Mario Rommel (51) tritt wieder an, Bürgermeisterkandidat zu werden. Der Lokführer will es diesmal als parteiloser Kandidat versuchen. Aber wie parteilos ist er? © Tobias Weckenbrock

Bürgermeisterkandidat

Mario Rommel: Xavier-Naidoo-Unterstützer und Fridays-for-Future-Gegner

Als unabhängiger Kandidat will Mario Rommel ins Rennen um das Castrop-Rauxeler Bürgermeisteramt gehen. Ist der gebürtige Thüringer so unabhängig, wie er sich darstellt? Wir haben nachgeforscht.

Castrop-Rauxel

, 07.06.2020 / Lesedauer: 4 min

Bei der Bürgermeisterwahl 2015 wollte Mario Rommel schon antreten, scheiterte aber bereits an den Unterstützer-Unterschriften. In diesem Jahr will er erneut gegen die arrivierten Kandidaten antreten. Als parteiloser Kandidat. „Mit mir gibt es endlich einen Gegner, auch wenn die Stadt das nicht will“, sagt er dazu.

Wir haben im Internet die Spuren Rommels verfolgt, die er dort seit 2011 politisch-gesellschaftlich hinterlassen hat. Ist er so unabhängig und parteilos, wie er sich darstellt?

2011: Ortsgruppe der „Freien Union“

Den frühesten Eintrag zu Mario Rommels politischem Leben findet man 2011 in einem von ihm selbst verfassten Beitrag auf der Lokalkompass-Plattform für Castrop-Rauxel.

Thema seines Beitrags war eine neu zu gründende Ortsgruppe der „Freien Union“, die Rommels Worten nach „der Stadt Castrop-Rauxel aufzeigen möchte, wo Einsparmöglichkeiten sind, damit der Stadthaushalt entlastet wird“. Die „Freie Union“ war 2009 von der ehemaligen CSU- und Freie-Wähler-Politikerin Gabriele Pauli initiiert worden.

Die Partei sah sich laut Programm als „Bürgerbewegung“, die alle Strukturen des Staates hinterfragen und laut Pauli „mit dem Egoismus und dem Machtdenken in den etablierten Parteien“ Schluss machen wollte. Ob es je zu einer Gründung der „Freien Union“ in Castrop-Rauxel kam, ist nicht belegt.

Das nächste Mal taucht Rommel 2012 in der Öffentlichkeit auf. Damals bracht er Sparvorschläge in die Castrop-Rauxeler Stadtgesellschaft ein, als die Stadt einen Haushaltssanierungsplan aufstellen musste.

Die Stadt hatte damals Bürger aufgefordert, Sparideen einzubringen. Rommel legte einen bunten Strauß an Vorschlägen vor, der unter anderem die Ideen enthielt, Industrie anzusiedeln, die Forum GmbH zu verkaufen und die WLT-Zuschüsse zu senken, der aber auch den Einsatz einer „Hundepolizei“ zur Erhöhung der Stadt-Sauberkeit vorsah, den Vorschlag, die Politessen am „Umsatz“ zu beteiligen sowie die Idee, alle Ampelanlagen abzuschalten. Die Stadt antwortete sehr umfangreich, schätzte aber nur sehr wenige der Anregungen als hilfreich ein.

Im Bürgermeister-Wahlkampf 2015 dann wollte Rommel tatsächlich als Kandidat der „Freien Union“ antreten. Der Landesverband NRW dieser Kleinpartei hatte sich laut Wikipedia 2014 konstituiert. Zum Landesvorsitzenden wurde demnach übrigens der ehemalige Sprecher der Piratenpartei Castrop-Rauxel, Jörg Berg, gewählt. Details zur „Freien Union“ lassen sich ansonsten nicht mehr nachvollziehen, da die Homepage der Partei nicht mehr zu erreichen ist.

Nach seinem Scheitern vor der Bürgermeisterwahl wandte sich Rommel dann offensichtlich von der „Freien Union“ einer anderen Partei zu, die über den „Bürgerbewegungs“-Ansatz der FU deutlich hinausging.

2016: Mitglied der „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“

Im Dorsten-Lexikon des Journalisten und Buchautors Wolf Stegemann findet sich dazu ein Eintrag unter dem Stichwort „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ (kurz Alfa). Das war eine Partei, die vom ursprünglichen AfD-Mitbegründer Bernd Lucke 2015 in Kassel als Abspaltung der „Alternative für Deutschland“ gegründet worden war und sich später in Liberal-Konservative Reformer (LKR) umbenannte.

Diese „Allianz“ bezeichnete sich seinerzeit selbst als konservativ, wirtschaftsliberal und euroskeptisch. Die Partei lehnte zudem den Begriff der „Willkommenskultur“ im Zusammenhang mit Asylbewerbern, Flüchtlingen und Zuwanderung generell ab.

Im Mai 2016 wurde laut Dorsten-Lexikon ein eigener Alfa-Kreisverband Recklinghausen gegründet, dessen Vorstand damals auch Mario Rommel als Beisitzer angehörte. „Der Partei gehöre ich aber schon lange nicht mehr an, das war nur ein kurzes Intermezzo“, erklärte Rommel auf Nachfrage unserer Redaktion am Freitag (5. Juni). „Die Ideen hatten mir damals schon gefallen, aber dann ist da gegen mich gehetzt worden und dann bin ich ausgetreten.“

Die Öffentlichkeit suchte Mario Rommel danach zumeist bei Facebook, diskutierte viel in der Gruppe „Du bist Castroper wenn…“ mit.

Bis er von Gruppen-Administrator Guido Baumann aus der Gruppe geworfen wurde. Das bestätigte uns Baumann am Freitag. Rommel habe in der Zeit der Flüchtlingskrise immer wieder bundespolitische Themen in die Gruppe bringen wollen. „Dazu das ganze im rechten Spektrum“, so Guido Baumann.

Einer der AfD-Posts, den Mario Rommel noch im Januar auf Facebook geteilt hat. © Screenshot Schroeter

Seitdem ist Rommel überwiegend nur noch mit Posts auf seiner eigenen Seite aktiv. Hier postete er zuletzt etwa seine Unterstützung für den Musiker Xavier Naidoo, der sich bei vielen Menschen mit seinen wilden Verschwörungstheorien zuletzt selbst ins Abseits gestellt hat.

Rommel schießt auf Facebook gegen Fridays for Future

Zudem teilte Rommel jüngst ein Youtube-Video, in dem behauptet wird, dass 500 Migranten in Köln Deutschen gejagt haben sollen, und teilt auch sonst viele Links, in denen es um belegte oder unbelegte Ausländerkriminalität geht.

Außerdem schießt Mario Rommel hier gegen die Bewegung Fridays for Future und andere Protagonisten, die sich gegen den Klimawandel stellen, und teilt häufiger Posts der Alternative für Deutschland (AfD).

Am Telefon erklärte er unserer Redaktion am Freitag, dass er da manche Ideen gut gefunden habe, „aber da wurde auch viel gehetzt, darum habe ich mich davon schon lange gelöst.“ Die letzten AfD-Posts teilte Rommel im Januar 2020.

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