„Habe zwei bis drei heiße Interessenten“ An wen Thomas Madajewski die Petrikirche verkauft

Thomas Madajewski zur Petrikirche: „Habe zwei bis drei heiße Interessenten“
Lesezeit

Diese Nachricht am Freitag war eine gute für den Castrop-Rauxeler Norden: Der Käufer der Petrikirche trat erstmals an die Öffentlichkeit und sagte, was er der Kirchengemeinde beim Kauf zugesagt hatte. Es gebe zwei bis drei heiße Kontakte, denn Thomas Madajewski will die 115 Jahre alte Kirche mitsamt dem Pfarrershaus wieder verkaufen. Aber nicht an irgendwen. Im Interview spricht er über seine Vorstellungen, Zusagen und warum er sie einhalten werde.

Ein besonderes Stück Castrop-Rauxeler Geschichte steht zum Verkauf: Thomas Madajewski will für die Petrikirche aber nicht irgendeinen Käufer, der besonders viel bietet, sondern eine Folgenutzung, die der Evangelischen Kirche passt.
Ein besonderes Stück Castrop-Rauxeler Geschichte steht zum Verkauf: Thomas Madajewski will für die Petrikirche aber nicht irgendeinen Käufer, der besonders viel bietet, sondern eine Folgenutzung, die der Evangelischen Kirche passt. © Tobias Weckenbrock

Herr Madajewski, eine uralte Kirche zu kaufen, ist schon schräg. Aber Sie haben es getan. Warum?

Als die Verkaufsabsichten der Evangelischen Kirchengemeinde bekannt wurden, habe ich über einen Bekannten, der ein hohes Amt bei der Diakonie hatte, davon erfahren. Er berichtete mir, dass die Kirche jemand Geeignetes finden wolle. Weil ich im gewerblichen Immobilienbereich genügend Erfahrung mit diversen Themen habe, habe ich mich damals mit der Gemeinde zusammengesetzt. Die Gemeindeleitung hat mich dann gefragt, ob wir das Gebäude nicht übernehmen wollen. Denn man sah sich da nicht so sehr in der Lage, das selbst zu machen.

Mein Hauptgeschäft ist das mit der Entwicklung von Grundstücken, so wie es hier auf der Nordseite der Fläche geschehen wird. Eine vernünftige und adäquate Nutzung für die Kirche kann ich selbst nicht bieten.

Gekauft haben Sie das Gesamtpaket mit der Kirche trotzdem. Warum?

Ja, ich habe die Kirche mit dem Pfarrhaus gekauft. Die Kita dazwischen bleibt im Besitz der Kirchengemeinde. Auch das Pfarrheim habe ich erworben. Da liegt auch meine Haupttätigkeit: Wir reißen das Gemeindehaus ab und planen da zwei Baukörper: ein Wohngruppenkonzept für Menschen mit Behinderungen mitsamt Intensivpflege. Und ein zweiter Baukörper mit 32 Sozialwohnungen.

Ich habe das Komplettpaket genommen, um der Gemeinde bei der Kirche in den Sattel zu helfen.

Was machen Sie sonst, wenn Sie keine Kirchen kaufen?

Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Und so eine Kirche macht wirklich nicht jeder… Aber eigentlich mache ich Grundstücksentwicklung. Wir haben schon Discounter und Supermärkte wie Lidl und Rewe gebaut. Auch für Kieser Training waren wir geschäftlich am Markt unterwegs. Im gewerblichen Immobilienbereich habe ich genügend Erfahrung, darum habe ich mich mit der Gemeinde zusammengesetzt.

Die Bänke im Innenraum unten waren voll. Die extra gedruckten Gesangshefte reichten nicht ganz aus für den Abschiedsgottesdienst im November 2023.
Die Bänke im Innenraum unten waren voll. Die extra gedruckten Gesangshefte reichten nicht ganz aus für den Abschiedsgottesdienst im November 2023. © Tobias Weckenbrock

Bleiben wir zunächst beim Kirchengebäude: Welche Gespräche haben Sie in der Zeit seither schon geführt?

