
Der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Professor Dr. med. Udo Bonnet äußert sich zu dem Vorfall in der geschlossenen Psychiatrie in Castrop-Rauxel. © Engel/Schlehenkamp
Messer-Attacke im EvK Castrop-Rauxel: Krankenschwester verletzt
Angriff in Psychiatrie
Im Evangelischen Krankenhaus (EvK) Castrop-Rauxel hat ein Patient eine Mitarbeiterin der Klinik mit einem Messer attackiert. Er wollte sie augenscheinlich umbringen.
Er soll gerufen haben: „Ich muss euch alle abstechen!“ Klar ist: Ein 32-jähriger Castrop-Rauxeler hat eine Krankenschwester (40) des EvK mit einem Messer attackiert. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Dortmund auf Anfrage unserer Redaktion. Der Mann sei erst seit kurzer Zeit in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht gewesen.
Warum er dort war, sagt die Staatsanwältin nicht. Nur so viel: „Er war vorher nicht fremdgefährdend.“ Ein internes Schreiben der Mitarbeitervertretung des EvK, das der Redaktion vorliegt, nennt die Attacke einen „massiven Gewaltvorfall“. Was war passiert?
Am 20. August habe die Krankenschwester aus Castrop-Rauxel um die Mittagszeit im Dienstzimmer gesessen, um Dokumentationen anzufertigen, so schildert es die Staatsanwaltschaft. Dann sei die Frau von hinten durch den Angreifer überrascht worden.
Der 32-Jährige wollte mit einem Messer auf die Frau einstechen
Er hatte ein Messer in der Hand und versuchte, auf den Oberkörper der EvK-Mitarbeiterin einzustechen. Dabei kippte die Frau vom Stuhl und verletzte sich im Gesicht. Mindestens ein weiterer Mitarbeiter versuchte, der Frau zu helfen und dem 32-Jährigen das Schmiermesser zu entreißen. Dabei schnitt sich der Mitarbeiter in die Finger.
Der Angreifer konnte letztlich überwältigt werden. Gleich am nächsten Tag wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Angesichts der psychischen Erkrankung und der Messer-Attacke liegen ausreichende Anhaltspunkte für eine Gefährlichkeitseinstufung vor. Deshalb ist der Angreifer vorläufig in der forensischen Psychiatrie Lippstadt untergebracht.
Das EvK beruft sich auf die ärztliche Schweigepflicht und geht deshalb nicht näher auf die Gründe für die Unterbringung des Patienten in der geschlossenen Psychiatrie ein. Auf Anfrage der Redaktion teilt Psychiatrie-Chefarzt Professor Dr. Udo Bonnet, mit, dass sich „in der laufenden Behandlung“ Übergriffe auf das Personal in der psychiatrischen Akutmedizin „nicht gänzlich vermeiden“ lassen.
Mehr Gewaltfälle habe es in den vergangenen Jahren aber nicht gegeben, eher weniger. Fälle wie der vom 20. August seien aber „vergleichsweise selten“. Sie „erfordern selbstverständlich Reevaluierungen, die auch stattgefunden haben und noch stattfinden“.

Prof. Dr. Udo Bonnet ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am EvK. © Volker Beushausen
Die Pressestelle des Evk versichert, dass das Haus den aktuellen Vorfall sehr ernst nimmt und gemeinsam mit den zuständigen Behörden, dem Ausschuss für Arbeitssicherheit und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Station den Fall untersucht.
Wie geht es weiter mit dem Angreifer?
Ein Gutachter muss sich nun zunächst intensiv mit dem Fall und dem Täter befassen. Er geht der Frage nach, ob mit weiteren Straftaten zu rechnen ist.
Sobald dieses Gutachten vorliegt, wird die Staatsanwaltschaft eine Antragsschrift verfassen können. Dem Mann wird versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen.
Falls das Gutachten zu dem Schluss kommt, dass der Mann weitere Taten dieser Art verüben könnte, bleibe er wohl in einem psychiatrischen Krankenhaus und wird in regelmäßigen Abständen begutachtet, erläutert die Staatsanwältin. Es gebe auch Fälle, wo Patienten so gut medikamentös eingestellt werden und krankheitseinsichtig sind, dass sie auf Bewährung entlassen werden können. Doch ob es man im Fall der Messer-Attacke im EvK so oder anders ausgehen wird, das steht längst noch nicht fest.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
