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Haus wird verkauft: Wird aus einer Traditions-Kneipe bald eine Wohnung?
Immobilien
Einst war der Kronen-Treff eine Institution auf Schwerin. 2012 aber war Schluss an der Overbergstraße. Jetzt wird das Haus verkauft. Und die kultige Kneipe könnte sogar zur Wohnung werden.
Dieses Haus steht für echte Stadtteil-Geschichte. Jetzt aber steht es zum Verkauf. Da werden noch einmal Erinnerungen wach an bessere Zeiten an der Overbergstraße auf Schwerin, als der „Kronen-Treff“ zu den absoluten Institutionen auf Schwerin gehörte.
Der Ickerner Immobilienmakler Jens Blume, der seine Firma an der Ickerner Straße 8 betreibt, bietet das traditionsreiche Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Overbergstraße und Frohlinder Straße als „Top Kapitalanlage“, so heißt es in der Immobilien-Anzeige, an. 649.000 Euro ruft der Makler im Auftrag eines Kunden auf: für ein Mehrfamilienhaus mit 23 Zimmern und insgesamt 992 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 775 Quadratmeter großen Grundstück.

Zum Mehrfamilienhaus gehören auch acht Garagen. © Thomas Schroeter
Acht Garagen gehören auch zum Gebäudeensemble, das 1920 erbaut wurde und schon deutlich besser Zeiten gesehen hat. So wird der Pflegezustand der Liegenschaft als „durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich“ bezeichnet. Notwendige Instandsetzungsarbeiten sollen zwar in den vergangenen Jahren stets fachgerecht durchgeführt worden sein, das Dach wurde im Jahr 2007 neu gedeckt.
Einige Investitionen stehen für Käufer an
Aber die Putzfassade „könnte durchaus einen neuen Anstrich vertragen“, heißt es in der Immobilienanzeige. Die Heizungsanlage hat fast 30 Jahre auf dem Buckel. Die elektrische Anlage wurde nur teilerneuert. Erhebliche Investitionen seien kurz nach Erwerb nicht sofort nötig, so ist zu lesen, mittelfristig aber schon.
Einen Käufer erwarten dafür neun Wohnungen mit unterschiedliche Wohnflächen von 60 bis 150 Quadratmetern. Hinzu kommen 288 Quadratmeter gewerbliche Räumlichkeiten, von denen gut 200 Quadratmeter auf die ehemalige Gaststätte entfallen.
Wenn die sich noch vermarkten lässt. Immer mehr ehemalige Geschäfts- und Gaststättenräume sind in den letzten Jahren in Wohnraum umgewandelt worden. Das scheint auch hier auf Schwerin mit relativ vielen gewerblichen Leerständen eine sinnvolle Maßnahme. Denn an die goldenen Zeiten des Kronen-Treffs würde heute kein Gastronom mehr anschließen können.

Ein Bild von 2012, als Wirt Johann Paschek (l.) den Kronen-Treff aufgab und die Stammgäste (v.l.) Bernd Grode, Eisbein-Jupp sowie Borussen-Gerd traurig waren. © Schlehenkamp (Archiv)
Als letzter Wirt im Kronen-Treff warf Johann Paschek im Oktober 2012 hier das Handtuch. „Rechnet sich einfach nicht mehr. Und Schluss“, sagte er damals, nach nur sechs Jahren als Chef der Gaststätte. Die Traditions-Kneipe an der Overbergstraße gab es seit Jahrzehnten, war in ihren letzten Jahren immer wieder auch Schauplatz von Informations- und Bürgerveranstaltungen der SPD zur Zukunft Schwerins.
Im Treff waren auch viele Vereine zu Hause, von denen manche heute selbst längst Vergangenheit sind: Die Siedlergemeinschaft „Dorlohpark“ tagte hier, der Männergesangverein Teutonia war hier beheimatet und die IGBCE sowie der der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer (VdK) tagten an der Overbergstraße. Auch die Aquarienfreunde Alt-Castrop 1972 versammelten sich auf Schwerin. Die örtliche SPD trug legendäre Klammer-Turniere aus. Der Karnevalsverein „Watt et stüfft“ traf sich in der Traditions-Kneipe.
Kneipe war lange Jahre natürlich auch ein Wahllokal
Und natürlich war der Kronen-Treff über viele Jahre Wahllokal, ehe man 2010 bundesweit entschied, Gaststätten nicht mehr als Wahllokale zu nutzen, um Nichtraucher zu schützen. Das war, ehe man die Gaststätten selbst zu Nichtraucher-Revieren machte und damit so mancher Kneipe den Garaus machte, wie Gastronomen versichern.
Als Johann Paschek 2012 den Kronen-Treff schloss, war das für viele Stammgäste ein Bruch: Die meisten wechselten damals zum anderen Traditions-Kneipier, zu „Corny“ im Haus Oe an der Frohlinder Straße. Zu den Stammgästen gehörten „Borussen-Gerd“, „Eisbein-Jupp“, „Kroaten-Horst“ und „Wasser-Rolf“, eine eingeschworene Spitznamen-Männerriege. Und Kneipier „Corny“? Der steht heute auch nicht mehr hinterm Tresen.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
