Mona Neubaur war am Freitag (21.6.2024) in Castrop-Rauxel. Ob das an sich schon eine Nachricht wert ist? Vermutlich schon, denn Ministerinnen-Besuch hat die Europastadt nicht täglich. Aber hinter diesem Besuch, der sie zum größten Industrie-Unternehmen der Stadt, zu Rain Carbon, führte, steckt mehr.
Denn im November machte ihr kleines Geständnis auf Instagram die Runde: Die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie offenbarte, dass sie früher, im jungen Erwachsenenalter, überrascht war, dass es Castrop-Rauxel wirklich gibt. Das Studium in Düsseldorf trieb sie damals aus ihrer dörflichen bayrischen Heimat nach NRW. Und als sie auf der Autobahn auf einem Schild „Castrop-Rauxel“ las, da sei sie überrascht gewesen, gestand sie.

Mona Neubaur, die inzwischen seit 25 Jahren in NRW lebt, schrieb das aus einem besonderen Anlass auf Instagram: Ihr wurde ein Preis verliehen, der Brost-Ruhr Preis der Brost-Stiftung, der an Personen oder Gruppen geht, die sich besonders und zukunftsweisend für das Ruhrgebiet engagieren. Sie reihte sich ein in die noch recht kurze Liste um Herbert Reul, der der erste Preisträger 2020 war, Fritz Pleitgen, Ferya Banaz-Yasar und Nicole Selbach.
Mit ihrem anekdotischen Beitrag wollte Neubaur damals danken für die Anerkennung ihrer Arbeit. Aber sie löste damit auch Aufmerksamkeit aus: Unter anderem bei der Landtagsabgeordneten Lisa Kapteinat. Neubaur war zwar im Juni 2023 ganz kurz mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Gast im Emscherland. Die Emschergenossenschaft präsentierte damals stolz das grüne Klassenzimmer, den Weinberg und das, was aus der „Köttelbecke“ geworden ist. Aber das dauerte nur ein paar Minuten und sie nur Teil einer internationalen Reisegruppe in drei Bussen mit dem höchsten Mann im Staate Deutschland.
Egal. Zurück zum heute: Lisa Kapteinat lud Mona Neubaur in der Folge ihres Instagram-Beitrags nach Castrop-Rauxel ein, um ihr die Stadt zu zeigen. Und nun war es soweit: Am Freitag (21.6.2024), rund ein Jahr nach ihrer Mini-Stippvisite an der Emscher, war sie wieder da. Im Werk von Rain Carbon ging es 75 Minuten lang um eine der spannendsten Produktionsstätten der Stadt, wo Hunderte ihren Lebenserwerb bestreiten – und die sich im globalen Wettbewerb behaupten muss.
In schwierigen Zeiten: Energiewende und Klimakrise bereiten dem Unternehmen, Teil eines US-amerikanischen Konzerns, große Herausforderungen. 100 Hektar umfasst das Werksgelände; 420 Beschäftigte inklusive 65 Auszubildenden gehen hier Tag für Tag zur Arbeit: Die Bedeutung des Unternehmens für die Stadt ist immens.
Sie empfinde die Zusammenarbeit des Unternehmens mit der Stadt als großes Glück für den Standort, sagte Mona Neubaur. Castrop-Rauxel habe nicht nur einen „faszinierenden Namen“, sondern sei ein attraktiver Wirtschaftsstandort mit vielen gut ausgebildeten Fachkräften. Die „charmante Einladung“ von Lisa Kapteinat und Bürgermeister Rajko Kravanja („Lisa Kapteinat und ich laden von Herzen Mona Neubaur nach Castrop-Rauxel ein und würden uns freuen, ihr unsere Stadt zu zeigen.“) habe sie gern angenommen. Sie freue sich, „dass wir den Besuch verbunden haben mit einem Besuch bei einem starken Unternehmen, das Beschäftigung seit 150 Jahren sicherstellt und sich unter schwersten Rahmenbedingungen international durchsetzt“, sagte sie nun.
Bewusst sei sie dorthin gegangen, wo es „nicht immer Applaus gibt“ für ihre Arbeit, gerade wenn es um die Rahmenbedingungen geht, die Politik und Verwaltung den Unternehmen setzen. Man müsse aus der Moll-Stimmung der Wirtschaft heraus und zurück in eine Dur-Stimmung kommen. Darum sprach man in Castrop-Rauxel über die Rahmenbedingungen, Innovation hier zu fördern und energieintensive und weltweit exportierende Industrie für die Zukunft wettbewerbsfähig zu halten. In einer Zange zwischen US-amerikanischen und chinesischen Playern.

Christoph Börner, Geschäftsführer von Rain Carbon Germany, und Standortleiter Carsten Grabosch nahmen all das dankend zur Kenntnis. „Es war ein sehr fruchtbares Gespräch“, so Börner, auf der „Suche nach Möglichkeiten, sich zu gegenseitig helfen und die Situation zu verbessern“. Innovation finde „nach wie vor hier statt“, und für die Zukunft müsse man deren Wege gangbar und Fördertöpfe zugreifbar machen, so Börner.
Nach 75 Minuten war der Besuch zu Ende. In der Elektro-Limousine aus Düsseldorf, frisch betankt mit Stadtwerke-Strom an der Ladesäule vorm Werkstor, fuhr Mona Neubaur davon. Auf Wiedersehen? „Ich komme gerne wieder.“
Mona Neubaur im Interview über die Zukunftsfähigkeit des Standorts Castrop-Rauxel auf rn.de/castrop