Janine Schulte-Ratajczak und Kevin Ratajczak bei ihrer Hochzeit auf Schloss Bladenhorst. Der Trennung von seiner Familie während der nächsten Tournee sieht der Eskimo-Callboy-Sänger mit Sorgen entgegen. © Christian Püls (Archiv)
Eskimo Callboy
Ein Metalcore-Bühnenstar ist nun Vater - und hat Angst vor der nächsten Tour
„Müde, aber glücklich.“ Ein Satz, der Kevin Ratajczak von Eskimo Callboy nach einem gelungenem Konzert leicht über die Lippen kommt. Im Interview offenbart er die Angst vor der nächsten Tournee.
Es war eigentlich nur ein kurzer Nebensatz im Podcast „Oberkante Unterlippe“. Dort offenbarte aber kürzlich ein Castrop-Rauxeler Bühnenstar seine neue Rolle. Er steht nicht nur als Sänger auf der Bühne, sondern ist auch als Familienvater präsent. Das stellt ihn vor neue Herausforderungen.
Im Interview mit Christian Püls spricht Eskimo-Callboy-Sänger Kevin Ratajczak über seine Vaterrolle, seine Tourpläne und wem beider Eltern das Kind ähnlicher sieht.
Kevin, dein Sohn Levi ist jetzt fünf Monate alt. Wie sehr hat sich das Leben von dir und deiner Frau Janine verändert?Wir sind ja nicht die einzigen, die in Castrop-Rauxel Kinder kriegen. Da sind wir ja nichts Besonderes. Aber der Nachwuchs hat unser Leben absolut verändert. Ich weiß nicht, ob es anderen Eltern auch so geht. Wir haben beide eine Rechnung im Kopf aufgemacht, wir sind ja beide viel beschäftigt; Janine in der Firma, ich mit der Musik. Wie viel Zeit braucht ein Kind? Denn du willst ja dem Kind gerecht werden.
Du willst dann nicht eins von den Elternteilen sein, die nur weg sind. Das haben wir vorher aber falsch eingeschätzt, denn das Kind steht über allem.
Wenn ich arbeiten bin oder Zeit habe; der Kopf ist eigentlich nie „aus“, was das Kind angeht.
Das ist ein Gefühl, das ich mir als Nicht-Papa noch nicht so vorstellen konnte. Ich wusste zwar, dass das Kind einen großen Platz einnehmen wird, aber dass es so omnipräsent ist, ist was ganz Tolles.
Wie regelt ihr das im Alltag?Janine geht mittlerweile halbtags arbeiten, weil sie eine wichtige Position in der Firma hat [als Betriebswirtin bei einem Elektronikspezialisten in Castrop-Rauxel, Anm. d. Red.], muss sie auch Anwesenheit zeigen, viel kann sie aber auch von zu Hause machen.
Wir machen dann immer ein Abklatschen an der Tür, machen einen fliegenden Wechsel. Dann gehe ich arbeiten. Wir kriegen das ganz gut hin. Natürlich mussten wir uns nach der Geburt erst mal zu Hause „eingrooven“. Ich denke, das ist ganz normal. Wir haben inzwischen einen guten Rhythmus gefunden. Wie alle anderen Eltern schlagen wir uns die Nächte um die Ohren. Wenn man aber in dieses kleine Gesicht schaut, weiß man immer, wofür man es tut; und tut es dann auch wieder gerne. Wir sind glücklich, auch wenn wir noch nie so müde waren.
Janine Schulte-Ratajczak, Sohn Levi und Kevin Ratajczak. Derzeit lieben sie die Dreisamkeit. 2022 geht Kevin wieder auf Tournee. © privat
Meine Branche ist hart getroffen von der Pandemie, da keine Konzerte stattfinden. Ich will aber betonen, dass wir als Musiker von Eskimo Callboy da noch andere Standbeine haben. Da leben wir von neuen Vertragsabschlüssen. Beispielsweise Einmalzahlungen als Vorschuss für ein neues Album.
