
Großen Andrang gab es auch am 30.6. wieder am Haushaltswarenlager: Den zweiten Donnerstag in Folge kamen mehr als 50 bedürftige Familien, um Spenden aus den Händen ehrenamtlicher Helfer in Empfang zu nehmen. © Sophia Wibbeke
Nach Beschwerden an Spendenausgabe in Castrop-Rauxel: Kritik an Bedürftigen
Flüchtlingshilfe
Beim großen Andrang auf das Schweriner Haushaltswarenlager vor einer Woche kam es zu Beschwerden von Bedürftigen über zu lange Wartezeiten. Bei einigen Castrop-Rauxelern kam das nicht gut an.
Über 50 Familien wollten am Donnerstag (23.6.) das Angebot der Flüchtlingshilfe Castrop-Rauxel annehmen und an der Cottenburgschule auf Schwerin Spenden entgegennehmen. Durch den großen Andrang kam es zu einigen Verzögerungen, weshalb einige Familien nicht mehr warten wollten. Das schilderte Silke Berten-Buchwald in der eigens angelegten Facebook-Gruppe der Flüchtlingshilfe.
„Leider kommt es [wegen der Wartezeit] gehäuft zu Beschwerden“, äußerte sich Berten-Buchwald dort weiter. Sie appellierte an alle, Verständnis zu haben und weiterzugeben, dass es für das ehrenamtlich tätige Team nicht anders ginge. Der Andrang steige und fast alle Helferinnen und Helfer seien berufstätig. Bereits jetzt sei das Team jeden Donnerstag vier Stunden vor Ort tätig.
Der eigene Bericht sorgte schnell für harsche Kritik auf Facebook: „Echt unverschämt von den Leuten, sich zu beschweren“ und „die sollten Dankbarkeit zeigen“, heißt es von Nutzern in der Gruppe, die grundsätzlich der Flüchtlingshilfe natürlich zugewandt ist.
„Als Spender fühle ich mich bei euch immer gut aufgehoben“, ergänzt eine dritte Nutzerin im Kommentarbereich, die die Beschwerden zwar „unangebracht“ findet, aber sie doch direkt einzuordnen versucht: „Dass Wartezeit herrscht, zeigt ja nur, dass auch wirklich großer Bedarf an der Arbeit besteht.“

Von der Treppe zum Lager aus werden die Nummern aufgerufen, die die Bedürftigen vorher gezogen haben. Sie hilft den ehrenamtlichen Helfern, den Überblick zu behalten. © Sophia Wibbeke
Das sagt die Ehrenamtliche der Flüchtlingshilfe
Wir befragten Silke Berten-Buchwald zu den Kommentaren: „Ganz ehrlich, manchmal ärgere ich mich auch“, beginnt sie am Donnerstag (30.6.), als wir selbst bei der Ausgabe vor Ort sind. „Dankbarkeit oder Demut erwarte ich persönlich aber nicht, da spreche ich auch im Namen unseres Teams.“
Man müsse Fingerspitzengefühl walten lassen, denn die Menschen, die dort auftauchen, hätten alle Schlimmes erlebt und verarbeiteten Situationen ganz unterschiedlich.
Weiter stellt sie die Verhältnisse in Relation: „Die meisten unserer Kunden bedanken sich; einige herzlich unter Tränen, manche mit Handschlag. Man erkennt an den Augen, ob es ehrlich gemeint ist. Einige wenige Kunden drücken allerdings auch ihre Unzufriedenheit aus.“
Für sie als Helferin sei jedoch an dieser Stelle gar nicht relevant, ob das nun egoistisch ist oder nicht. Für sie steht der Umgang vor Ort im Fokus: „Wir bleiben höflich und bestimmt. Niemand wird gezwungen, zu uns zu kommen. Das bekommen die Leute dann auch in ihrer Sprache mitgeteilt.“
Gebürtige Gelsenkirchenerin des Jahrgangs 1995. Interessiert an Literatur, Wissenschaft und Politik. Fasziniert von den soziokulturellen und medialen Entwicklungen innerhalb unserer Gesellschaft.