Ein privater Betreiber von Kolumbarien war mit uns im Gespräch. Zu diesem Thema habe ich mich auch selbst mal schlau gemacht. Das ist eine Begräbnisstätte für Urnenbestattungen.

Wir haben auch mal von der Idee einer Kletterhalle gehört. Ist da was dran?

Eine interessante Idee, ja. Das haben wir auch geprüft. Aber es geht von der Statik her nicht.

Pfarrer Sven Teschner beim letzten Gottesdienst in der Petrikirche Ende 2023.
Pfarrer Sven Teschner beim letzten Gottesdienst in der Petrikirche Ende 2023. © Tobias Weckenbrock

Welche Interessenten sind denn bis heute aktuell?

Es soll etwas aus dem sozialen oder kulturellen Bereich sein. Ich habe nun noch zwei bis drei heiße Interessenten. Wer den Zuschlag bekommt, entscheidet hier der Interessent bzw. dessen Bank selbst: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Sie hatten jüngst eine Anzeige im Immobilienportal online, die jetzt wieder rausgenommen wurde.

Ja, und nach Ihrem Bericht über das Inserat stand das Telefon nicht mehr still. Das Interesse ist offenbar riesig. Einige brachten die Idee einer Hochzeits-Location für große Gesellschaften ein. Aber das ist nicht das, was sich die Kirchengemeinde vorstellt.

Können Sie konkreter werden zu Ihren Interessenten?

Ich bin keiner, der solche Dinge geheim hält, aber muss natürlich auch die Interessen der Kandidaten wahren. Unter anderem ist das ein Herr, der private Theater in der Region betreibt und nach einer neuen Bleibe für einen vakanten Standort sucht. Er liebäugelt mit der Kirche, um dort ein Theater zu installieren. Eine andere Option wäre ein noch zu gründendes Hospiz. Ein Pflegedienst hat Pläne und sein Interesse geäußert.

Ich stehe im Wort bei der Kirche: Für mich ist das Geschäft hier nicht mit einem großen Exit verbunden. Ich möchte, dass da eine vernünftige Nutzung in die Kirche kommt. Ich bin seit über 50 Jahren in Wanne-Eickel ansässig. Ich bin keine Heuschrecke, die das schnelle Geschäft sucht.

Die Petrikirche in Habinghorst: Die einst drei Gemeinden im Norden Castrop-Rauxels in Ickern, Henrichenburg und Habinghorst sind inzwischen zu einer fusioniert. Das Kirchengebäude an der Wartburgstraße wurde aufgegeben.
Die Petrikirche in Habinghorst: Die einst drei Gemeinden im Norden Castrop-Rauxels in Ickern, Henrichenburg und Habinghorst sind inzwischen zu einer fusioniert. Das Kirchengebäude an der Wartburgstraße wurde aufgegeben. © Tobias Weckenbrock

Warum kann man sicher gehen, dass Sie Wort halten?

Nur dann kann ich auch auf Dauer gut mit der Kirche zusammenarbeiten.

Gibt es auf der Fläche eigentlich Probleme mit dem Chemiewerk von Rain Carbon in der Nachbarschaft? Im Umfeld gelten ja spezielle Bedingungen.

Die Abstands-Problematik gibt es nur weiter südlich in den angrenzenden Häusern südlich der Kirche. Aber für die interessiere ich mich aus dem Grunde auch gar nicht.

Das Christophorusheim an der Wartburgstraße wird abgerissen. Es gäbe Sanierungsbedarf in Höhe von 1 Million Euro.
Das Christophorusheim an der Wartburgstraße wird abgerissen. Es gäbe Sanierungsbedarf in Höhe von 1 Million Euro. © Tobias Weckenbrock

Wie weit sind Sie bei den Neubau-Vorhaben?

Die Neubau-Vorhaben sind mit dem Bereich Bauordnung der Stadt vorabgestimmt. Wir sind bald so weit, dass der Bauantrag eingereicht werden kann. Ich gehe davon aus, dass wir Mitte Februar mit Details zu den Gebäuden an die Öffentlichkeit gehen können.