Ich verdiene aber auch Geld über den Verkauf von Merchandise-Artikeln oder Spotify. Es gibt da Menschen, die mehr drunter leiden, als wir momentan. Wie Tontechniker, Lichttechniker, Bühnenleute. Die haben keine Musik oder Merchandise. Die sind darauf angewiesen, dass Konzerte stattfinden, daher sollte das Augenmerk auf sie gelegt werden.
Die Bühne fehlt Dir also nicht?So gerne ich Musik im Studio mache; ich bin überzeugt, dass Musik für die Bühne gemacht wird, wegen der Emotionen, die du dir wünscht. Ich schreibe Songs so, dass ich mir vorstelle, wie klingen die jetzt live. Welche Bühneneffekte, welches Licht setze ich ein. Unser Song „Hypa, Hypa“ ist durch die Decke gegangen, aber auf dem Gipfel seines Erfolgs konnten wir ihn nicht einmal live spielen. Wir hätten Touren gehabt in Russland, Europa, Deutschland, überall. Das tut schon weh.
Eskimo Callboy mussten wegen der weltweiten Pandemie einige Touren absagen. Kommt dir das als Vater irgendwie entgegen?Das war ja nicht so geplant. Aber ich kann bei meiner Familie sein, ich bin ganz normal im Studio arbeiten, von mittags bis abends. Aber ich habe meinen Sohn bei mir, wenn ich abends nach Hause komme. Ich sehe die ersten Entwicklungssprünge, die er macht. Ich merke jetzt – wo er da ist – wie schwierig das gewesen wäre, jetzt auf Tour zu sein. Und ich muss ehrlich gestehen: So gerne ich meinen Job tue, ich habe ein wenig Angst vor den ersten Touren. 2022 werde ich vier Wochen am Stück weg sein. Da werde ich richtig „struggeln“. [„mit etwas kämpfen“, Anm. .d Red.]. Da muss ich mir was einfallen lassen. Also, dass ich die sehe. Vier Wochen ohne meine Familie sind für mich inzwischen undenkbar. Ich liebe die Dreisamkeit.
Du und Janine haben zehn Jahre in Waltrop gelebt. Jetzt geht es zurück nach Castrop-Rauxel. Was bringt euch in eure Heimatstadt zurück?Unser Lebensmittelpunkt war stets in Castrop-Rauxel, wir arbeiten dort, wir leben beide dort. Wir haben in Waltrop nur unsere Wohnung gehabt und sind zum örtlichen Supermarkt gegangen. Wir haben nun nach einem Eigenheim mit Garten gesucht, auch für unseren Kleinen. Wir freuen uns darauf.
Auch, dass Oma und Opa um die Ecke wohnen – und wir im Falle eines Falles auch mal Unterstützung haben. Wir wohnen nun nah am Arbeitsplatz von Janine, das Musikstudio ist sehr nah. Das war eine glückliche Situation, dass sich das so ergeben hat. Und das wir nun wieder offiziell Castrop-Rauxeler sind. Ich bin da schon recht lokal-patriotisch veranlagt.
Manche Menschen aus dem eigenen Umfeld schreiben dem Kind oft gern gewisse äußerliche Merkmale oder Eigenschaften der Eltern zu. Wie ist das mit Eurem Sohn Levi?Bei Kindern, die gerade auf die Welt gekommen sind, kann man noch gar keine Charakteristik erkennen. Daher finden wir das witzig, wenn dann die Großeltern kommen und sagen: Das sind ganz klar die Augen der Mutter, das ist die Nase vom Vater. Nach fünf Monaten haben wir festgestellt: Levi hat blonde Haare, nicht die dunklen des Vaters.
Bislang habe ich da mehr Ähnlichkeiten zu Janine festgestellt, was ja nicht schlecht ist. Sie ist ja eine wunderhübsche Frau, da kann er sich glücklich schätzen. Ich hoffe nur, dass er die Musikalität vom Papa hat. Wenn er so singt, wie die Mama, dann Prost Mahlzeit (lacht).
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