Es waren nicht mehr als einfachste Baracken, nicht gut gedämmt, nicht auf neuestem Stand, aber das Leben war darin bunt, voller Ideen und Erinnerungen: Das Marcel-Callo-Haus, ein für viele Castrop-Rauxeler legendärer Jugendtreff in der Castroper Altstadt, ist abgerissen worden. In den vergangenen zwei Wochen haben Bagger die alten Häuser niedergerissen.
Das ist für das, was darin passiert, kein Problem: Denn der Umzug in das neue Marcel-Callo-Haus – alter Name, aber ganz neuer Charakter – ist längst vollzogen. Am Freitag (17.3.) wird nun noch eine offizielle Einweihung des Familienbüros der Stadt gefeiert, die einen Teil des neuen Gebäudes für ihre Servicestelle und Büroräume nutzt.
Ralf Ehrnstraßer und Claudia Wieser, die Leiter des Callo-Hauses, standen trotzdem zuletzt mit ihren Mitarbeitern ein paar Mal am Rande des Geländes und sahen den Baggern mit ihren unnachgiebigen Schaufeln mit Tränen in den Augen zu. Zu viele Erinnerungen hingen mit dem alten, holzvertäfelten Bau zusammen. So viele Kinder, aus denen Jugendliche und später Erwachsene wurden, die heute mitten im Leben stehen und eigene Kinder haben, sind hier durchgegangen.
Das Trägerwerk der Georgspfadfinder hat hier einen Anlaufpunkt betrieben, der das freie Gestalten und Kreativsein in der Freizeit auch durch seinen baulichen Charakter stets unterstrich: Wenn da im Innern mal ein Fleck an die Wand kam, war das kein Drama. Es war nur ein weiterer Fleck unter vielen, keine Wunde, sondern ein Zeichen der Lebendigkeit im Innern.

Ralf Ehrnstraßer sagt, er sei auch etwas traurig, dass es das alte nicht mehr gebe. „Aber das neue funktioniert auch inzwischen sehr gut, auch da bekommen wir ein angenehmes Leben rein. Es ist genauso schön, vielleicht am Ende noch schöner.“
Er selbst ist seit 25 Jahren Teil der MCH-Geschichte. „Das Gebäude hat viel Wärme von innen ausgestrahlt. Vieles war selbst gebaut. Das neue Gebäude muss das erst einmal so wiedergeben“, sagt er. Aber am Mittwoch (15.3.) habe man einen Strich darunter gemacht: Da waren die Arbeiten weitgehend abgeschlossen, nur noch ein Bagger ist jetzt, einen Tag später, für den Rest da.

„In der Küche ist so viel passiert“, sagt Ralf Ehrnstraßer, ein Haupttreffpunkt im Gebäude, ein Ort, den viele mit diesem Gebäude verbinden. Vielleicht ist deshalb am Donnerstag (16.3.), als wir auf dem Gelände stehen, nur die Außenmauer der Küche noch da.
Ralf Ehrnstraßers Gedanken aber sind bei dem, was kommt, zumindest seit Mittwoch: „Ein Teil des Geländes, das wir nun von den Bauarbeiten zurückbekommen, werden wir mit den Kindern erlebnispädagogisch zu einer Bewegungsfläche machen. Im Bauwagen überlegen wir, wie wir einen Abenteuerspielplatz gestalten können.“
Auf einem Teil erhält dafür der benachbarte Rochus-Kindergarten, der erste der bisher zwei Neubauten auf dem „Bildungscampus Widumer Tor“, einen richtigen, einen neuen Spielplatz, auf den die Kita schon seit ihrem Einzug wartet.
Viele Fotos und ein Interview mit Ralf Ehrnstraßer im Video auf rn.de/castrop
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