
© Matthias Langrock
Darum ist der Kodi in Castrop-Rauxel dicht – und in anderen Städten nicht
Einzelhandel
Während die Menschen in anderen Ruhrgebietsstädten weiter bei Kodi einkaufen können, ist die Castrop-Rauxeler Filiale geschlossen. Dafür gibt es Gründe.
Wie viele Läden in der Castroper Altstadt ist auch die Kodi-Filiale am Busbahnhof geschlossen. Anders als andere Geschäfte aber nicht schon seit den Lockdown-Beschlüssen Mitte Dezember, sondern erst seit Ende Januar.
Offenbar geht es bei der Schließung um das Angebot des Ladens. Der Kodi bietet offenbar nicht genug systemrelevante Produkte an, die eine Öffnung auch im Lockdown rechtfertigen würden.
Das Kuriose ist aber: Nicht einmal sieben Kilometer entfernt, in Herne, haben Geschäfte der Einzelhandelskette auch im Lockdown weiter geöffnet. Ein Aushang im Schaufenster der Castrop-Rauxeler Filiale empfiehlt Kunden, wegen der Schließung in die kreisfreie Nachbarstadt zu fahren. Wie kann das sein, wenn doch landesweit in NRW die gleiche Corona-Schutzverordnung mit denselben Vorgaben gilt?

Im Schaufenster des Kodis am Busbahnhof hängt ein Zettel, der den Kunden den geöffneten Kodi in Herne empfiehlt. © Matthias Langrock
Nur Geschäfte mit Systemrelevanz dürfen öffnen
Die Regeln für die Öffnung von Geschäften trotz Lockdowns sind auf den ersten Blick klar formuliert: Wie bereits im ersten Lockdown dürfen nur Geschäfte weiter öffnen, die mehr als die Hälfte ihres Sortimentsschwerpunkts auf systemrelevante Produkte ausgerichtet haben. Nachträgliche Änderungen sind nicht erlaubt.
Kodi selbst ist der Ansicht, auf jeden Fall weiterhin öffnen zu dürfen. Nina Werner, Pressesprecherin der Einzelhandelskette, sieht den Bedarf an systemrelevanten Produkten für eine Öffnung gedeckt: „Von Hygienepapieren, Körperpflegeprodukten, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln bis hin zu Hörgerätebatterien und Lesehilfen bietet Kodi ein überwiegend systemrelevantes Sortiment an“, sagt sie.
Ob man in einer Stadt öffnen dürfte, hänge aber von der Entscheidung des dortigen Ordnungsamtes ab: „Die Vorgaben der Städte und Gemeinden sind standortindividuell, sodass auch die Umsetzung je nach Filiale dementsprechend erfolgt“, erklärt die Kodi-Sprecherin.
Denn im Detail bietet die Corona-Schutzverordnung doch einiges an Interpretationsspielraum für die Städte. Zwar beinhaltet der für die Öffnung von Läden relevante Paragraph 11 der Verordnung eine Aufzählung, welche Produkte als systemrelevant eingestuft werden. Aber was beispielsweise unter „Verbrauchsgüter der Haushaltsführung“ zu zählen ist, wird offengelassen. Ob Kochtöpfe oder Gläser dazugehören, können die städtischen Ordnungsämter selbst entscheiden.
Stadt Castrop-Rauxel entscheidet über Wiedereröffnung
Genau das prüft gerade das Ordnungsamt der Stadt Castrop-Rauxel. „Wie alle anderen Geschäfte hat auch Kodi eine Selbstauskunft bezüglich ihres Sortiments bei der Stadt abgeben“, heißt es von der Stadt-Pressestelle.
Nun werde laut Thomas Roehl, Leiter des Castrop-Rauxeler Ordnungsamtes, geprüft, in wie weit das Angebot der Filiale systemrelevant sei. „Denn nicht jeder Kodi bietet das gleiche Sortiment an“, meint er. „Dennoch sind wir bemüht, möglichst zeitnah eine Entscheidung zu fällen.“ Nähere Angaben wollte die Stadt unter Bezug auf das schwebende Verfahren nicht machen. Offen bleibt auch, warum der Kodi im Dezember und Anfang Januar noch öffnen durfte.
Vorerst muss der Kodi am Busbahnhof ebenso wie die anderen vier Filialen der Einzelhandelskette im Kreis Recklinghausen jedenfalls geschlossen bleiben. „Die Ordnungsämter der Kreisstädte haben diese Strategie gemeinsam beschlossen“, heißt es von der Stadt-Pressestelle.
Geboren in Dorsten, nach kurzem studienbedingten Besuch im Rheinland jetzt wieder in der Region. Hat Literatur- und Theaterwissenschaften studiert, findet aber, dass sich die wirklich interessanten Geschichten auf der Straße und nicht zwischen zwei Buchdeckeln finden lassen.
