Krankenhäuser in Castrop-Rauxel: Ohne Hilfe aus Berlin wird es schwierig

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Krankenhäuser in Castrop-Rauxel: Ohne Hilfe aus Berlin wird es schwierig

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Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schlägt Alarm: Bald können Krankenhäuser wegen der Corona-Pandemie nicht mehr die Gehälter zahlen. Rochus und EvK schließen sich dem Hilferuf an.

Castrop-Rauxel

, 30.12.2020, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die zweite Corona-Welle belastet die Krankenhäuser mehr als noch im Frühjahr. Vor allem im Dezember wurden auch in den Castrop-Rauxeler Krankenhäusern wieder Operationen verschoben, die nicht unbedingt notwendig sind.

Die Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft (DKG) warnt, schon im ersten Quartal könne es zu Liquiditätsproblemen kommen. Die Konsequenz: Gehälter könnten nicht mehr ausgezahlt werden.

Das Evangelische Krankenhaus (EvK) und das Rochus-Hospital in Castrop-Rauxel teilen die Einschätzung der Krankenhausgesellschaft. Auch sie fordern für 2021 Liquiditätshilfen des Bundes.

Clemens Galuschka, Geschäftsführer der St.-Lukas-Gesellschaft, zu der das Rochus gehört, kann noch Entwarnung geben. „Die Liquidität ist ausreichend und gut“, sagt er. Man habe gut gewirtschaftet. Doch er sieht die Zwickmühle, auf der einen Seite Patienten zu versorgen, Betten für Corona-Patienten freizuhalten, auf der anderen Seite aber auch wirtschaftlich arbeiten zu müssen. Wie sich richtig verhalten? Hier vermisste er klare Vorgaben des Bundes. Bis zum Dienstag.

Nur bis Ende September half dem Rochus die Freihaltepauschale

Für das Rochus galt bis Ende September die sogenannte Freihaltepauschale. Für jeden nicht behandelten Patienten gab es für alle Krankenhäuser in Deutschland eine Pau­scha­le in Höhe von 560 Euro pro Tag. „Seitdem – still ruht der See“, so Clemens Galuschka, „es gibt kein stimmiges Konzept“.

Das ist im EvK anders, für das ein zweiter Rettungsschirm gespannt wurde. Dazu gehören nach Schätzungen der Krankenhausgesellschaft NRW nur ein Drittel der Krankenhäuser, die in NRW Covid-19-Patienten behandeln. Bundesweit sollen sogar nur 25 Prozent profitieren. „Voraussetzung sind eine Inzidenz über 70 und weniger als 25 Prozent freie Intensivbetten“, informiert Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft mit vier Standorten.

Dieser Rettungsschirm läuft am 31. Januar aus. Dann gilt für beide Castrop-Rauxeler Krankenhäuser das Gleiche. Wenn nicht notwendige Operationen verschoben oder Regelversorgungsaufgaben eingeschränkt werden, fehlen Einnahmen. Dazu kommt, dass am EvK und am Rochus Personal wegfällt, weil es selbst erkrankt ist oder in Quarantäne gehen muss.

Erlöse der Krankenhäuser sind im Schnitt um 15 Prozent gesunken

Clemens Galuschka schätzt, dass die Krankenhäuser im Schnitt 15 Prozent weniger Erlöse haben. „Das kling nicht so viel. Man muss aber bedenken, dass alle Kosten für Personal oder Energie gleichbleiben.“ Die Forderungen von DKG-Präsident Gerald Gaß teilen die beiden Geschäftsführer von EvK und Rochus deshalb.

Gaß schlägt vor, dass die Höhe der Liquiditätshilfe 90 Prozent der bis September geltenden Ausgleichszahlungen betragen soll. Ende 2021 solle dann genau abgerechnet werden, um Überzahlungen zu verhindern.

Positive Signale kamen am Dienstag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Er gab eine Gehältergarantie für die Beschäftigten in Krankenhäusern ab. Zudem kündigte er an, dass Bund und Länder Anfang Januar über weitere Maßnahmen beraten werden.

Krankenhäuser gingen im Dezember an ihr Limit

Im Rochus und den anderen Krankenhäusern der Lukas-Gesellschaft gibt es genügend Betten für Corona-Patienten. „Aber es gab eine Phase im Dezember, da waren wir am Limit“, sagt Clemens Galuschka. Auch wegen vieler erkrankter Pflegekräfte.

Am EvK mit seinen zwei Stationen für Covid-19-Patienten sieht es ähnlich aus. Rund 20 Corona-Patienten seien es zurzeit, so Heinz-Werner Bitter. Nicht notwendige Operationen würden seit zwei Wochen verschoben. Eine Entspannung nach dem harten Lockdown sei nicht zu verspüren. „Das kommt drei Wochen später bei uns an“, sagt er. Noch steigen die Zahlen der Corona-Erkrankten und damit in der Folge auch die der Intensivpatienten.

Fallzahlen im Kreis

  • Der Kreis Recklinghausen meldet für den 29. Dezember, dass 286 Menschen wegen einer Corona-Erkrankung in einem Krankenhaus im Kreis behandelt werden, 33 von ihnen auf Intensivstationen.
  • Das DIVI-Intensivregister meldet für den Kreis mit Stand 28. Dezember 33 Patienten auf Intensivstationen, von denen 18 beatmet werden müssen.
  • Noch sind 19,65 Prozent der Intensivbetten frei. Die Covid-Patienten belegen allerdings nur 18 Prozent der Intensivbetten.