn von diesem unsäglichen Weg abhalten können“, hieß es in der Stellungnahme der Gemeinde damals.
Dort wie in der ganzen Stadt wurden die Nachrichten mit Bestürzung und Fassungslosigkeit verfolgt. „Jedes Opfer der extremistischen Rattenfänger ist eines zu viel“, war einer Stellungnahme der Gemeinde zu entnehmen.
Sie konvertierten zum Islam
Wann Kevin K. zum Islam konvertierte, blieb trotz eifriger Recherchen bundesweit bekannter Medien unklar. Er habe vor seinem Bruder den Glauben gewechselt, hieß es aber. Vielleicht sei es 2009 bei einem Auslandsaufenthalt in der Türkei gewesen, berichtete damals „Spiegel online“.
Während Kevin als Gesamtschüler nach einem Jahr Aufenthalt in den USA ein sehr gutes Abitur machte und auch im Jura-Studium in Bochum sehr erfolgreich war, ging Mark K. für die Bundeswehr als Soldat nach Afghanistan. Er soll stolz darauf gewesen sein, seinem Land zu dienen, sagten einstige Freunde der Zwillinge 2015 gegenüber unserer Redaktion. Von denen schotteten sich die Zwillingsbrüder nach ihrer Konvertierung zum Islam allerdings nach und nach ab.
Sie sollen sich damals an salafistischen Hasspredigern wie Pierre Vogel und Ibrahim Abou Nagie orientiert haben. Dem IS „gelang“ es auf Basis dieser Radikalisierung bis Mitte 2015 nach „Spiegel“-Informationen, mehr als ein Dutzend Selbstmordattentate deutscher Dschihadisten vermelden zu können.
Wie bei Kevin und Mark K.: Ihnen stand der größte Teil ihres Lebens noch bevor. Sie hatten alle Voraussetzungen, es erfolgreich zu gestalten. Sie entschieden sich aber für einen anderen Weg.
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