Einige Anwohner fühlen sich in Merklinde nicht sicher. Stadtteilvertreter sagen, die Menschen müssten nur mehr miteinander sprechen, das würde helfen. Merklinde sei in Aufbruchsstimmung.
Sechs Anwohner aus Merklinde haben die Probleme im Stadtteil beklagt. Sie fühlen sich nicht sicher und wünschen sich mehr Präsenz von Ordnungsamt und Polizei. Sie fühlen sich mit den Problemen im Viertel allein gelassen.
Diese Vorwürfe möchten die Stadt Castrop-Rauxel und die Verantwortlichen für Merklinde nicht auf sich sitzen lassen. Sie halten daran fest, dass Merklinde in Aufbruchstimmung sei.
Merklinde soll das Image des Verlierer-Stadtteils ablegen
Beim Spaziergang durch Merklinde soll gezeigt werden, was im Stadtteil schon erreicht wurde und was noch ansteht. Von den positiven Seiten überzeugen wollen: Nicole Fulgenzi (Pressesprecherin), Phillip Andro (Jugendarbeit), Oliver Becker (Stadtteilkümmerer), Willi Müller (Vorsitzender des Vereins „Wir sind Merklinde“), Ricardo Magistro (Stadtentwicklung), Astrid Dähnke (Caritas, Migrationsberaterin für Erwachsene und Ehrenamtskoordinatorin) und Susanne Köhler (Bereichsleitung für Migration und Obdachlosenhilfe).
Gemeinsam machen sie sich dafür stark, dass Merklinde das Image des Verlierer-Stadtteils endlich ablegt. Merklinde hat mehr zu bieten. Die Stadtsprecherin betont erneut, dass Merklinde kein Hotspot für Kriminalität sei. Polizei und Ordnungsamt seien im gesamten Stadtgebiet unterwegs und es sei nicht nötig, gezielt in Merklinde auf Streife zu gehen.

Der Verein „Wir sind Merklinde“ hängen ihre aktuellen Termine im Harktortviertel aus und freuen sich über Besuch. © Victoria Maiwald
Bei Problemen den Stadtteilkümmerer ansprechen
„Und wenn doch mal etwas ist, müssen die Menschen miteinader sprechen, das ist wichtig“, sagt Willi Müller vom Verein „Wir sind Merklinde“. Die Bewohner in Merklinde können sich bei Problemen oder Fragen immer an den Verein oder an den Stadtteilkümmerer Oliver Becker wenden.
Wird Oliver Becker auf etwas hingewiesen, schaut er sich die Situation an und wendet sich gegebenenfalls an die Stadt oder sucht andere Lösungen. Er ist für den Stadtteil da und kann immer kontaktiert werden.
Becker und Co. sind immer im Einsatz
Auch bei dem Spaziergang durch Merklinde macht Becker sich Notizen. An ein paar Mülltonnen lehnt Sperrmüll. Der könne natürlich auch angemeldet sein, aber nachhören schadet nicht. Außerdem liegen an der alten Sparkassen größere Scherben verteilt auf dem Gehweg, auch das wird von Becker notiert.
Auch Astrid Dähnke und Susanne Köhler sind bei dem Spaziergang immer einsatzbereit. Einige Menschen erkennen die beiden Damen und sprechen sie an. Mal ging es um kleinere Probleme, mal ist es einfach nur ein kurzer Plausch über das Wetter.

Beim Gang durch das Quartier gibt es auch nicht so schöne Ecken. Das wird von Oliver Becker gleich notiert. © Victoria Maiwald
Einander „Guten Tag“ sagen hilft
An diesem Tag ist es lebhaft in Merklinde. Vorbei an einem Mann, der Akkordeon vor dem sogenannten „Problemhaus“ spielt, geht es in die Harkortsiedlung. Hier wird die Truppe, die sich um den Stadtteil kümmert, von Anwohnern aus ihren Wohnungen oder vom Balkon begrüßt. „Das rate ich den Menschen immer: Sagt einander ‚Guten Tag‘. Das hilft schon sehr viel im Zusammenleben“, sagt Willi Müller.
Die Menschen müssten zusammenkommen und miteinander sprechen. Das würde laut Müller schon einige Missverständnisse aus dem Weg räumen. Damit die Menschen auch zusammenkommen können, wird derzeit ein Begegnungszentrum in der alten Harkort Schule hergerichtet. Gestrichen wurden die Räume bereits. Einige Renovierungsarbeiten müssen noch erledigt werden. Wenn alles fertig ist, können hier Bürgerversammlungen abgehalten und Feste gefeiert werden.
Bewohner von Merklinde zusammenbringen
Besonder wichtig ist den Stadtteilvertretern die Nachhaltigkeit. Bei allem, was angeboten und angedacht wird, ist Nachhaltigkeit immer auch ein Thema. Hinter dem neuen Bürgerzentrum soll auch eine bienenfreundliche Blumenwiese entstehen. Außerdem sollen Insektenhotels angeschafft und mit Kindern aus Merklinde selbst gebaut werden.
Mit gemeinsamen Dorfabenden im Vereinsheim des SuS Merklinde oder Wanderangeboten sollen die Bewohner von Merklinde zusammengebracht werden. Es soll Leben ins Viertel gebracht werden, dafür seien laut Müller auch Aktionen mit den ansässigen Geschäften angedacht.
Merklinde ist ein bunter Stadtteil
Die Angebote in Merklinde kommen nicht immer ohne Sprachbarrieren aus. Merklinde ist ein sehr bunter Stadtteil, viele Nationen leben hier. Auch viele Flüchtlinge haben in Merklinde ein Zuhause gefunden.
Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die bisher keinen Kita-Platz bekommen haben, können sich an die Caritas in Merklinde wenden. Das Brückenprojekt der Caritas betreut Kinder und vermittelt gleichzeitig erste Deutschkenntnisse. Gleichzeitig findet auch Familienarbeit statt. Es gibt Angebote für Eltern - besonders für Mütter - wie Sprachkurse.

Besonders stolz sind die Vertreter des Stadtteils auf die sauberen Spielplätze. © Victoria Maiwald
Dolmetscher im Einsatz
Ziel ist es, die Kinder gut auf die Schule vorzubereiten und an einen Tagesrhythmus zu gewöhnen. Das Angebot werde gut angenommen, die Plätze sind immer ausgebucht. Außerdem kommen in Merklinde auch Dolmetscher zum Einsatz. Sie sollen laut Susanne Köhler besonders zwischen Eltern und Schule vermitteln.
Auch die Aufsuchende Jugendarbeit kümmert sich um die jungen Merklinder. In der alten Harkortschule können sich Kinder treffen und gemeinsam spielen.
„Es gibt genügend Angebote, die Anwohner müssen sie nur annehmen“, sagt Willi Müller. Und es gebe Ideen für weitere. „Aber das alles braucht immer etwas Zeit.“