
© Ronny von Wangenheim
Ab in die Klapsmühle: Sechsfach-Mama eröffnet Kneipe in der Altstadt neu
Kneipeneröffnung
Sarah Jastrzembski hat in der Klapsmühle als Kleinkind erste Gehversuche gemacht. Jetzt kommt die Sechsfach-Mama zurück: Als neue Pächterin kämpft sie mit Altlasten und dem schlechten Ruf der Kneipe.
Die Klapsmühle in der Castroper Altstadt hatte lange geschlossen. Die letzte Pächterin hatte erst Anfang 2020 geöffnet. Kurz bevor die Corona-Pandemie das Kneipenleben zum Erliegen brachte. Die neue Pächterin will vieles anders machen. Einen guten Ruf schaffen. Für Sarah Jastrzembski ist die Klapsmühle eine Herzensangelegenheit. Auch wegen ihrer Oma.
Noch hängen „Baustellenschilder“ im Aushang. In der Kneipe an der Mühlenstraße 6 wird weiter gearbeitet. Seit August steckt Sarah Jastrzembski jede freie Minute in ihr Projekt. Am Samstag, 2. Oktober, eröffnet sie. „Endlich“, sagt sie, „es muss jetzt einfach losgehen.“
„15 Jahre wurde hier nichts gemacht“, erzählt die 31-Jährige und zeigt um sich herum. Alles habe sie mithilfe der Familie renoviert, die Wände gestrichen, die Toiletten saniert, die Elektroleitungen erneuert – „das war schon gefährlich“. Ein Teil des Mobiliars hat sie neu angeschafft, die Stühle aber selbst abgeschliffen und neue Sitzkissen genäht.
Vorgängerin verließ die Kneipe über Nacht
Ihre Vorgängerin habe alles „von heute auf morgen verlassen“, sagt Sarah Jastrzembski. Selbst der Kühlschrank sei noch voll gewesen. Viele Müllsäcke habe sie erst mal aus der Kneipe schaffen müssen. „Dann haben wir Wochen nur gearbeitet und gearbeitet.“
Mit dem Müll will sie auch den schlechten Ruf ausmerzen, den die Klapsmühle in Castrop-Rauxel habe. Von ausufernden Partys und Randalierern hat die Gastwirtin gehört und auch das Ordnungsamt sei wohl häufiger da gewesen. Ein Ruf, mit dem sie erst mal leben muss. „Schon jetzt haben Menschen das Ordnungsamt alarmiert“, sagt Sarah Jastrzembski. Den Beamten musste sie dann erstmal sagen, dass sie noch gar nicht geöffnet habe.

Am 2. Oktober öffnet Sarah Jastrzembski die Türen zur Klapsmühle. © Ronny von Wangenheim
Sie will aus der Klapsmühle einen Ort machen, an dem sich jeder wohl fühlen kann. „Ältere Gäste wurden hier zuletzt vergrault“, sagt sie. Auch den Namen hätte sie gerne geändert, aber das sei nicht gegangen. Sauberkeit, Ordnung, Freundlichkeit, Fröhlichkeit – das sind Werte, die Sarah Jastrzembski vermitteln will.
Schon als Kleinkind war Sarah Jastrzembski in der Kneipe unterwegs
So hat sie es gelernt, sagt sie, damals mit 17 Jahren. Und das als Kellnerin in der Klapsmühle. Ihre Beziehung zu der Kneipe ist allerdings noch viel älter. „Ich bin hier 1990, als wir Weltmeister wurden, in einem Gehfrei durch die Klapsmühle gelaufen“, erzählt sie lächelnd. Damals hieß die Kneipe allerdings noch Bauern-Stube und ihre Großmutter Brigitte Babel stand als Pächterin am Zapfhahn.

Brigitte Babel, die Großmutter von Sarah Jastrzembski, war vor Jahrzehnten die Pächterin der damaligen Bauern-Stube. © privat
Gekellnert hat Sarah Jastrzembski immer wieder, auch in anderen Kneipen. Auch während ihrer Lehre zur Medizinischen Fachangestellten. Sie lebt in Datteln, fühlt sich aber weiter in ihrer Geburtsstadt Castrop-Rauxel zuhause. Lange hat sie in ihrem Beruf gearbeitet, hat außerdem eine Familie mit inzwischen sechs Kindern gegründet.

Wo heute die Klapsmühle in der Mühlenstraße ist, besuchten vor Jahrzehnten die Gäste die Bauern-Stube. Pächterin war die Goßmutter von Sarah Jastrzembski, die jetzt die Kneipe wieder eröffnet. © privat
Das jüngste Kind ist ein Jahre alt und rollt in einem Gehfrei durch die Kneipe, so wie sie damals. Das älteste ist zehn Jahre alt. Die sechsfache Mutter kennt den schlechten Ruf, den Familien mit vielen Kindern haben. „Ich bin arbeiten gegangen, seit ist 17 bin“, sagt sie mit hörbarem Stolz. Dann im letzten Jahr stand fest: Sie brauchte einen Cut.
„Ich wollte mich immer schon mit einer Kneipe selbstständig machen“, erzählt sie. „Ich wollte mein eigener Chef sein.“ Als sie vor der Corona-Pandemie in Castrop-Rauxel suchte, gab es keine freien Kneipen. Irgendwann habe sie zufällig von der Klapsmühle gehört. „Dann habe ich ein paar Telefonate geführt und dann ging es ganz schnell.“
Biergarten wird erst im Frühjahr wieder für Gäste geöffnet
Unterstützung bekommt sie von der Familie. Ihr Mann könne ihr als Banker bei den finanziellen Fragen helfen, erzählt sie. Und er freue sich auf die Zeit mit den Kindern, wenn sie künftig abends in der Klapsmühle Bier oder selbst gemixte Cocktails servieren werde.

Vieles hat Sarah Jastrzembski vpr der Neueröffnung renoviert. Die Stuhlkissen hat sie selbst genäht. © Ronny von Wangenheim
Neben Getränken soll es eine kleine Speisekarte geben: Schnitzel, Currywurst, Frikadellen, Salat oder Pommes. Sarah Jastrzembski plant auch Partys zu Halloween oder Valentinstag oder Karaoke-Abende. „Meine Mädels und ich haben schon ein paar Ideen“, sagt sie über ihr kleines Team. Noch nicht alles wird zur Eröffnung fertig sein. „Den Biergarten werden wir erst im Frühjahr öffnen.“
ÖFFNUNGSZEITEN
- Die Klapsmühle hat ab 2. Oktober geöffnet. Montags bis freitags von 13 bis 0 Uhr, samstags ab 12 Uhr, Ende offen.
- Sonntags ist Ruhetag, außer am Eröffnungswochenende. Am 3. Oktober öffnet die Klapsmühle ebenfalls ab 12 Uhr.