Die Internationale Möbelmesse (IMM) war für den deutschen Möbelmarkt das, was die Internationale Automobilausstellung (IAA) für den deutschen Automarkt war: Die Leitmesse schlechthin, das Prunk- und Vorzeigetreffen aller relevanten Firmen, Designer, Händler und Kunden.
Die IAA, die einst jährlich weiter über eine Million Besucher nach Frankfurt lockte, ist in ihrer altbekannten Form Geschichte, die Nachfolge-Veranstaltung IAA Mobility genießt längst nicht mehr den weltweiten Ruf der eigentlichen IAA. Die Bedeutung des Autos im gesellschaftlichen Bewusstsein schwindet eben.

In Zeiten wirtschaftlicher Rezession gilt das nun leider offenbar auch für Möbel. Denn mit der IMM Cologne fällt nun auch eine der weltweit wichtigsten Möbelmessen dem Rotstift zum Opfer: die 2025er-Ausgabe, eigentlich für Januar geplant, ist abgesagt.
Der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM), der Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM) und die Koelnmesse haben beschlossen, einen Cut zu machen. Als Grund nannte man das schwierige wirtschaftliche Fahrwasser der Firmen, die mangelnde Nachfrage nach Möbeln im Inland und damit verbunden „die verständliche, budgetäre Zurückhaltung der Branche“.
Es wird gespart in Deutschland. Nicht umsonst war in der jüngsten R+V-Studie zu den Ängsten der Deutschen die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten als größte Angst der Menschen formuliert worden. Wer Angst vor steigenden Preisen hat, dreht jeden Cent mehrmals um, gerade dann, wenn es um Luxus geht.
Und Möbel sind für die meisten Menschen nun einmal Luxus. An Brot oder Benzin zu sparen, fällt schwerer, als an einem neuen Sofa oder einem Esstisch. Schließlich hat man ja Möbel. Die, die da sind, bleiben nun eben da und werden nicht ersetzt. Da kann die Möbelindustrie noch so sehr mit immer neuen Trends werben.
Und so bleiben den deutschen Wohnzimmern die Kacheltische, die röhrenden Hirsche, die unsäglichen Wandteller aus Zinn oder Porzellan, die missgestalteten Deckenleuchten und schlecht gepolsterten Plüschsofas erhalten. Der Deutsche galt weltweit noch nie als der allergrößte Wohn-Connoisseur, jetzt aber entsagt er selbst den Möbeln der langweiligen Standard-Möbelhäuser von der grünen Wiese.
In den bundesdeutschen Wohnstuben wird es folglich noch trister, dafür wachsen die Sparstrümpfe. Knapp 2,7 Billionen Euro hatten wir im Land im Jahr 2023 insgesamt auf Tagesgeld-, Festgeld- und Girokonten liegen – so viel wie in keinem anderen Land der Eurozone, so die Europäische Zentralbank. 31.951,76 Euro verbuchte jeder Deutsche im Schnitt auf seinen Konten. Vielleicht sind manche Ängste ja doch etwas überzogen...
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.
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