Marode Immobilie soll Flüchtlingsunterkunft werden
An der Lange Straße
Die Stadtverwaltung Castrop-Rauxel hat ein neues Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen im Visier. Das Problem: der Gebäudekomplex an der Lange Straße ist in einem teilweise stark sanierungsbedürftigen Zustand. Im Moment sollten Teile des Hauses am besten nur mit Schutzkleidung betreten werden.

Als Standort für Flüchtlinge angefragt: Der heruntergekommene Gebäudekomplex Lange Str. 107/Nordstr. 1-3.
Neben dem ehemaligen Jugendzentrum Deininghausen hat die Stadtverwaltung jetzt auch die Großimmobilie Lange Straße 107/Nordstraße 1-3 für die Unterbringung von Kontingentflüchtlingen im Visier. „Wir haben eine entsprechende Anfrage bei den neuen Eigentümern gestellt“, sagte Bürgermeister Johannes Beisenherz am Montag. Eine Antwort stehe allerdings noch aus.
Der 1968 erbaute siebenstöckige Komplex an der Ecke Lange Straße/Nordstraße ist nach mehreren vergeblichen Versteigerungsversuchen Ende Juni von drei in Berlin wohnhaften Privatpersonen für gut 615.000 Euro erworben worden. Ein zuvor von den Westdeutschen Grundstücksauktionen aufgerufenes Mindestgebot von 660.000 Euro war bei der vorangegangenen Versteigerung im Kölner Hotel Hilton am 13. Dezember 2014 erneut nicht abgegeben worden. Großflächige Plakate an dem Gebäude weisen noch immer auf die ergebnislose Versteigerung von vor einem Dreivierteljahr hin.
Tragen von Schutzkleidung empfohlen
Der Komplex umfasst im Erdgeschoss acht Wohneinheiten und darüber in sechs Geschossen 50 Wohneinheiten mit einer Gesamtfläche von über 3200 Quadratmetern. Von den Ladenlokalen ist derzeit nur eins mit einem Dönerladen vermietet, auch die Mehrzahl der 50 Wohnungen steht leer.
Dass das so ist, hat einen guten Grund: Laut Exposé ist die Immobilie in einem „renovierungsbedürftigen, teilweise sanierungsbedürftigen Zustand“. Im Kellerbereich, wo früher eine Diskothek und ein Fotolabor waren, herrsche starker Schimmelbefall. Wörtlich heißt es weiter: „Der Gutachter empfiehlt das Tragen von Schutzkleidung für die Besichtigung der Kellerräume.“
„Es geht nur auf freiwilliger Basis“
Wie Beisenherz weiter erläuterte, komme eine Beschlagnahmung von Wohnraum, wie ihn zuletzt mehrere (Ober-)Bürgermeister ins Gespräch gebracht hatten, nicht in Frage. „Dazu müsste erst der Notstand ausgerufen werden“, sagte er. Er jedenfalls denke nicht in diese Richtung: „Es geht nur auf freiwilliger Basis“, sagte er.
Darüber hinaus machte Beisenherz klar, dass er bei der Beschaffung von Wohnraum zunächst Wohnungsgesellschaften und private Eigentümer in der Pflicht sehe. Aus diesem Grunde sei die Option Deininghausen, die er am Donnerstag vergangener Woche im Sozialausschuss ins Gespräch gebracht habe, für ihn nicht vorrangig.
„Nutzung braucht einige Monate Vorlauf“
In den nächsten Monaten könne das ehemalige Jugendzentrum dort sowie noch nicht genutzt werden. „Eine Nutzung braucht einige Monate Vorlauf“, sagte Beisenherz. Der Grund: Die noch ausstehenden Feuerschutzprüfungen sowie die fehlenden sanitären Anlagen. Eigentlich war das leer gezogene Jugendzentrum bereits als abgängig eingestuft worden. Definitiv gilt das für die dahinter liegende ehemalige Hausmeisterwohnung. Daran gebe es nichts zu retten, sagte Beisenherz.