Viele Ladendiebe aus der Flüchtlingsunterkunft So erklärt die Polizei den enormen Anstieg in Castrop-Rauxel

Mehr Ladendiebstähle: Polizei sieht Bezug zur Notunterkunft
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Als das Polizeipräsidium Recklinghausen am Mittwoch (3.4.) die Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr vorstellte, ließ eine Zahl für Castrop-Rauxel besonders aufhorchen: Die Ladendiebstähle.

Zwar verblieben viele Delikte wie Raub und Körperverletzung auf hohem Niveau oder kamen etwas häufiger vor als in den Vorjahren. Bei den Ladendiebstählen hat sich die Zahl der Ermittlungsverfahren allerdings sogar fast verdoppelt: Wurde 2022 noch in 263 Fällen von Diebstählen in Läden und Geschäften ermittelt, waren es ein Jahr später 508.

Wie ist dieser drastische Anstieg zu erklären? Diese Frage stellt unsere Redaktion der Polizei. Jürgen Häusler beantwortet sie. Er ist der Leitende Polizeidirektor der Kriminalpolizei im Recklinghäuser Präsidium. Seiner Aussage zufolge beruht der Anstieg in den Zahlen auf einer tatsächlichen Häufung der Delikte. Andere denkbare Erklärungen wie etwa eine geänderte Definition eines Ladendiebstahls, durch die ein deutlicher Unterschied in der Statistik potenziell auch zustande kommen kann, scheiden demnach aus.

Der Ermittler hat aber andere Erklärungen, die den Anstieg zumindest teilweise erklären können. „Es gab 2023 mehr Menschen in einer wirtschaftlichen schwierigen Situation, zum Beispiel durch die Inflation“, erklärt Häusler. Die Diebstahlsdelikte seien außerdem nicht nur in Castrop-Rauxel, sondern auch andernorts deutlich angestiegen.

Täter aus dem Umfeld der Unterkunft

Neben diesen Faktoren sagt Häusler aber auch: „Zu Beginn des Jahres 2023 ist vermehrt aufgefallen, dass die Ladendiebstähle in Castrop-Rauxel zunehmen. Viele der Tatverdächtigen, die wir ermitteln konnten, stammten aus dem Umfeld der ZUE.“

Mit ZUE meint er die Notunterkunft des Landes NRW an der Habinghorster Straße/B235. Seit Dezember 2022 sind dort, auf dem Gelände, wo früher das Eon-Kohlekraftwerk stand, Asylbewerberinnen und Asylbewerber untergebracht.

Jürgen Häusler erklärt weiter: „Täter aus der Notunterkunft hatten die Diebstähle häufig in den umliegenden Geschäften begangen.“ Diese Fälle seien ein Teil, aber keineswegs die ganze Erklärung für die Zunahme der Kriminalität in Castrop-Rauxel im vergangenen Jahr.

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen und der Leitende Polizeidirektor der Direktion Kriminalität Jürgen Häusler haben am Mittwoch (3.4.) den Kriminalitätsbericht 2023 für den Kreis Recklinghausen vorgestellt.
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen und der Leitende Polizeidirektor der Direktion Kriminalität Jürgen Häusler haben am Mittwoch (3.4.) den Kriminalitätsbericht für 2023 vorgestellt. © Polizeipräsidium Recklinghausen

Globus hält sich bedeckt

Unser Reporter fragt stichprobenartig in einigen Geschäften nach. Die Lange Straße liegt nicht weit entfernt: Dort erkundigen wir uns zum Beispiel bei West-Lotto und Elektro Wolske. Meist erhalten wir die Antwort, dass keine Häufung von Ladendiebstählen aufgefallen sei. Bei der Vielzahl von möglichen Geschäften, auf die sich die Fälle verteilen können, überrascht das aber auch nicht wirklich.

Der noch näher gelegene Globus an der Siemensstraße möchte zu unserer Anfrage keine Stellung nehmen. Zu Ladendiebstählen gebe man prinzipiell keine Zahlen und Informationen heraus. Burger King schreibt, dass es weder in diesem noch im vergangenen Jahr in der Filiale an der B235 zu Diebstählen gekommen und man außerdem mit Überwachungskameras und Sicherheitssystemen ausgestattet sei.

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