An der Grundschule am Busch muss auch während des Sportunterrichts Maske getragen werden, zürnt eine Mutter. Die Schulleiterin widerspricht.

© Jens Lukas (Archiv)

Viel Ärger um Maskenpflicht: Schule widerspricht Mutter vehement

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In einer Castrop-Rauxeler Grundschule sollen Kinder während des Sportunterrichts Corona-Masken tragen, sagt eine Mutter. Die Schule widerspricht deutlich. Frust herrscht allerorten.

Ickern

, 08.06.2021, 20:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Karina B. ist sauer. Sie meldet sich bei unserer Redaktion und berichtet über eine Maskenpflicht während des Sportunterrichts. An der Grundschule Am Busch in Castrop-Rauxel sei dies der Fall. Ihr Sohn und die anderen Kinder müssten dort immerzu Schutzmaske tragen. Was die Schule dazu sagt? Sie verneint das vehement.

Der Streit hat sich in der vergangenen Woche entzündet. Da hat erstmals wieder der Sportunterricht stattgefunden. Mit Maskenpflicht, so erzählt es zumindest Karina B. „Im Sportunterricht, der draußen stattfindet, müssen alle Kinder eine Maske tragen. So will es die Schule. Das Land NRW hat diese Regel nicht festgelegt“, sagt sie.

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Und: „Ich finde das nicht in Ordnung. Die Kinder werden zwei Mal in der Woche getestet, sind sowieso dauerhaft im Klassenverbund – und sie treiben unter freiem Himmel Sport. Außerdem ist es kein Kontaktsport. Aber nein, die Schule will, dass die Maske getragen wird.“

B. erklärt uns, sie habe mit der kommissarischen Schulleiterin Yvonne Bussmann gesprochen, zudem mit der Klassenlehrerin, von der sie bisher „immer viel gehalten“ habe. „Jetzt“, sagt die Mutter, „finde ich auch ihr Verhalten sonderbar“. Aus gleich zwei Gründen.

Mutter: Mein Kind hat geweint wurde nicht beachtet

Zum einen würden Lehrerin und Schulleiterin an der Maskenpflicht im Sportunterricht festhalten. Zum anderen sei doch eigentlich ein Kompromiss gefunden worden - in der vergangenen Woche sei mit der Klassenlehrerin besprochen worden, dass der Sohn von Karina B. den Unterricht nicht mitmachen müsse und nach Hause kommen dürfe.

Als der Tag dann allerdings gekommen war, musste ihr Sohn, ein Viertklässler, bleiben. „Zu Hause hat mein Sohn mir erzählt, dass er nicht nach Hause durfte, sondern am Rand sitzen und zugucken musste wie sein Lieblingsspiel ‚Völkerball‘ gespielt wurde“, sagt Karina B.

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„Er hat die ganze Zeit geweint und wurde nicht beachtet“, ergänzt sie, „da müsse er jetzt selber durch, hieß es. Auch nach Aufforderungen mehrerer Mitschüler ist die Lehrerin nicht auf meinen Sohn eingegangen.“ So weit die Schilderungen der Mutter.

Die Schule wehrt sich gegen die Anschuldigungen vehement. Yvonne Bussmann schreibt unserer Redaktion: „Die Schülerinnen und Schüler müssen im Sportunterricht selbstverständlich keine Maske tragen, wenn der Abstand gegeben ist.“ Es folgt der Nachsatz: „Und bei körperlicher Anstrengung schon mal überhaupt nicht!“

Die Mutter sagt dies, die Schule sagt jenes

Ausnahmen seien Situationen, „in denen viel erklärt werden muss“. Oder in denen Kinder aus anderen Gründen dich an dicht stünden. Wie zum Beispiel in der vergangenen Woche, als für die „Abschlussfest-Darbietung“ geübt worden sei, so Bussmann.

„Die Kinder trainierten einen Tüchertanz, bei dem sie sich nicht viel bewegen mussten. Sie standen nah beieinander, um die Erklärungen zu den Bewegungen von der Klassenlehrerin akustisch zu verstehen. Der Mutter hatte ich (und auch die Klassenlehrerin) zuvor bereits vorher alles erläutert“, schreibt uns Yvonne Bussmann.

Ihr Wunsch sei es gewesen – und da decken sich die Schilderungen der Mutter und der Schule –, „dass ihr Sohn nach Hause gehen dürfe, was wir aber von schulischer Seite klar verneinten. Das geht natürlich nicht, dass Eltern einfach entscheiden, wann ihre Kinder zu Hause bleiben.“

Obwohl die Schule den Unmut über das Masketragen an jener Stelle nicht gut nachvollziehen konnte, „ließen wir uns auf den Kompromiss ein, dass ihr Sohn sportlich individuell gefördert würde, in Bereichen, die den Abstand eben zuließen“.

Castrop-Rauxeler Schule: Generelle Maskenpflicht gibt es nicht

Da Karina B. allerdings schon im Vorfeld „so sehr auf ihren Sohn eingewirkt hatte, dass er keine Maske tragen müsse bzw. nach Hause gehen dürfte, und er aber gerne ganz normal am Geschehen teilgenommen hätte“, schreibt Bussmann, „hat er letztendlich aus Überforderung zu Weinen angefangen“.

Selbstverständlich lasse die Schule kein weinendes Kind unbeachtet. „Aber den Wunsch nach Hause gehen zu dürfen, konnten wir, wegen der Schulpflicht, natürlich nicht erfüllen.“ Auch hier, in diesem letzten Punkt, stimmen die Schilderungen beider Seiten überein.

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Klar ist außerdem: Karina B. geht das Engagement der Schule in jedem Fall zu weit. Die kommissarische Direktorin Bussmann habe ihr kürzlich berichtet: „Wir sind seit September Corona-frei, das wollen wir auch bleiben.“ Das sei ja alles gut und schön, sagt B. Es sei wichtig, „dass sich die Kinder nicht anstecken“.

Zuweilen indes wirke es auf sie, „als wäre der Blick auf die Corona-Zahlen so etwas wie ein Wettbewerb für die Direktorin. Nach dem Motto: Wer schafft es, bis zum Ende Corona-frei zu bleiben?“ Für ihren Sohn hoffe sie, dass er in dessen letzten Grundschul-Wochen noch mal „ungehindert“ Sport treiben könne.

Frust herrscht allerorten

Das ist der Wunsch von Karina B. Allein: Die Schule ist sich keiner Schuld bewusst. Ja, sie achte genau auf die Sicherheit, auf gut funktionierende Abstands- und Hygieneregeln. Denn die Gesundheit der Kinder liege ihnen „seit Anbeginn der Pandemie sehr am Herzen und hat Priorität Nummer eins.“ Doch eine generelle Maskenpflicht im Sportunterricht gebe es nicht, schreibt uns Bussmann.

Auch sie macht inzwischen einen wütenden Eindruck.

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