Sieben Wohntypen Voll verkachelt, schlimm gemütlich oder total durchgestylt

Sieben Wohntypen: Verkachelt, schlimm gemütlich oder total durchgestylt
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Als Mensch, dem die Art des Wohnens sehr wichtig ist, habe ich in meinen nun über 60 Lebensjahren einige Wohntypen im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis sowie in einigen Nachbarschaften ausgemacht. Wobei die Weise, wie man wohnt, viel über den Menschen aussagt. Und dabei spielen finanzielle Möglichkeiten bei weitem nicht die Hauptrolle.

Meine wichtigsten sieben Wohntypen stelle ich Ihnen hier vor. Ob Sie sich selbst oder Menschen aus Ihrem Umfeld darin wiederfinden, ob Sie aus vollem Herzen zustimmen oder erbost widersprechen werden: Es ist eine rein subjektive Sichtweise des Autoren. Eher mit Humor, denn mit Anspruch auf Vollständigkeit zu nehmen.

1. Der Kachel-Typ

Dieser Wohntyp (das gilt wie alle anderen Typen für Frauen wie für Männer) ist in seinem Wohnen so wie in seinem Denken und Handeln: Aufgeräumt, rational, clean, durchdacht. Warum soll er sich die Arbeit mit unterschiedlichen Böden machen, die unterschiedlich gepflegt werden müssen? Er setzt auf unempfindliche Fliesen auf den Böden und raumhoch an den Wänden in Räumen wie Bad, Gäste-WC, Küche, Hauswirtschaftsraum und selbst im Keller. Das ist pflegeleicht. Punkt. Wohnlich, gemütlich, behaglich sind keine Begriffe, die im Wortschatz dieses Wohntypen vorkommen.

2. Der Modernist

Der Modernist ist inhaltlich eng mit dem Kachel-Typen verwandt, sein Anspruch ist aber eher aus Design-Gründen abgeleitet denn aus rein nützlichen Ideen. Die Kachel herrscht auch hier vor, sie darf aber gern puristisch weiß, hochglänzend und also putzintensiv sein. Eine Ex-Kollegin stürzte sich nach Feierabend gern auf ihren Putzeimer und wienerte ihre komplett cleane Wohnung wieder und wieder durch, um nur kein Haar auf dem Boden ertragen zu müssen, das den Purismus durchbrach. In diesen Wohnungen gibt es kühle Ledersofas, kahle weiße Wände, die nur von einem großformatigen Bild (abstrakte Zeichnung oder Schwarz-Weiß-Fotografie) unterbrochen wird. Die Arbeitsfläche der Küche ist komplett leer, aufgelockert nur durch eine chromblitzende Siebträger-Kaffeemaschine.

3. Der urbane Wohntyp

Dieser Wohner zeigt gern, wie kunstinteressiert, weltläufig, intellektuell und liberal er ist. Die Wohnung ist eine Mischung aus praktischen Ikea-Stücken, Weichholz-Erbstücken von Oma und erlesenen Möbel-Klassikern. Ikea zeigt, dass man nicht protzen will, die Klassiker zeigen, dass man es aber könnte und das auch jeder Besucher sehen soll. Die Wände sind mit moderner Kunst (Originale von Künstlerfreunden aus dem Viertel, alternativ von guten Drucken namhafter Expressionisten) behängt, gern auch mal dicht gedrängt in Petersburger Hängung. Die Wohnung ist sauber (wofür gönnt man sich die Putzfrau), aber nicht zu aufgeräumt, um die nonchalant-bildungsbürgerliche Note nicht zu gefährden. Man hat reichlich Bücher, hört Vinyl-Platten und hat dem Gast so manchen Obstbrand aus einer kleinen, aber sehr guten Brennerei im Schwarzwald anzubieten. Der urbane Wohntyp wohnt hier gern, zeigt die eigenen vier Wände aber auch gern vor.

