Noch sind die Wände im Ladenlokal am Markt 21 weiß und leer. Aber das ändert sich bald, denn Lennart und Norbert Schwirtz eröffnen hier im Dezember eine Pop-up-Galerie. Sie füllen damit den Leerstand, den es seit dem Weggang von Estilo Argentino gab. Der Feinkostladen hatte erst im Mai 2022 eröffnet, in diesem Jahr war dann Schluss.
Der Apotheker Winfried Radinger, dem das Lokal gehört, hatte wieder einen Leerstand in dem geräumigen und hellen Ladenlokal. Sein alter Freund war es, der die Idee für die Pop-up-Galerie hatte. Norbert Schwirtz, Fotograf, Castrop-Rauxeler und langjähriger Freund des Ehepaars Radinger: „Ich hatte den Gedanken schon länger Kunst in einem Leerstand zu zeigen.“
Zurück zum Ursprung
Gisa und Winfried Radinger, die in dem Lokal über 20 Jahre lang die Kunstgalerie art.ist betrieben haben, mussten nicht lange überzeugt werden. Winfried Radinger: „Da bin ich direkt aufgesprungen.“ Gesagt, getan. Norbert Schwirtz und sein Sohn Lennart Schwirtz – ebenfalls Fotograf – stellen ihre Werke vom 1. bis zum 22. Dezember aus. Für Norbert Schwirtz eine Art Heimspiel, denn er war auch bei art.ist dabei: „Ich war quasi das Mädchen für alles, hab zum Beispiel die Bilder aufgehängt. In 20 Jahren ist nie eins heruntergefallen.“

Jeden Freitag und Samstag hat die Galerie dann geöffnet. Die beiden Künstler sind selbst vor Ort, schließlich kann man sich die Werke nicht nur anschauen, sondern sie auch kaufen. Die Fotos kosten pro Bild etwa 130 Euro. Kartenzahlung gibt es nicht, aber man kann die Bilder auf Rechnung kaufen.
Zwei unterschiedliche Stile
Obwohl hier Vater und Sohn ausstellen, sind die Werke der beiden Fotografen ganz unterschiedlich. Norbert Schwirtz war viele Jahre Tierfotograf. Bis seine zwei Kinder geboren wurden. „Dann hatte ich nicht mehr so viel Lust, mich vor einen Grizzly zu stellen“, erzählt er und lacht. Sein Erweckungserlebnis hatte er in Schweden, als er „Heumandln“ (Gestelle zum Heu trocknen) fotografierte. „Mir wurde klar, das ist ein Bild.“ Seine Bilder zeigen nicht einfach das, was ihm vor die Linse gekommen ist. Durch geschickte Winkel und Perspektiven werden aus ganz alltäglichen Dingen wie Reifenspuren oder Graffiti abstrakte Bilder.
Während sein Vater fast nie Menschen fotografiert, zeigen die Bilder von Lennart Schwirtz eigentlich immer Personen, besonders oft Frauen. Sein Schwerpunkt ist die Porträtfotografie. Zur Kamera hat er erst relativ spät gefunden. „Obwohl es bei uns zu Hause natürlich ein Grundinteresse an der Kunst gab.“
Sein großes Thema ist die Anonymität, fast keinem Modell kann man in die Augen schauen. Sie sind verdeckt von Schleiern, drehen dem Betrachter den Rücken zu oder verschwinden in der Unschärfe. Lennart Schwirtz: „Ich bin gerne digital unterwegs und experimentiere viel. Vom Foto bis zum Bild, es ist bei mir immer noch ein Stück.“ 49 Werke der beiden Künstler werden während der Pop-up-Galerie in Castrop-Rauxel ausgestellt.
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