Lisa Kapteinat ist 33 Jahre alt, Anwältin, Landtagsabgeordnete und Mutter von zwei Kindern. Und nun will sie wieder in den Landtag. Und dann gern mit ihrer Fraktion in die Regierungsverantwortung. © Thomas Schroeter
Landtagswahl 2022
Lisa Kapteinat (SPD): Von der Wahlkampfmanagerin zur Landtagsabgeordneten
Am 15. Mai wird der Landtag gewählt. Wir stellen die Direktkandidaten im Wahlkreis Recklinghausen IV (Castrop-Rauxel, Waltrop und Teile Dattelns) vor. Heute die SPD-Kandidatin Lisa Kapteinat.
Ganz viel Zeit ringsum hat Lisa Kapteinat in diesen Tagen nicht neben Landtagsmandat, Ratsarbeit, Stadtverbandsvorsitz und jetzt auch noch Wahlkampf. „Die letzten zwei Jahre mit Corona haben das Leben sowieso verändert, da muss ich mich jetzt auch erst wieder in eine Normalität zurück kämpfen“, erzählt sie bei einer großen Maracuja-Schorle und einem Cappuccino.
„Ich habe immer noch Hemmungen, viele Leute zu treffen. Jetzt nicht Freunde oder so, aber wenn es plötzlich voll wird unterwegs“, sagt die 33-Jährige. Zurückhaltung oder Scheu verbindet man ansonsten nicht mit der umtriebigen Mutter von zwei Kindern.
Plötzlich war da dieses Landtagsmandat
Etwas distanziert wirkt sie manchmal vielleicht, kontrolliert. Aber schließlich ist sie nicht umsonst Anwältin geworden. Wie ihr Vater Burkhard, bei dem sie angestellt war, eigentlich so richtig Gas geben wollte. Wenn da nicht auf einmal dieses Landtagsmandat gewesen wäre, damals, 2017.
Eva Steininger-Bludau, ihre Vorgängerin als Landtagsabgeordnete der Castrop-Rauxeler Sozialdemokraten, wollte nicht mehr antreten. Wer dann, war damals die Frage. Lisa Kapteinat hatte zwar im Kommunalwahlkampf 2015 nach eigenen Worten „so richtig Blut geleckt“ als Wahlkampfmanagerin von Rajko Kravanja.
Aber eigentlich war da eben die Anstellung bei ihrem Herrn Vater in dessen Anwaltskanzlei, wo sie sich gerade einrichtete, profilieren wollte als Arbeitsrechtlerin. Das ist ihre Leidenschaft in der Jurisprudenz. „Vielleicht kommt da die Sozialdemokratin in der Anwältin durch“, glaubt die Henrichenburgerin.
Als dann aber die Fragen und Aufforderungen einiger Genossen drängender wurden, griff sie bei der Landtags-Chance zu. Selbstbewusst genug ist sie dafür sicher. Auch wenn damals gehöriger Respekt da gewesen sei vor der neuen Aufgabe. Auch, als die Wahl schon gewonnen war.
Ihr Vater, lange selbst profilierter Kommunalpolitiker, Fraktionschef der SPD, unterstützte sie beim Sprung in die „große“ Politik. Auch ihr Ehemann, selbst Jurist, habe ihr gesagt, dass man nicht baden könne, ohne sich nass zu machen, dass sie den Schritt in die Landespolitik gehen solle.
Da war das Paar noch kinderlos. Das sollte sich vor drei Jahren ändern. Da kam das erste Kind, eine Tochter. Jetzt ist die Familie zu viert, seit sieben Monaten ergänzt um einen Sohn. Viel Arbeit, viel Verantwortung. „Die ich aber nicht alleine tragen muss, zum Glück“, so Lisa Kapteinat. Das Netzwerk funktioniere, der Kitaplatz für die Tochter erleichtere die Sache.
Lisa Kapteinat ist Henrichenburgerin. Und hat sich auch mit ihrem Ehemann hier niedergelassen. In einem Haus mit einem schönen Garten. © Thomas Schroeter
Und ihr Mann ist gerade im Erziehungsurlaub, um seiner Frau den Wahlkampf zu erleichtern. Denn der ist auch heute noch geprägt von Hausbesuchen, von Wahlkampfständen, vielen Gesprächen mit noch mehr Menschen. Eine Ochsentour bis zum 15. Mai. Danach, so hofft Lisa Kapteinat irgendwie, werde die Zeit auch nicht mehr. „Dann gibt es hoffentlich ja Koalitionsverhandlungen“, setzt sie auf einen Sieg für ihre Partei und einen Erfolg für sich persönlich.
Forsa-Umfrage lässt Lisa Kapteinat grinsen
Während des Gesprächs bekommt diese Hoffnung Unterstützung durch die neueste Forsa-Umfrage. Demnach liegen SPD und CDU gleichauf, könnte für die SPD eine Koalition mit den Grünen den Weg zurück in die Düsseldorfer Regierungsverantwortung bahnen. Lisa Kapteinat grinst.
Geplant war das alles so nicht. Mit dem Kinder- und Jugendparlament fing ihre politische Arbeit an. Mit einem gestandenen Sozi als Vater und einer insgesamt sehr politischen Familie im Elternhaus, die neben Lisa von zwei kleineren Schwestern, einer großen Halbschwester und einem kleinen Pflegebruder und natürlich der Mutter ergänzt wird, war das KiJuPa quasi Ehrensache.
„Und das hat auch wahnsinnig viel Spaß gemacht, ist sowieso bis heute eine ganz tolle Sache, um Kinder an gesellschaftliche Verantwortung heran zu führen“, erzählt die 33-Jährige. Sie machte am Ernst-Barlach-Gymnasium ihr Abi, „mit Deutsch und Geschichte als LKs und zwei ganz tollen Lehrern in diesen Fächern.“
Dann ging es nach Münster, zum Jura-Studium. Vom Vater beeinflusst? „Ne, das würde ich gar nicht sagen. Es ging mir mehr darum, dass es da um Gerechtigkeit geht“, sagt eine nachdenkliche Lisa Kapteinat. Nebenher lief die Politik in Castrop-Rauxel, ihr Hobby quasi. Mit immer mehr Verantwortung nach und nach.
Pläne? Jetzt zählt erst einmal nur der Wahlkampf
Und wie sehen jetzt die Pläne einer 33-jährigen aus, die schon 5 Jahre Landtag auf dem Buckel hat, stellvertretende Fraktionschefin in Düsseldorf ist? Ministerin? Nein, von Plänen in der Politik will sie nichts wissen. „Das kann ja ganz schnell vorbei sein“, sagt sie bestimmt. Die jüngsten Rücktritte ambitionierter Politikerinnen bestätigen diese Sicht.
„Nein, langfristige Pläne habe ich nicht“, sagt Lisa Kapteinat. Jetzt zähle erst einmal ohnehin nur der Wahlkampf, werde bis zur Wahl gedacht. Und ein ganz kleines bisschen mehr jetzt vielleicht auch an anschließende Koalitionsverhandlungen. Aber dann kommt Urlaub. Und zwar richtig.
An die Nordsee geht es im Sommer, nach Nordfriesland, auf die Insel Föhr. Mit der ganzen Familie, mit Eltern, einigen Geschwistern, Mann und Kindern. Dann können Oma und Opa Lisa Kapteinat und ihrem Mann vielleicht mal die Kinder abnehmen. „Und wir haben richtig Ruhe“. Ein frommer Wunsch.
30 Sekunden Klare Kante von Lisa Kapteinat im Video unter rn.de/castrop
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