4. Der ewige Student

Diese Wohnung sieht auch im fortgeschrittenen Alter des Wohnenden noch immer unfertig und zusammen gewürfelt aus. So wichtig ist das Wohnen ja nun auch nicht, dass man einmal Ersatz für den doch immer noch leidlich funktionierenden Küchentisch suchen müsste, den man seinerzeit vor dem Sperrmüll gerettet hat. Wichtiger ist die gemütliche Runde am Tisch mit einer Brotzeit und einem leidlich guten Rotwein/einem lokal unverzichtbaren Bier. Richtig ordentlich wirkt es in dieser Wohnung nie, für ständiges Aufräumen und Putzen ist die Lebenszeit, die man hat, aber auch einfach zu kostbar. Gut, den alten Teppich auf dem nicht mehr makellosen Parkett könnte man mal saugen. Aber hej, morgen ist auch noch ein Tag.

5. Der Möbelhaus-Wohntyp

In dieser Wohnung fühlt man sich, als sei man in einem der großen Möbelhäuser unterwegs. Die Einrichtung scheint direkt im Gesamtpaket einschließlich der merkwürdigen „Kunstwerke“ an der Wand aus dem Showroom geordert worden zu sein. Alle Möbel sind mit dem gleichen Holztyp furniert, haben diesen modernen Schick, den die einschlägige Werbung im Prospekt angepriesen hat. Und der Clou: Man hat den Händler noch um 15 Prozent im Preis drücken können für die Komplettbestellung. Und da sitzt man nun in all der Pracht, hat Stauraum ohne Ende für das Einheitsgeschirr aus dem Kaufhaus und die Grillgerätschaften des riesigen Gasgrills vor der Terrassentür und sitzt dem Besucher gegenüber mit stolz geschwellter Brust ob der prächtigen Einrichtung.

6. Der hyggelige Wohner

In dieser Wohnung kommt man sich vor wie in einer Höhle. Die Wohnung ist vollgestopft mit total gemütlichen Sesseln, Sofas, Teppichen, Grünpflanzen, diffusen Beleuchtungsquellen, Aquarien, Haustieren, Kinderspielzeugen, Kissen und Kerzen. Das ist so erdrückend gemütlich, dass man manchmal das Gefühl hat, nicht genügend Sauerstoff bekommen zu können als Gast. Gäste sind hier natürlich immer willkommen, es kann aber schon mal sein, dass man auf die Gastgeber eine halbe Stunde warten muss, weil sie ihren Sohn, den quirligen Holger-Emanuel, natürlich zusammen ins Bett bringen müssen. Da sitzt man dann mit seinem noch leeren Glas und versinkt in den Tiefen des Samtsessels. Und denkt über Ausreden zum raschen Flüchten nach.

6. Der Zufalls-Typ

In dieser Wohnung wird nicht so richtig gelebt und nicht so richtig gewohnt. Man hat immer das Gefühl, dass die Wohnung nur eine Durchgangs-Station ist. Wohin, ist unklar, wahrscheinlich in die nächste Durchgangsstation. Die Möblierung ist jetzt nicht sooo wichtig, entscheidend ist der Monster-Fernseher samt Dolby-HiFi-Surround-Anlage und angeschlossener Playstation. Denn die meiste Zeit in der Wohnung spielt sich vor dem TV (und allen nötigen Streamingdiensten) oder mit der Spielekonsole ab. Gegessen wird gern dabei, was der Lieferdienst gerade an die Tür gebracht hat. Eine Küche gibt es, benutzt wird sie aber vorwiegend für den riesigen Kühlschrank und den Backofen, in dem im Notfall (also jeden zweiten Tag) die Tiefkühlpizza aufgebacken wird. IN der nächsten Wohnung... wird alles genau so weiter gehen.

7. Der Nicht-Wohner

Dieser Wohn-Typ ist gar kein Wohner, sondern nur jemand, der die Zeit zwischen Arbeit und Schlafen irgendwo verbringen muss. Die Wohnung ist so unpersönlich wie ein Hotelzimmer. Ob teuer eingerichtet oder mit Resopal-Möbeln aus dem Billigheimer-Möbelladen: Wohnlich ist hier gar nichts. Bilder an den Wänden? Teppich? Deko? Wozu? Die Tristesse ist bei diesem Wohner quasi mit den Händen zu fassen, der lieber zwei Stunden länger im Büro bleibt oder mit den Kollegen noch einen Absacker nimmt, als in das zurückzukehren, was man anderweitig als Wohnung bezeichnet.

In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.

Wenn Sie mich fragen: Zicken und Mimosen verleiden den ganzen Spaß