
© Natascha Jaschinski (A)
Castrop-Rauxeler Wirt frustriert: Mehr als 10.000 Euro für Fußball-Abos
Streamingdienste
Drei Abonnements müssen Kneipenbesitzer abschließen, wenn sie alle BVB-Spiele zeigen wollen. Für einen Castrop-Rauxeler Kneipenbesitzer bedeutet das jährliche Kosten im fünfstelligen Bereich.
Karl-Heinz van Loon sitzt rauchend vor der Marktschänke. Es ist 13 Uhr an diesem Dienstag (28.9.) und bisher hat es nur einen weiteren Gast in seine Kneipe verschlagen. Am Abend, wenn Borussia Dortmund in der Champions League gegen Sporting Lissabon spielt, wird der Gastronom aber wahrscheinlich nicht mehr zum Sitzen kommen.
Denn bei van Loon können sich Fußballfans, wie in vielen anderen Kneipen auch, die Live-Übertragung des Spiels angucken. Dass das für Gastronomen einen erheblichen Kostenaufwand bedeutet, ist vielen nicht bewusst.
Kosten im fünfstelligen Bereich
Sky, DAZN und Amazon Prime - Gastronomen, die jedes Spiel aus der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League zeigen wollen, müssen drei Streaming-Abos abschließen. Grund dafür ist das unterschiedliche Angebot der Anbieter. So zeigt Sky die meisten Bundesligaspiele, aber einige laufen auch bei DAZN, die zudem fast alle Matches der Champions League ausstrahlen. Nur das Topspiel am Dienstagabend überträgt Amazon Prime.
Karl-Heinz van Loon ist einer der Gastronomen, der alle Anbieter abonniert hat. Monatlich fallen für ihn dadurch Kosten um die 850 Euro an.
Grund dafür ist der Anstieg der Abo-Gebühren. Früher haben Gastronomen einen Monatspreis von 14,99 für DAZN zahlen müssen, so wie jeder anderer Privatnutzer auch. Seit diesem Jahr bittet der Internetanbieter die Betreiber aber separat zur Kasse. Dabei werden 279 Euro pro Monat fällig.
Weiter Kosten fallen an
Doch bei den ohnehin schon hohen Kosten bleibt es für den Gastronomen nicht. Wer bereits einmal die Marktschänke besucht hat weiß, dass Fußballspiele eigentlich über einen Fernseher und eine Leinwand übertragen werden. Das Streaming-Angebot von DAZN kam nach Aussagen van Loons dort jedoch immer mit zwei Minuten Verspätung an. Das geht natürlich nicht, so der Gastronom. Für eine zeitgleiche Übertragung habe er sich daher einen weiteren Fernseher und damit auch eine zweite DAZN-TV-Box kaufen müssen.
Ein weiteres Manko kritisiert der Kneipenbesitzer an den hohen monatlichen Beitragszahlungen. Van Loon erklärt: „Drei Monate im Jahr läuft kein Fußball.“ Die Kosten müsse er in dem Zeitraum aber trotzdem tragen.
Um das Geld wieder hereinzubekommen, hat es Karl-Heinz van Loon schwerer als andere Gastronomen. In der Marktschänke gibt es nur Getränke und kleine Snacks. Mit einem breitgefächerten Essensangebot könne er also keine finanziellen Verluste ausgleichen. „Dafür habe ich auch gar kein Personal“, so van Loon.
Umso ärgerlicher ist es dann, wenn Besucher einen ganzen Abend in der Kneipe verbringen, aber nur zwei Getränke trinken. Rentabel sei das nicht. Die Einführung eines Mindestverzehrs, wie es ihn in anderen Bars und Kneipen bereits gibt, kommt für van Loon jedoch nicht in Frage.
Marktschänke abhängig von Streaming
Und auch nicht, eines der Fußballabos zu kündigen. Im Endeffekt sei man von dem Streaming abhängig, erklärt der Gastronom. Wenn es das Angebot bei ihm nicht mehr gäbe, blieben auch die Besucher weg. Da ist sich Karl-Heinz van Loon ziemlich sicher.