Wie schnell können wir unsere Gesellschaft impfen, wenn die Hausärzte mit einsteigen? Das ist die Frage, der wir in unserer Modellrechnung nachgehen. Fazit: 15.000 Castrop-Rauxel müssten bis zum Ende des Sommers möglich sein.

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Modellrechnung: Wie schnell geht das Impfen, wenn Arztpraxen einsteigen?

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Die Hausärzte wollen ins Impfen einsteigen. Aus Castrop-Rauxel gibt es positive Signale bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Aber wie viel können sie impfen? Eine Modellrechnung gibt Aufschluss.

Castrop-Rauxel

, 22.02.2021, 08:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vor einigen Wochen, als das Impfen begann, haben wir eine Modellrechnung veröffentlicht. Die Frage, die dahinter stand: Wie schnell können wir die Menschen in Castrop-Rauxel und dem Kreis Recklinghausen gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 immunisieren, um die Pandemie beenden zu können? Um die Masern, weitaus tödlicheres Virus, macht sich heute auch kaum noch jemand Sorgen.

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Das Impfen soll uns retten. Aber wie schnell kann das gehen? Seit Jahresanfang bestimmt die Debatte über das Impftempo die mediale Debatte. Wir Deutschen impfen zu langsam. Wir haben zu wenig und den falschen Impfstoff bestellt. Wir schaffen die Anmeldewelle schon bei den Über-80-Jährigen nicht. Und so weiter. Doch wie geht es nun weiter, wenn die Hausarztpraxen einsteigen?

Dazu gab es Ende vergangener Woche und am Wochenende positive Signale: Ab März, spätestens April, sei genug und der richtige Impfstoff da, um in den Arztpraxen zu impfen, wie das bei der Influenza, Masern und vielen anderen Erkrankungen Standard ist. Und die Ärzte seien bereit, da mitzumachen, wie Dr. Alexander Senge, Sprecher der Ärzte in Castrop-Rauxel, sagte. Es gebe zwar noch organisatorische Fragen, aber die grundsätzliche Bereitschaft sei da.

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Doch wie schnell werden wir impfen können? Dazu zunächst ein paar (zum Teil recht defensive) Annahmen: Laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) gibt es 45 Hausärzte (nicht in Köpfen, sondern in Vollzeitstellen berechnet) und fünf Kinderärzte. Die sollen laut Impfplanung des Bundes die Impfungen der breiten Bevölkerung bewältigen. Sprich: 50 Ärzte, die mitmachen (könnten).

Wenn ab April ausreichend Impfstoff da ist und man die Bedenken von Sprecher Alexander Senge ernst nimmt, dann könnten sie alle an einem Tag in der Woche ihre Praxis schließen, um sich ganz dem Impfen zu widmen und das Geschäft nicht mit dem Alltagsgeschäft zu vermischen. Die Zahl der Patienten hat sich in vielen Praxen ohnehin durch Corona eher verringert.

30 Impflinge pro Tag müssten möglich sein

Damit sich Patienten nicht „stapeln“, muss man die Verfügbarkeit der Räume und die notwendigen Ruhezeiten nach dem Verabreichen der Spritze (etwa 30 Minuten) am Impftag einkalkulieren. So könnte ein Arzt mit drei Praxisräumen in 45 Minuten drei Patienten impfen. Vormittags sind bei früher Öffnung so 5 x 3, also 15 Personen zu schaffen. Weitere 5 x 3, also 15 Personen, können am Nachmittag die Spritze bekommen. Das wären 30 Personen an einem Impftag.

In einem Monat wären das 120 Impfungen pro Hausarzt. Da jeder zwei Impfungen zu Immunisierung benötigt, kommt man so auf 60 Geimpfte pro Monat pro Hausarzt / Kinderarzt. Bei 50 Ärzten kommt man so auf 3000 komplett geimpfte Personen.

15.000 Menschen bis Ende September

Geht es im April los, könnte man im April, Mai, Juni, Juli, August und September (sechs Monate, abzüglich einem Monat Ferien) 15.000 Menschen in Castrop-Rauxel in Arztpraxen durchimpfen. Das wäre ein Fünftel der Bevölkerung. Das bedeutet noch nicht, dass man jedem ein Impfangebot bis Ende des Sommers (20. September) gemacht hätte. Aber diese Betrachtung lässt ja auch den Fortgang der Impfungen im Impfzentrum (bis zu 2000 Impfungen pro Tag sind dort möglich, allerdings Geltung hier kreisweit) und durch mobile Teams außer acht.

„Die KVWL begrüßt eine dezentrale Impfung in den Praxen der niedergelassenen Ärzte zwar sehr“, antwortet Sprecherin Vanessa Pudlo auf eine Anfrage unserer Redaktion. „Aber wann dies genau der Fall sein kann, entscheidet das NRW-Gesundheitsministerium. Dem Ministerium obliegen die Entscheidungen zur Impfstrategie.“ Und am Ende kommt aus auf die Impfbereitschaft und Organisatonsfähigkeit unserer Ärzte an.