Die Petrikirche in Castrop-Rauxel hat mit René und Denise Kullick zwei neue Besitzer, wird nicht abgerissen und gut eineinhalb Jahre nach der Entwidmung bald wieder genutzt. „Wir sind froh, dass die Petrikirche erhalten bleibt und eine neue Bestimmung gefunden hat“, sagt Sven Teschner, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Castrop-Rauxel-Nord. Er war es, der im November 2023, damals als die Kirche entwidmet wurde, den letzten Gottesdienst hielt. Rund 300 Menschen kamen und nahmen gemeinsam Abschied. Die ein oder andere Träne wurde verdrückt.
Abschied wird in der Petrikirche auch in Zukunft genommen. In die Sakristei möchte der Bestatter René Kullick sein Castrop-Rauxeler Büro und Ausstellungsräume des Instituts verlegen, in den bisherigen Sanitärräumen sollen bald Leichen gewaschen und aufbereitet werden und im Kirchenschiff Trauerfeiern stattfinden. Durch Trauerfeiern und Beerdigungen kennt auch Sven Teschner das Bestatterehepaar bereits. Jahre vorher konfirmierte er Denise Kullick in der Petrikirche.
„Eine Menge Interessenten“
Nicht nur der Pfarrer ist froh über die Lösung und die Käufer. Auch Thomas Madajewski, der mit seinem Immobiliendienst aus Herne die Kirche und die Grundstücke, also auch das Pfarrhaus, das Christophorusheim, die Waldbühne; nicht jedoch die dazwischen liegende Kita vor der Gemeinde gekauft und anschließend vermarktet hatte, sei „absolut zufrieden“. Bis zuletzt habe es „eine Menge Interessenten“ gegeben. Was den Ausschlag gegeben hätte? „Nichts passt besser als ein ortsansässiges Bestattungsunternehmen, das alles an der Kirche nutzen kann“, sagt Madajewski. In der Kirche künftig weiter Trauerfeiern abzuhalten, sei beinahe folgerichtig.
Wie viel Geld René und Denise Kullick für die Kirche zahlten, behält das Paar lieber für sich. Auch Madajewski machte dazu keine Angaben. Es sollen aber weniger als die 650.000 Euro sein, die online veranschlagt waren. Auch darüber, wann der Kauf in trockenen Tüchern war, bewahren sie Stillschweigen. Nur so viel: Noch bevor die Kirche überhaupt entwidmet wurde, hatte das Paar schon Interesse signalisiert.

Pfarrer Sven Teschner, der selbst im Pfarrhaus gleich neben der Kirche wohnte, ist vor allem froh, dass das Gebäude weiter erhalten bleibt: „Ein Abriss wäre der Worst-Case gewesen“, sagt er. Dem sei aber bereits beim Verkauf an Vermarkter Madajewski ein rechtlicher Riegel vorgeschoben worden. Anschließend sei die Gemeinde zwar nicht mehr in den Verkauf involviert gewesen, doch Madajewski habe sie auf dem Laufenden gehalten.
Frage nach Gottesdiensten offen
Beim gemeinsamen Rundgang durch die Petrikirche erklärten René und Denise Kullick der Redaktion, dass die Kirche in Zukunft auch wieder für Gläubige öffnen solle und das Paar der Gemeinde die Räume außerdem für gelegentliche Gottesdienste anbieten wolle. „Diese Frage habe ich kommen sehen“, antwortet Sven Teschner darauf angesprochen. Er wolle aber nichts kommentieren, von dem er bisher nur aus der Zeitung wisse. Zum Abschied Ende 2023 erklärte er aber: „Wir haben uns zur Aufgabe entschieden, weil eine so große Kirche an diesem Standort – und das gehört auch zur Wahrheit dazu – weder gebraucht wird, noch finanzierbar ist.“ Die Zahl der Christen gehe zurück und man habe es sich damals nicht leicht gemacht, aber wollte die finanziellen Mittel aus der Kirchensteuer lieber in Angebote an die Menschen als in Gebäude investieren. Die Frage nach erneuten Gottesdiensten bleibt also erstmal offen.
