Die Zahl der Straftaten in Castrop-Rauxel hat 2021 deutlich zugenommen, wenn man der Polizeistatistik folgt. Sie konnte aber mehr Taten aufklären als in den Vorjahren.

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Kriminalität in Castrop-Rauxel sprunghaft gestiegen: Die häufigsten Delikte

rnPolizei-Statistik

Mehr als die Hälfte aller Delikte in Castrop-Rauxel konnte die Polizei laut eigener Statistik 2021 aufklären. Aber der gerade veröffentlichte Bericht enthält auch: Die Zahl der Fälle steigt.

Castrop-Rauxel

, 21.02.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Polizei vermerkt 582 Delikte mehr als im Vorjahr. 582 Kriminaltaten also, die im Vergleich zum Vorjahr im Jahr 2021 hinzukamen. Das entspricht einem Anstieg der Kriminalität um mehr als zehn Prozent. Im gesamten Kreis Recklinghausen gab es in keiner der zehn Städte eine so dramatische Entwicklung wie in Castrop-Rauxel.

5548 Delikte in einem Jahr gab es laut polizeilicher Statistik im Jahr 2021: Das sind jeden Tag 15 kriminelle Taten. Der gute Teil der Nachricht: Mehr als die Hälfte dieser Delikte wurde laut Polizei aufgeklärt. Der schlechte Teil: Etwa sieben Fälle täglich konnte die Polizei (bisher) nicht lösen. Die Aufklärungsquote liegt insgesamt bei 54,1 Prozent. Wenn man das mit dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (50,8 Prozent, inklusive 2021) vergleicht, ist das eine deutliche Verbesserung.

Statistische Änderungen bei Sexualdelikten

  • Aufgrund einer bundesweiten Vereinheitlichung ist seit 2016 ein direkter Vergleich der Straftaten im Bereich Sexualdelikte mit den Vorjahren nur eingeschränkt möglich.
  • So wurde u. a. der Straftatbestand der sexuellen Belästigung, vorher lediglich im Bereich Beleidigungen erfasst, im Rahmen des Gesetzes zur Verbesserung des Schutzes der sexuellen Selbstbestimmung neu geschaffen und unter den Sexualdelikten aufgenommen.
  • Auch das Gesetz zur Bekämpfung sexualisierter Gewalt gegen Kinder von 2021 wirkt sich statistisch aus. Der Besitz kinderpornografischer Bilder oder Schriften zum Beispiel wird rückwirkend seit dem Jahr 2021 als Delikt hier miterfasst.

Besonders signifikant ist der Anstieg der Straftaten im Bereich Sexualdelikte: 131 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden 2021 angezeigt. In den zehn vergangenen Jahren inklusive 2021 lag der Durchschnitt bei 64, also bei weniger als der Hälfte der Straftaten. Immerhin konnten hier 86 Prozent der Delikte aufgeklärt werden, eine Verbesserung um 3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Nur noch halb so viele Raubüberfälle

Die Zahl der Raubüberfälle halbierte sich hingegen: Sie lag bei 19 im Vergleich zu 41 im Vorjahr und einem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 40 Raubdelikten. 2021 konnten aber nur etwa ein Drittel der Fälle aufgeklärt werden (36,8 Prozent), 2020 lag die Quote noch bei 53,7 Prozent.

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Die Zahl der Diebstähle liegt exakt auf dem Niveau des Vorjahres: 1725 Straffälle gab es 2021, also fast fünf pro Tag. Im Jahr 2012 gab es noch 3079 Diebstähle, seither geht diese Zahl fast kontinuierlich deutlich zurück. Aufgeklärt wurden sie 2021 zu 21,7 Prozent, also nur jeder fünfte Diebstahl. Im Vorjahr war es noch mehr als jeder Vierte (25,1 Prozent).

Besonders signifikant ist die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte gestiegen: 1423 einzelne Straftaten sind hier für 2021 bei der Polizei vermerkt. Sonst schwankte diese Zahl in den neun Jahren zuvor stets zwischen 700 und 900 Fällen. Rund 70 Prozent dieser Straftaten konnten aber aufgeklärt werden, 4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

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Hinter diesem Anstieg steckt nach Angaben von Jürgen Häusler, Direktionsleiter Kriminalität, die Betrugsmasche einer Firma. Es gebe rund 300 Geschädigte und 443 Delikte – über 220 mehr als im Jahr zuvor. „Eine Ermittlungskommission ist da noch tätig, die Staatsanwaltschaft hat diese Fälle noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben“, so Häusler. „Da können wir erst zu gegebene Zeit berichten.“

Außerdem sei die Zahl der Eigentums- und Vermögensdelikte über das Internet stark gestiegen, so Häusler auf Nachfrage unserer Redaktion: 382 Delikte gab es 2021, im Vorjahr 296. Zwei Beispiele: Jemand bestellt Ware im Namen anderer Leute, lässt sich die Ware liefern, die Rechnung aber an den Kontoinhaber bei Amazon schicken. Oder jemand bietet bei Ebay etwas an, der Käufer zahlt, bekommt aber nie die Ware.

Nur 9 von 110 Wohnungseinbrüchen aufgeklärt

Wohnungseinbrüche gab es 2021 wieder vermehrt: Statistisch gesehen stieg fast jeden dritten Tag jemand in eine Wohnung in Castrop-Rauxel ein (110 Fälle) und ließ etwas mitgehen. Im Vorjahr waren es noch 91 Fälle. Erschreckend ist die Aufklärungsquote: Nur 8,2 Prozent der Fälle (in Summe 9) wurden aufgeklärt. Im Vorjahr konnte die Kripo immerhin 15 Fälle (16,5 Prozent) aufklären.

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Die Zahl der Gewaltdelikte sank auf einen Tiefststand: In den vergangenen zehn Jahren gab es nie weniger Straftaten in diesem Bereich. Sowohl die Zahl der Körperverletzungen generell (475), bei denen 9 von 10 Taten aufgeklärt wurden, als auch die Fälle von Gewaltkriminalität (Raub / gefährliche und schwere Körperverletzung) wurden weniger. 136 schwerere Gewaltfälle im Jahr 2021 im Vergleich zu rund 180 im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre sind ein deutlicher Rückgang. 77,9 Prozent dieser Fälle wurden laut der Polizei aufgeklärt. Im Vorjahr waren es noch 74,3 Prozent.

Es gab zwei Straftaten gegen das Leben im Jahr 2021. Beide wurden aufgeklärt. In zehn Jahren gab es nun in Summe 15 solcher Fälle. Dazu zählen Mord und Totschlag, fahrlässige Tötungen und Schwangerschaftsabbrüche. Allerdings werden auch Tötungsversuche dazugezählt.

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